Sind empfindliche historische Wände in Rottweil betroffen, muss Restaurator Stefan Widmer die Verunstaltungen wegputzen. Foto: Günther

Langeweile in den Sommerferien bekämpfen einige mit dem Besprühen von Hauswänden. Aber die Stadt Rottweil weiß Erfolgserlebnisse zu verhindern.

Rottweil - Mit Läppchen, Pinselchen, Töpfchen und allerlei Döschen ist Stefan Widmer bewaffnet, wenn er mal wieder gegen die Verunstaltung einer Hauswand zu Felde zieht. Der Restaurator in Diensten der Stadt Rottweil muss gelegentlich den Putzmann spielen – dann nämlich, wenn sich ein Sprayer an der Wand eines historischen Gebäudes versucht hat. Das war zum Beispiel neulich an der Außenwand des Stadtarchivs der Fall. Auch wenn ein empfindlicher Untergrund besprüht worden ist, kommt der Restaurator zum Außeneinsatz.

Ist das Kunst oder kann das weg? Manchmal ist es Kunst. Oft ist es aber keine Kunst und kann weg – so lautet das Urteil in aller Regel, wenn es um Graffiti an öffentlichen Gebäuden geht. "Die treten immer wieder mal auf", berichtet Erik Fiss, Fachbereichsleiter der Abteilung Hochbau der Stadt Rottweil. Als gravierendes Ärgernis für die Stadt würde er sie allerdings nicht einschätzen.

Ein eher kleines bis mittleres Problem

Auf einer Skala von eins bis vier rangieren die Spraydosen-Hinterlassenschaften Fiss zufolge bei eins bis zwei. "Es handelt sich um ein kleines bis mittleres Problem", sagt er. "Von den Gesamtschäden durch Vandalismus machen die Graffiti einen Anteil von zehn bis 25 Prozent aus." Doch das schwanke von Jahr zu Jahr sehr stark. Eine echte Sprayer-Szene scheint es in Rottweil aber nicht zu geben. Jedenfalls lasse die Zahl der Vorkommnisse darauf keine Rückschlüsse zu, sagt der Fachbereichsleiter. Auch seien keine bestimmten Gebäude in der Stadt besonders betroffen.

Zu beobachten sei allerdings, dass die Zahl der Graffiti in den Sommerferien zunimmt. Keine gute Idee jedoch, auf diese Weise die Freizeit zu gestalten. "Wie jede Sachbeschädigung bringen wir Graffiti üblicherweise zur Anzeige", stellt Erik Fiss klar. Und die Stadt macht sich außerdem ganz bewusst zum spaßbefreiten Spielverderber. "Wir bemühen uns, Graffiti sehr zeitnah zu entfernen, auch um den Tätern kein nachhaltiges Erfolgserlebnis zu bescheren." Üblicherweise rücken dazu die Männer vom Bauhof mit einem Hochdruckreiniger an, nur in Ausnahmefällen kommt Restaurator Stefan Widmer zum Einsatz.

Widerlager von Brücken beliebt

Außerdem beliebtes Betätigungsfeld der Sprayer: Die Widerlager von Brückenbauwerken oder Stützwände aller Art. "Diese werden durch den Bürger aber nicht so häufig wahrgenommen, weil diese Stellen eher selten sichtbar sind", berichtet Marcus Martin, Teamleiter Straßen und Bauwerke beim Tiefbauamt der Stadt Rottweil.

Bei den Stützmauern komme hinzu, dass diese oft mit der Zeit einwachsen und so noch weniger auffällig sind. Trotzdem: Auch diese Taten werden von der Verwaltung konsequent zur Anzeige gebracht. Die verwendeten Schriftzeichen würden auf Einzelpersonen hinweisen, sagt Marcus Martin. Anzeichen für eine echte Sprayer-Szene sehe er nicht.