Heiner Costabél und Alexander Burmistrov verzaubern mit ihrer Musik. Foto: Ginter Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Konzert mit Kurz-Vorträgen

St. Georgen. "Zauber der Balalaika mit Dr. Schiwago" – einen Musikabend unter diesem vielsagenden Titel konnten Besucher am Wochenende im Ökumenischen Zentrum erleben. Die Künstler Alexander Burmistrov und Heiner Costabél nahmen ihr Publikum mit auf eine musikalische Reise in die Welt des alten Russlands. Dabei bildeten das feine Klavierspiel von Heiner Costabél und die herzzerreißenden Balalaika-Klänge Alexander Burmistrovs eine wahrlich zauberhafte Allianz.

Zunächst erfuhr der Zuschauer etwas über das Herzstück des Abends, die Balalaika. Im Gegensatz zu anderen Streichinstrumenten schwingt sie statt mit vier lediglich mit drei Saiten. Ein weiteres Kuriosum: Das langhalsige Instrument mit dem dreieckigen Resonanzkörper hat dabei nur zwei verschiedene Ausgangstöne. "Alles, was die Balalaika spielt, ist im Nebel voll Wehmut und Sehnsucht eingehüllt", erklärte Heiner Costabél. Als Instrument der Armen und Leibeigenen drücke sie deren Sehnsucht nach einem besseren Leben aus. Diese Wehmut und Sehnsucht voller Melancholie – sie ist mit jedem Saiten-Schwingen der Balalaika zu hören.

Differenzierte Einblicke in das 19. Jahrhundert

Den Anfang des Konzerts machte die russische Volksweise "Ein Baum im Roggenfeld". Dass die Balalaika nicht nur die Traurigkeit und Ausweglosigkeit der ärmlichen Bevölkerung auszudrücken vermochte, sondern auch für fröhlich-ausgelassene Feste Verwendung fand, wurde im Stück "Die Birke" deutlich. Es erklangen außerdem ein "Sibirischer Tanz" sowie zwei Variationen über den Vogelbeerbaum, "Die Eberesche".

Durch Pianist Heiner Costabél, der das Konzert mit allerlei historischen Begebenheiten und Anekdoten bereicherte, erfuhr der Zuschauer auch, wie es auf der anderen Seite des damaligen Russlands zuging: Punkvolle und rauschende Feste am reichen Zarenhof, bei denen mit Vorliebe der Salontanz des 19. Jahrhunderts, der Walzer, getanzt wurde. Einen solchen spielte das Duo dann auch für sein Publikum, genauso wie eine "Mazurka" von Alexei Davidoff, ein Tanz, dessen Ursprung in der polnischen Folklore zuhause ist.

Dramatisch-wunderschön wurde es beim "Czardas" von Vittorio Monti, lieblich-vergnügt bei der "Polka" von Sergej Rachmaninov. Nach einem Besuch bei "Dr. Schiwago" und einer "Schlittenfahrt bei Mondschein" endete die Reise ins alte Sibirien. Dem Willen des begeisterten Publikums folgte eine unter die Haut gehende Zugabe des "Präludiums in C-Dur" aus dem "Wohltemperierten Klavier" von Johann Sebastian Bach, das ebenso mit viel Applaus quittiert wurde.