Spritpreise an Lahrer Tankstellen am Mittwoch Foto: Hamsch

Die Spritpreise schießen in die Höhe, Autofahrer verzweifeln. Sogar Diesel kostet mehr als zwei Euro pro Liter, obwohl der Kraftstoff geringer besteuert wird als Benzin. Unsere Redaktion hat an Lahrer Tankstellen Stimmen gesammelt.

Lahr - Der Blick an die Tankstellen in Lahr zeigt, dass immer noch getankt wird. Klar: Die Menschen müssen mobil bleiben, vor allem Arbeitnehmer zu ihren Jobs kommen. "So einfach nehmen es die Kunden nicht hin", sagt Tankstelleninhaber Vedat Ceyan von "Bft zum Boxenstop" in der Geroldsecker Vorstadt. Gefühlt jeder Dritte beschwere sich über die hohen Preise. "Ich denke, dass wir bis zum Sommer die 2,50-Euro-Grenze erreichen und sich dann der Preis stabilisieren wird", vermutet Ceyan. Im vergangenen Jahr habe der Liter Diesel um die gleiche Zeit 1,25 Euro gekostet. "Die Preise sind in einem Jahr also über ein Euro gestiegen", stellt der Inhaber fest – und: "Ich mache die Preise nicht." Sie werden von der Zentrale vorgeschrieben.

Tankstellenbetreiber hofft auf Politik

"Wir machen durch die hohen Preise nicht mehr Gewinn", sagt Ceyan. Das Gegenteil sei sogar der Fall: "Wir haben nun Verluste, weil jetzt weniger getankt wird". Dadurch erhalte er weniger Provision.

Ceyan hofft auf ein Eingreifen der Politik. Erst habe Corona die Finanzen der Bevölkerung belastet, jetzt der Krieg. "Die Leute bilden schon Fahrgemeinschaften, um Sprit zu sparen", berichtet der Unternehmer. Die Tankstelle bekomme den Schwarzen Peter zugeschoben. "Wenn es so weitergeht, werden auch Arbeitsplätze gefährdet sein", befürchtet Ceyan. Kunden, die volltanken, zahlen im Schnitt zwischen 150 und 200 Euro. "Wir haben auch viele Bauern mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen, da waren auch schon Rechnungen über 350 Euro dabei", sagt eine Mitarbeiterin.

Hauptantreiber des Preisanstiegs sind die Ölpreise, die im Zuge des Konflikts in der Ukraine stark gestiegen sind. Der aktuelle starke Dollar verstärkt diesen Effekt noch, da Öl in Dollar gehandelt wird und deutsche Käufer in Euro bezahlen. Hinzu kommt, dass der Dieselpreis durch eine hohe Nachfrage nach dem relativ ähnlichen Heizöl weiter angetrieben wird und Importeure die Einfuhr von Diesel aus Russland zurückfahren.

Kunden sind verärgert

"Die Kunden sind verärgert, sie machen uns für die hohen Preise verantwortlich", sagt eine Mitarbeiterin bei der T-Tankstelle in der Bismarckstraße. Die Preise werden an dieser Tankstelle von Total vorgeschrieben. "Die Preise steigen täglich", sagt die Frau. "Heute hatte ich eine ältere Dame, die nur 700 Euro im Monat zum Leben hat und dann muss sie für 2,20 Euro pro Liter tanken", sagt die Mitarbeiterin.

Von der Regierung sei sie enttäuscht. "Ich glaube, die Preise werden noch über drei Euro stiegen." Viele Kunden seien auch schon aggressiv geworden und gerade als Russlanddeutsche bekomme sie die Wut der Menschen sehr zu spüren. So, als ob sie etwas für den Krieg – und damit für die hohen Spritpreise – könne. "Wir leben schon seit über 30 Jahren in Deutschland und dann werde ich direkt gefragt, für wen ich bin", berichtet die Mitarbeiterin. Sie habe das Gefühl, dass momentan alle russisch sprechenden Menschen Feinde seien. Deshalb würden die Angestellten an der T-Tankstelle auch keine Namensschilder mehr tragen