Für Florian Schlotter, Kapitän der SpVgg Bochingen, macht es wenig Sinn, nach dem Lockdown im Dezember nochmals Spiele anzusetzen. (Symbolfoto) Foto: Eibner

Fußball: Für Florian Schlotter macht es wenig Sinn, nach dem Lockdown nochmals Spiele anzusetzen.

In diesem Jahr ist nichts mehr wie gewohnt. COVID 19 beeinflusst nicht nur das alltägliche Leben, auch im Sport, insbesondere bei den Amateuren, ist man enorm eingeschränkt. Durch den Lockdown herrscht im November regelrecht ein Stillstand. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten äußert sich Florian Schlotter, Kapitän der SpVgg Bochingen, zur aktuelle Situation.

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Wie stehen Sie zum Lockdown, dass der Fußball ausgesetzt wurde?

Im Endeffekt war es doch nur eine Frage der Zeit bis es wieder soweit war. Bevor wir Restaurants usw. schließen müssen, von denen viele Arbeitsplätze und sogar ganze Existenzen abhängen, hätten wir den Fußball schon viel früher absetzten müssen. Es ist immer noch ein Hobby und in unseren Ligen hängen davon keine Arbeitsplätze ab. Deswegen war es die einzig richtige Entscheidung und hätte eventuell auch schon viel früher geschehen müssen.

Hätte es aus Ihrer Sicht andere Möglichkeiten gegeben?

Das Problem der Ansteckung ist laut Studien auf dem Sportplatz relativ gering, aber das "drumherum" wie Kabine, Dusche, Sportheim, Zuschauer usw. ist das Problem. Deswegen hätte es noch die Möglichkeit gegeben, auch bei uns Geisterspiele auszutragen und die Kabinen, Duschen, Sportheime komplett zu schließen. Aber dann muss man sich überlegen, ob es überhaupt noch Sinn macht und deshalb war die Entscheidung nachvollziehbar und richtig.

Was bedeutet die Saisonunterbrechung in der Konsequenz - lässt sich der Spielbetrieb im Dezember wieder aufnehmen, sollten die Infektionszahlen bis dahin zurückgehen?

Das kann nur bedeuten, dass wir bereits jetzt in die Winterpause gehen. Im Dezember macht es keinen Sinn, nochmals Spiele anzusetzen.

Ist es überhaupt möglich, ohne Training dann von Null auf 100 wieder bereit zu sein?

Das finde ich schwierig. Eine Vorlaufzeit von 10 bis 14 Tagen sollte da schon gegeben sein und auch deswegen macht es keinen Sinn, im Dezember nochmals Spiele anzusetzen.

Bleiben also zwei Drittel der Spiele, die erst in 2021 absolviert werden könnten. Um in einem Zeitrahmen bleiben zu können, die Saison zu Ende zu spielen, würde das bedeuten, dass permanent pro Woche drei Spieltage anstehen. Kann man das Amateurfußballern überhaupt zumuten?

Ich glaube, das wäre eine zu große Belastung für alle Beteiligten. Nicht nur körperlich für die Spieler gesehen, sondern auch zeitlich für die vielen freiwilligen die in den Vereinen mitarbeiten, da es immer noch Hobby ist und viel Ehrenamt dahinter steckt.

Wie könnte Ihrer Einschätzung nach eine vernünftige Lösung aussehen?

Eine Lösung wäre natürlich, die Saison in die Länge zu ziehen, eventuell früher aus der Winterpause zu starten (je nach Witterung) und dann bis in den Juli zu spielen. Das hätte natürlich wieder Auswirkungen auf die neue Saison. Eine andere Lösung wäre im Frühjahr nur die Vorrunde komplett zu Ende zu spielen und danach die Saison zu beenden.

Etwas provokant gefragt: Macht in Zeiten von Corona die "schönste Nebensache der Welt" überhaupt noch Spaß oder Sinn, sich dafür aufzureiben, Zeit zu investieren, wenn innerhalb kurzer Zeit immer wieder alles über den Haufen geworfen wird?

Das ist natürlich gerade etwas schwierig, wenn man nicht weiß, was sportlich passiert. Und ich finde in unseren Ligen gehört mehr zum Fußball wie nur das was auf dem Platz passiert. Es gehört Kameradschaft und Geselligkeit dazu und solange das nicht gegeben ist, macht es auch keinen Spaß und keinen Sinn.