Lisa Buckenmaier freut sich über ihre spanischen Mitschüler Daniela Rodié, Jana Asbiol und Ferran Galindo, die für zwei Monate am Hechinger Gymnasium in Klassen mitlernen. Timothee Sauer (hinten, stehend) kommt aus dem franzöischen Ort Vittel in den Vogesen. Er ist als FSJler an der Schule in vielerlei Aufgaben im Einsatz. Foto: Stopper

Frankreich, was ist das überhaupt? Geschichte, Sprache, Landschaft? Zum Kennenlernen fängt man am besten mit Franzosen selbst an. Am Hechinger Gymnasium beispielsweise mit Timothee Sauer. Und wer Spanisch lernt, wird auch fündig.

Hechingen - Als "Franzose für alle Fälle" leistet hier Timothee Sauer ein freiwilliges Soziales Jahr. 21 Jahre alt, aufgewachsen in Vittel in den Vogesen, Bachelor in Germanistik in Leipzig abgelegt. Die deutsche Großmutter heiratete einst aus Trier in die Familie ein. Bei ihm weckte sie das Flämmchen der Begeisterung für das Nachbarland, so dass er sich für Deutsch statt Spanisch entschied und gerne auch mal einen Beruf ergreifen möchte, der mit beiden Ländern zu tun hat.

Dass ein Franzose an einem deutschen Gymnasium ein FSJ machen kann, braucht die Unterstützung einiger Institutionen und ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Ausdruck der Wertschätzung für die vielen Jahre, in denen das Hechinger Gymnasium mit Beharrlichkeit internationale Kontakte pflegt und Wert auf den sprachlichen Bereich legt. Und das zahlt sich aus. Zum Beispiel durch dieses FSJ.

Timothee Sauer ist hier als Franzose bekannt und beliebt. "Auch Schüler, die gar kein Französisch im Unterricht haben, begrüßen mich auf dem Gang teilweise mit Bonjour, oder sie bedanken sich mit einem Merci", erzählt er lächelnd. Das freut ihn.

Am Gymnasium erledigt er auch Verwaltungsaufgaben, hilft auch mal dem Hausmeister, hilft bei Hausaufgaben und in der Lernwerkstatt, aber er wird auch direkt im Unterricht eingesetzt.

Eine Art Trainings-Franzose

Da ist er dann eine Art Trainings-Franzose. Denn jeder weiß: All die trockene Grammatik und tausende Vokabeln, die sein müssen, um eine Sprache zu lernen, helfen einem erstaunlich wenig, wenn man auf die erste echte Französin oder den ersten echten Spanier trifft. Das läuft dann eher so ab: Nervosität, stammeln, peinlich, rot werden, schweigen.

Mit Timothee kann man üben, im Unterricht plaudern, vielleicht auch mal nur ein paar Worte wechseln. Der versteht einen schon. Er kann ja auch Deutsch, und mit seinen 21 wirkt er fast gleichaltrig. "Außerdem ist er kein Lehrer, der unterrichtet und auch benotet", erklärt Elisa Franzelin, Pädagogin für Spanisch und Französisch, einen weiteren Vorteil. Und es sei für Schüler auch mal spannend, überhaupt mal einen Franzosen kennenzulernen, dessen Sprache man ja schließlich erlernen will.

Und weil das Hechinger Gymnasium bekanntlich auch auf Spanisch großen Wert legt, hat sich ein zweites Projekt ergeben. Drei junge Spanier aus Lleida sind da. Nicht nur für eine Woche, wie bisher schon bei Schüleraustauschen üblich, sondern ganze zwei Monate. Und sie machen ganz normal mit im Unterricht.

Damit das klappt, ist die Spanierin Aitana Garcia Yuste als Sprachassistentin im Einsatz. Denn Daniela Rodié, Jana Asbiol und Ferran Galindo sollen in ihrer Hechinger Zeit nicht allzu viel Stoff, versäumen, der in ihrer Heimatschule unterrichtet wird. Sie wurden deshalb mit Aufgaben von zu Hause aus versorgt, und sie werden in Hechingen auch speziell betreut. Auch hier sind verschiedene Institutionen mit im Boot, damit so etwas möglich ist.

Durch den längeren Aufenthalt ergeben sich natürlich viele Kontakte unter den Schülern. Die Familie von Lisa Buckenmaier hat beispielsweise Daniel Rodié aufgenommen. Die Nervosität der ersten Tage ist schon abgefallen. Die beiden verstehen sich. So läuft das auch in den Gastfamilien der anderen. Kontakte entstehen zu Freunden und Klassenkameraden. Und beim nächsten Spanier, der nächsten Spanierin, die man kennenlernt, wird man sicher deutlich weniger nervös sein.