Wie wird in VS gegendert? Foto: © Fokussiert – stock.adobe.com

Beim Thema Gendern scheiden sich die Geister: Während die einen die Verwendung geschlechtergerechter Sprache als Chance zur Gleichbehandlung sehen, fürchten andere, dass dadurch die Deutsche Sprache verhunzt wird. Wir haben nachgefragt, wie in Villingen-Schwenningen mit der Thematik umgegangen wird.

Villingen-Schwenningen - Die Verwendung gendergerechter Sprache wird kontrovers diskutiert. Das "generische Maskulinum" ist dabei Kern der Debatte. Gemeint ist laut Duden, die geschlechtsübergreifende Verwendung eines maskulinen Wortes, wie beispielsweise der Lehrer oder die Lehrer für alle, die diesen Beruf ausüben. Das generische Maskulinum ist geschlechtsneutral, erzeugt aber in erster Linie männliche Assoziationen im Kopf. Mit geschlechtergerechter Sprache will man deshalb Gleichbehandlung fördern und auch Menschen ansprechen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugehörig fühlen. Eine Pflicht zum Gendern gibt es nicht. Dennoch stolpert man in der Praxis immer häufiger über Sternchen, Bindestriche und Doppelpunkte – auch wenn laut einer Infratest-Dimap-Umfrage aus dem vergangenen Jahr mit 65 Prozent die Mehrheit der Deutschen das Gendern ablehnt.

 

Welche Möglichkeiten gibt es?

Eine einheitliche Regelung beim Gendern gibt es nicht. Der Duden führt eine Fülle an Möglichkeiten auf, wie man geschlechtergerechte Sprache anwenden kann. In Anreden wird häufig auf die Doppelnennung femininer und maskuliner Formen zurückgegriffen. Mit Schrägstrich, Ergänzungsstrich oder etwa Klammern kann die Doppelnennung verkürzt werden. Zu kritisieren sei dabei, dass es etwa keine dritte Option für Menschen gibt, die sich weder mit dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht identifizieren kann.

Vom amtlichen Regelwerk nicht abgedeckt sind Schreibweisen mit Genderstern: Lehrer*innen, mit Binnen-I: LehrerInnen, mit Gender-Gap unter Verwendung eines Unterstrichs oder Doppelpunkts: Lehrer_innen oder Lehrer:innen sowie mit Schrägstrich ohne Ergänzungsstrich: Lehrer/innen. Nichtsdestotrotz findet der Genderstern in der Praxis häufige Beliebtheit.

Möglich ist auch eine geschlechtsneutrale Alternative zu verwenden – aus Lehrern werden Lehrkräfte – oder den Begriff zu substantivieren – aus Lehrern werden Lehrende.

Wie wird in VS gegendert?

"Das Thema beschäftigt uns tatsächlich sehr in der internen und externen Kommunikation", gibt Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke Villingen-Schwenningen, zu. Er bedauert, dass es keine einheitliche Regelung zu dieser Thematik gibt. "Wir haben in der Vergangenheit immer beide Geschlechter angesprochen, werden aber nun dazu übergehen mit einem Doppelpunkt zu arbeiten", erklärt Bauer. Grund sei, dass sich diese Form mehr und mehr durchsetze und die Ansprache vereinfache.

Sandra Adams, Pressesprecherin des Schwarzwald-Baar-Klinikums teilt auf Anfrage mit, dass das Klinikum aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung bei der Ansprache verzichtet. Es werde deshalb eine möglichst genderneutrale Sprache verwendet. "In Fällen, in denen das nicht möglich ist oder in denen der Lesefluss gestört würde, greifen wir auf das Generische Maskulinum zurück", teilt Adams mit, betont aber, dass damit jedes Geschlecht gleichermaßen angesprochen werde.

Auch beim Automobilzulieferer Continental wird auf die Verwendung geschlechterneutraler Sprache Wert gelegt. "Vielfalt ist Teil unserer DNA und entscheidender Katalysator für wegweisende Entwicklungen", erklärt Nicole Göttlicher, Pressesprecherin des Unternehmens. Das Unternehmen arbeite daran diese zu fördern – auch im Hinblick auf kulturelle, fachliche und sonstige Vielfalt. "Dies wird unterstützt durch eine gendersensible Sprache, mit der wir alle Beschäftigten des Unternehmen erreichen wollen", gibt Göttlicher weiter bekannt. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei hierfür Anfang 2021 ein entsprechender Leitfaden zur Verfügung gestellt worden. Aus dem Leitfaden geht die Empfehlung hervor auf das generische Maskulinum zu verzichten – soweit dies möglich ist – und die jeweils geschlechtsspezifische Form zu verwenden – sprich anstelle von Mitarbeiter also Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verwenden.

Keine Richtlinie bei der Stadt

Bei der Stadtverwaltung gebe es aktuell keine konkrete Richtlinie, wie das Gendern gehandhabt wird, erklärt Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt. In der Regel werden die Texte in der weiblichen und männlichen Form verfasst, meint Brunner. Aus Gründen der Lesbarkeit werde je nach Publikation manchmal auch nur die männliche Form verwendet. Stellenausschreibungen laufen unter m/w/d. "Herr Roth verwendet ebenfalls in der Regel die weibliche und männliche Form", erklärt Brunner.

"Bei der Sparkasse Schwarzwald-Baar sprechen wir in der Regel unsere Kundinnen und Kunden sowie unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an", teilt Pressesprecherin Katrin Bönsel mit. Damit greift die Sparkasse auf die Doppelnennung femininer und maskuliner Formen als Form des Genderns zurück. Rückmeldungen, Kritik oder Wünsche seitens der Kundschaft oder aus den Mitarbeiterreihen habe die Sparkasse hierzu bislang keine erhalten, erklärt Bönsel.

Auch online versuchen die Arbeitgeber gendergerecht aufzutreten. Die Volksbank hat auf ihrer Website einen Gender-Hinweis platziert, mit dem Inhalt, dass aufgrund einer möglichst leserfreundlichen Gestaltung das generische Maskulinum verwendet werde, was jedoch vollkommen geschlechtsneutral zu verstehen sei.

Die Debatte rund um das Thema Gendern ist noch längst nicht abgeschlossen. Es wird deutlich, dass die Arbeitgeber in Villingen-Schwenningen auf die Verwendung geschlechtergerechter Sprache Wert legen und damit versuchen, jeden gleichermaßen anzusprechen – auch wenn sich eine einheitliche Gender-Regelung noch nicht etabliert hat.