St. Georgen - Das Gebäude Am Markt 3 ist heute ein riesiger Komplex. Noch vor rund 40 Jahren allerdings fanden sich an dieser Stelle mehrere einzelne Häuser –darunter eines der traditionsreichsten Gebäude der Stadt.

Vom "Bären" über den "Grünen Baum" bis hin zum "Löwen": An Gasthäusern mangelt es in der Geschichte der Bergstadt wahrlich nicht. An manche erinnert nur noch der Name eines Platzes, andere Gebäude stehen noch und sind ungenutzt. Und wieder andere fielen der Stadtkernsanierung zum Opfer. So wie der "Adler". Von Unverständnis und Empörung sprechen die Zeitungsberichte, die 1976 das Ende des Gebäudes – in dem zu dieser Zeit die Post untergebracht ist – ankündigen. "Der große Brand im Jahr 1865 zerstörte 22 Häuser und die Lorenzkirche – das Gasthaus Adler aber blieb unversehrt", erinnert sich Geschichtsexperte Otto Rapp zurück. Zwar war das Gebäude einige Jahre zuvor, nämlich 1842, einem Feuer zum Opfer gefallen, die Grundmauern zeugten allerdings von rund 400 Jahren Stadtgeschichte.

Bis ins 16. Jahrhundert war das Gebäude das Amtshaus der Klosterverwaltung. 1585 ging es für 625 Gulden von Herzog Ludwig von Württemberg an Christoph Hainold. Hainold, der als Sohn des Löwenwirtes kein Unbekannter war, eröffnete den "Adler", zu dieser Zeit das zweite Wirtshaus der Bergstadt.

Stürmische Jahre sollten auf das Gebäude zukommen. Im 17. Jahrhundert zerstörten kaiserliche Soldaten und Villinger das Gasthaus, mehrere Jahre lang war es außer Betrieb. Erst der Peterzeller Lehrer Gottlieb Rosenfelder, in dessen Besitz der "Adler" nach vielen Jahren landete, machte daraus das seinerzeit bedeutendste Gasthaus im Ort. Im 19. Jahrhundert betrieb er nicht nur die Wirtschaft, sondern eine Metzgerei, Bäckerei, Bierbrauerei und eine Pottaschensiederei.