Die violetten Blüten des Drüsigen Springkrauts sind beliebtes Anflugziel von Bienen. Foto: Priotto Foto: Schwarzwälder-Bote

Wachsen lassen oder ausreißen? Am Umgang mit dem Drüsigen Springkraut scheiden sich je nach Region die Geister

Sulz/Oberndorf. Hübsch anzusehen oder Dorn im Auge: Das sogenannte Drüsige Springkraut spaltet die Pflanzenexperten im Land. Einst aus der Himalaya-Region eingeführt – daher auch als Indisches Springkraut bekannt – fühlt es sich im Südwesten unübersehbar wohl.

 

Während es in einigen Regionen, so in Sulz (Kreis Rottweil) und Horb (Kreis Freudenstadt), mehr oder weniger regelmäßige Ausreißaktionen gegen die Ausbreitung der violett blühenden Pflanze gibt, wachsen etwa im Eriskircher Ried am Bodensee wahre Großbestände, die in dem Naturschutzgebiet sogar zur schützenswerten Flora zählen. Und auch bei Rottweil und Zimmern-Horgen (Kreis Rottweil) sowie nahe Niedereschach (Schwarzwald-Baar-Kreis) blühen die Pflanzen ungestört vor sich hin. Besonders dichte Bestände finden sich in der Nähe von Seen, Flüssen und Bächen, aber auch am Waldrand taucht das bis zu zwei Meter hohe Drüsige Springkraut häufig auf.

"Die Pflanze ist ein Neophyt, der inzwischen ganz Europa besiedelt", weiß ein Sprecher das baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums. Ein Neophyt ist eine Pflanze, die durch den Menschen bewusst oder auch unbewusst in ein Gebiet gelangt ist, in dessen Natur sie zuvor nicht vorkam. "Das bedeutet grundsätzlich eine Veränderung der Vegetation mit allen Konsequenzen", weist der Sprecher auf Folgen hin, die von der Verdrängung heimischer Pflanzenarten bis zu ungeahnten Auswirkungen auf die Tierwelt reichen kann.

Im Fall des Drüsigen Springkrauts sei vor allem eine Verdrängung der heimischen Pflanzenarten entlang von Wasserläufen und in Feuchtgebieten zu beobachten. "Wir haben zum Beispiel entlang des Neckars eine Kulturlandschaft, in der es auch geschützte wie normale einheimische Arten gibt. Das ist für viele ein Wert an sich", beurteilt der Ministeriumssprecher lokale Bekämpfungsaktionen gegen das Indische Springkraut.

Auch Karl Wezel aus dem Sulzer Teilort Mühlheim versucht unermüdlich, das Ausbreiten des Drüsigen Springkrauts zu verhindern: Bereits zwei Mal hat der Rentner mit anderen Freiwilligen größere Pflanzenbestände am Neckar und entlang des Mühlbachs mitsamt den Wurzeln herausgerissen und verbrannt. Als Erfolg wertet der Umweltaktivist, dass auf den Flächen, wo er mit Helfern im Einsatz war, nur noch ein Bruchteil des früheren Bestands übrig ist. Wenn überhaupt, dann macht es nur Sinn, dem Springkraut den Garaus zu machen, bevor es im Juni anfängt zu blühen. Danach besteht die Gefahr, dass beim Herausreißen die Samen in die Umgebung geschleudert werden und sich die Pflanze dadurch noch stärker ausbreitet.

Großen Erfolg, so der Ministeriumssprecher, könnten solche Aktionen allerdings nicht bringen. "Sobald die Pflanze einmal irgendwo auftaucht, breitet sie sich sehr aggressiv aus." Ihre Samen würden auf allen möglichen Verbreitungswegen ihren Weg finden, sei es über das Fell von Tieren oder einfach über das Wasser.

Imker schätzen das Drüsige Springkraut indes als reichhaltige Nektarquelle für ihre Bienen und begrüßen die starke Ausbreitung der Pflanze. Die Bestände im Land sind mittlerweile ohnehin so groß, dass lokal beschränkte Ausreißaktionen sie nicht mehr nachhaltig an der Verbreitung werden hindern können.