Eva Rösken (links) von der SSVg Brigachtal fährt nach Rio. Foto: Eibner, Kienzler

Sportschießen: "Dies ist mit nichts vergleichbar" - Schützin der SSVg Brigachtal darf nach Rio. Knallharte Vorbereitung.

Vor vier Jahren war die Weltklasseschützin Eva Rösken (SSVg Brigachtal) nahe dran am Olympia-Ticket für London – doch es klappte nicht. Nun hat sie es nach langem Warten in der Hand. Am 3. August wird sie zusammen mit der deutschen Olympia-Mannschaft im Flugzeug nach Rio sitzen. Acht Tage später will sie im Kleinkaliber-Dreistellungskampf (3 x 20) um eine Medaille schießen. Wir unterhielten uns mit der 32-jährigen Top-Schützin, die mit ihrer Familie in Kirchhofen bei Freiburg lebt.

Frau Rösken, wie hoch ist schon das olympische Fieber bei Ihnen angestiegen?

(lacht). Es wird von Tag zu Tag höher. Am vergangenen Wochenende konnte ich noch einen Test bei einem internationalen Turnier in München gewinnen. Ich fühle mich fit und bereit für diese große Herausforderung. Dies ist mit wirklich nichts vergleichbar, was es sportlich für mich vorher gab.

Sie sind seit vielen Jahren bei Welt- und Europameisterschaften am Start, haben einige Weltcup-Finals bestritten. Ihre Olympia-Teilnahme hat aber relativ lange auf sich warten lassen.

Das stimmt. 2012 wurden die Athleten vom Deutschen Schützenbund gesetzt. Ich war nicht dabei und auch enttäuscht. Für Rio konnte ich mich in einer engen Qualifikation im Mai in München, ausgerechnet gegen meine beste Freundin Beate Köstel, für Olympia durchsetzen. Es war aber schon ein komisches Gefühl.

Warum?

Ich konnte die Gefühle von Beate Köstel absolut nachvollziehen. Ich werde in Rio auch für sie schießen.

Die Wettbewerbe der Schützen finden auf der international schon lange bewährten Anlage in Deodoro, einem Stadtteil von Rio de Janeiro, statt. Sie kennen die dortigen Bedingungen von einigen Weltcups her recht gut.

Ja, ich würde die Bedingungen dort als schwierig, aber als beherrschbar einschätzen. Die Licht- und Windverhältnisse sind nicht einfach. Aber wir haben ja eine ausreichende Vorbereitungszeit.

Wie sehen Sie Ihre Chancen am 11. August?

Ich fühle mich sehr gut und denke positiv. Ich möchte unbedingt das Finale mit den besten acht Schützinnen erreichen. Dies wäre ein erster Schritt. Die internationale Leistungsdichte ist im Kleinkaliber-Wettbewerb in den vergangenen Jahren noch größer geworden. Ich glaube jedoch, dass an einem guten Tag für mich vieles möglich ist. Die Favoritenrolle hat die Weltranglistenerste Snjezana Pejcic aus Kroatien inne. Aber auch meine deutsche Teamkollegin Barbara Engleder kann viel erreichen. Ich setze darauf, dass im letzten Teil des Wettbewerbes die 20 Schuss stehend absolviert werden. Dies ist sicherlich eine Stärke von mir.

Auch Sie haben sich sehr umfangreich in den vergangenen Monaten auf die Spiele in Rio vorbereitet. Wie sah dies täglich im Detail aus?

Nahezu jeden Tag hatte ich drei- bis vier Stunden Schießtraining in Münstertal, also ganz in der Nähe. Meine Schwiegereltern haben solange dann meinen einjährigen Sohn Aaron betreut. Mit ihm und dem Kinderwagen habe ich anschließend noch im Schnitt eine Stunde lang Lauftraining betrieben. Auch Einheiten im Fitness-Studio habe ich absolviert.

Warum lieben Sie den Dreistellungskampf so?

Er ist einfach vielseitig und macht mir viel Spaß. Alle drei Wettkampfteile – knieend, liegend und stehend – bedeuten individuell eine Herausforderung. Andere Schieß-Disziplinen weisen dies nicht so auf. Das Training ist deshalb auch so abwechslungsreich.

Sie werden für die SSVg Brigachtal in der Bundesliga nach den Olympischen Spielen weiter im Einsatz sein?

Ja, denn ich empfinde die familiäre Atmosphäre bei den Brigachtäler Schützen als sehr positiv. Ich fühle mich dort sportlich sehr wohl. Ich möchte noch einige Jahre lang Leistungssport betreiben. Ob ich allerdings dann eine zweite Olympia-Teilnahme in Angriff nehme, weiß ich noch nicht.  

Zur Person: Eva Rösken

Die Sportschützin wurde am 5. Juli 1984 in Waldauerbach (Odenwald) geboren. Durch ihren Vater und ihren Onkel kam sie zum Sportschießen. Im Landesstützpunkt in Pforzheim machte sie in jungen Jahren weitere Fortschritte. Eva Rösken feierte ihre großen internationalen Erfolge im Kleinkaliber- und auch im Großkaliber-Wettbewerb. Ihre internationale Erfolgsliste ab 2002 ist lang. Darauf stehen zum Beispiel sechs Weltmeistertitel im Einzel und mit der Mannschaft. Vier Europameistertitel gewann sie ebenfalls.

Bei Militär-Weltmeisterschaften holte Eva Rösken zudem bereits sechs Goldmedaillen. Bei vielen Welt- und Europacups belegte sie Spitzenplätze. Eva Rösken ist Mitglied der Bundeswehr-Sportfördergruppe in Feldberg/Fahl. Die begeisterte Inline-Skaterin, die auch gerne ein gutes Buch in ihrer knappen Freizeit zur Hand nimmt, wohnt mit ihrem Mann und dem einjährigen Sohn Aaron in Kirchhofen bei Freiburg. Seit 2012 schießt Eva Rösken erfolgreich für den Luftgewehr-Bundesligisten SSVg Brigachtal.