Mit dem Fahneinzug wird die Delegiertenversammlung in der Geislinger Schloßparkhalle eröffnet. Fotos: Deregowski Foto: Schwarzwälder Bote

Sportschießen: 62. Landesschützentag des Württembergischen Schützenverbands beim SV Geislingen

Seine Delegiertenversammlung hat der Württembergische Schützenverbund (WSV) zum ersten Mal in Geislingen abgehalten. Im Rahmen des 62. Landesschützentags wurden unter anderem die Mehrkosten des Schulungszentrums auf dem Campus der Sportschule in Ostfildern-Ruit thematisiert, Ämter besetzt und Ehrungen vorgenommen.

Im vergangenen Jahr sei vieles bewegt, seien viele Weichen gestellt worden, fasste Landesoberschützenmeisterin Hannelore Lange in ihrer Begrüßung zusammen. So wurde etwa "ein Lehrgangsprogramm für Ehrenamtliche installiert, das fast keine Wünsche offen lässt." Der Verband, so Lange, erweitere sein Aus- und Fortbildungsangebot stetig, um seinen Ehrenamtlichen einen guten Start zu ermöglichen und sie zu unterstützen.

Zur sportlichen Ausbildung trägt seit vergangenem Jahr auch das neue Schulungszentrum in Ostfildern-Ruit bei. Die ermittelten Kosten lagen bei 6,5 Millionen Euro, zusammen gekommen sind nun rund 7,6 Millionen. Schatzmeister Reinhard Mangold führte die Gründe an. So ergaben sich etwa Planungsänderungen bei den Elektroanlagen und der Lüftungstechnik. Auch mussten Nachbesserungen am Brandschutz ausgeführt werden. Auch Glaswände im Untergeschoss oder zusätzliche Netzwerkkabel trieben die Kosten in die Höhe. Trotz des Baus stehe der Verband auf einem sehr guten finanziell Fundament, betonte Mangold. Zu diesem tragen nach den Ausführungen von Kassenprüfer Peter Kraft auch Einsparungen an verschiedenen Stellen bei.

Pfiffe: Mehrkosten beim Schulungszentrum

Die Mehrkosten stießen in den Reihen der Delegierten auch auf Missfallen. Pfiffe ertönten aus der hinteren Hallenecke nach dem Bericht des Schatzmeisters. Alfred Bock, Kreisoberschützenmeister Echaz-Neckar, ergriff bei den Aussprachen das Wort. Drei markante Ausdrücke seien ihm bei einem außerordentlichen Landesschützentag mit Thema Ruit im Gedächtnis geblieben: die Finanzierung ist gedeckelt, auf Spenden ist der WSV nicht angewiesen, und eine Kommission überwacht die Kosten. Trotzdem seien die anfänglich angesetzten fünf Millionen Euro überschritten worden – und er forderte die Nennung von Gründen, wofür er Beifall erhielt. Landesoberschützenmeisterin Lange verwies auf die Ausführungen Mangolds. Außerdem hätten die Planungen nicht allen Ansprüchen genügt. Die Multifunktionalität hatte Mehrkosten, jedoch gleichzeitig einen höheren WSB-Zuschuss ergeben. Das Projekt sei für den Verband leistbar, betonte Lange und führte weiter an, dass kein weiterer Kredit, als die bisher aufgenommenen 3,5 Millionen Euro in Anspruch genommen werden musste: "Wir haben die Kreditsumme als Belastung für den Verband nicht erhöht, trotzdem die Summe gestiegen ist", so Lange.

Bock kritisierte weiter, dass die Verbandsmitglieder von der Projekt-Kommission nicht über die Kostensteigerungen informiert worden seien. Die Kommission war laut Lange "im Landesschützenmeisteramt festgesetzt". Dieses Gremium hatte zur Aufgabe die Kosten zu überwachen und gegebenenfalls freizugeben. "Es gab keinen Anlass", entgegnete Lange auf die Frage Bocks, weshalb man erst heute davon erfahre. Er bezeichnete das als "Ruit 21".

Nur eine Ebene zwischen Verein und Verband

Neben abgeschlossenen und bewältigten Aufgaben blieben ebenso viele, die gemeinsam angepackt und erfüllt werden müssten. Unter dem Vorsatz, den Verband nicht nur zu verwalten, sondern auch zu gestalten, wird im Verband derzeit etwa über eine Neustrukturierung nachgedacht. Denn neben Tradition sei die Bereitschaft zur Veränderung ein Erfolgsfaktor für Vereine, sagte Mangold, diesmal als Sprecher der Projektgruppe.

Eine erste Skizze liegt bereits vor. Nach dieser ändert sich die Struktur, so dass zwischen den Vereinen, der Basis, und der Landesebene nur noch eine Gliederungsebene steht: die Regionen. In diesen verschmelzen Kreise und Bezirke. Das Vermögen wird entsprechend prozentualer Mitgliederzahl aufgeteilt.

Sportlich ergibt dies eine Straffung. Auf die Bezirksmeisterschaften wird verzichtet. Für die Württembergischen Meisterschaften kann man sich also direkt über die Kreisebene qualifizieren. Das Ligasystem bleibt unverändert. Der Vorteil: es gibt weniger Termindruck, zeitlicher, personeller und finanzieller Aufwand fallen geringer aus.

Mangold betonte, dass dies Vorschläge der Projektgruppe darstellen, in die auch bisherige Rückmeldungen eingeflossen sind. Den Mitgliedern würden sich in diesem Jahr noch viele Gelegenheiten und Termine bieten, sich aktiv in den Prozess einzubringen. "Bedenken und Ängste nehmen wir ernst. Wir sind gespannt auf euer Feedback."

Amtsinhaber werden bei Wahlen bestätigt

Die Wahlen erbrachten nahezu keine Änderungen. Jens Eberius bleibt erster Landesschützenmeister, Rainer Hanisch Landessportleiter. Katrin Rudaus Wahl als Landesjugendleiterin wurde von der Delegiertenversammlung bestätigt. Neu hinzu gekommen ist Jürgen Richter auf den bisher vakanten Posten als dritter Landesschützenmeister. Peter Kraft hat sein Amt als Kassenprüfer nach zehn Jahren niedergelegt. Ihm rückt Albert Leberle, Bezirksschatzmeister Hohenlohe, nach.