Pitcher Georg Plankenhorn. Foto: Schwarzwälder Bote

Baseball: Nagold Mohawks starten am 22. April in Karlsruhe in erste Saison in 2. Bundesliga. Mit Interview

Die Baseballer der Nagold Mohawks geben am Sonntag bei den Karlsruhe Cougars ihre Premiere in der 2. Bundesliga. Mohawks-Vorsitzender Simon Mohr sowie Pressewart und Trainer Marius Nöther waren gerne bereit, unserer Zeitung einige Fragen zu beantworten.

Am Sonntag geht’s los. 2. Bundesliga - wie fühlt sich das an?

Nöther: Es fühlt sich toll an. Die Vorbereitungen und die ganze Arbeit der letzten Monate haben genau auf diesen Termin hingeführt. Das wird ein riesen Abenteuer für Mannschaft und Verein. Sagen wir mal so: Wir sind gekommen um zu bleiben. Mohr: Die Entscheidung das Aufstiegsrecht in die 2. Bundesliga anzunehmen, haben wir noch keine Sekunde bereut. Durch den organisatorischen Aufwand hatten wir bisher noch nicht viel Zeit, die Gefühle auf uns wirken zu lassen. Wir haben uns als Ziel gesetzt, die Bundesliga langfristig in Nagold zu etablieren und ein Aushängeschild für Nagold zu sein. Wenn man die Entwicklungen unserer Stadt beobachtet, dann kann man voller Stolz sagen, dass sich Nagold die Bundesliga mehr als nur verdient hat.

Können Sie als Insider des Baseballsports schon erahnen, was da in den kommenden Wochen und Monaten auf Ihre Mannschaft zukommt?

Nöther: Baseball ist sehr schwierig zu erahnen. Im Amateurbereich wie bei den Profis kann alles passieren. Der Favorit wird geschlagen oder ein Aufsteiger kann vorne mit spielen. Baseball ist da immer sehr unberechenbar. Grundsätzlich erwarten wir einen deutlichen Anstieg der Professionalität im gesamten Spielbereich – vom Gegner, von den Unparteiischen und vom Ablauf. Das ist zumindest vom Verband gewünscht und lässt sich an Kleinigkeiten wie einer Anti-Doping-Erklärung gegenüber dem DBV und dem DOSB gut erkennen. Natürlich hoffen wir, dass das Thema 2. Bundesliga in Nagold auf Interesse stößt und auch neue Zuschauer und Interessierte auf den Mohawks-Park bringt. Sportlich haben wir uns das Ziel gesteckt die Liga zu halten. Das sollte möglich sein.

Wie hat sich die Mannschaft auf die großen Aufgaben vorbereitet?

Nöther: Wir haben die Wintermonate genutzt, konzentriert zu trainieren und individuell an den Defiziten gearbeitet. Die ersten Vorbereitungsspiele und ein Kurz-Trainingslager in Mailand haben uns die Möglichkeiten gegeben, auch Dinge auszuprobieren. Wir können schon heute sagen, dass wir flexibel auf diverse Situationen reagieren können und alle Positionen mehrfach besetzen können. Das könnte uns einen kleinen Vorteil verschaffen. Die Mannschaft selbst ist heiß und freut sich auf den Saisonstart. Jeder will zeigen, dass er hart trainiert hat und zurecht in diese Liga gehört.

Haben Sie die Mannschaft gegenüber der Verbandsligasaison 2017 personell verändert?

Nöther: Wir haben uns bewusst gegen große Inventionen oder sogar Spielkäufe entschieden. Das sind im Moment Budgets, die wir nicht haben und von denen wir uns auch keinen langfristigen Erfolg versprechen. Im Trainerstab haben wir uns professioneller aufgestellt. Mit dem neuen Headcoach Pedro Medrano, der sowohl als Spieler und Trainer bereits über Bundesliga-Erfahrung im In- und Ausland verfügt, können die bisherigen Spielertrainer Marc Meusel und Marius Nöther entlastet werden. Diese wollen jetzt stärker als Spieler in Erscheinung treten, gehören aber dem Trainer-Stab an. Dann wurden mit Rolf Katz und Frieder Pfeifle zwei Kräfte gefunden, die als Assistenztrainer und viel Baseball-Erfahrung auf Details und den nötigen Hinterhalt sorgen sollen. Ebenfalls ins Trainer-Team wurde Georg Plankenhorn aufgenommen, der Bundesliga-Erfahrung aus Tübingen wichtige Unterstützung ist. Die spielerischen Abgänge konnten wir durch Zugänge aus dem ehemaligen Junioren-Bereich sowie zwei Zugängen aus benachbarten Vereinen kompensieren. Besonders hervorzuheben sind hier Chris Laimer aus Sindelfingen sowie Elvi Garcia aus Herrenberg.

Wo liegen die Stärken Ihrer Mannschaft?

Nöther: Die große Stärke der Mannschaft der vergangenen Saison war eindeutig der Teamgeist. Es gab nicht den Spitzenspieler oder den Superstar. Das ist auch das, was Baseball ausmacht. Am Ende gewinnt oder verliert das Kollektiv. Natürlich gibt es Schlüsselpositionen und wichtige Personen – allen voran dieses Jahr die Pitcher, wobei hier der wichtigste unser Starting-Pitcher Marc Meusel sein wird. Auf Grund der langen Spieltage wird gerade er zusammen mit den weiteren Pitchern einen entscheidenden Faktor spielen. Auch die Feldpositionen und vor allem die Mischung aus erfahrenen und sehr jungen Spielern wird erfolgsentscheidend werden.

Auf welchen Spielern liegt die Hauptlast?

Nöther: Die Hauptlast wird auf unseren "alten Hasen" liegen. Darunter die Spieler-Trainer Marius Nöther, Georg Plankenhorn und Marc Meusel sowie die langjährigen Eigengewächse Frieder Häfele, Hannes Großmann, Alexander Kwiring und Dennis Berg. Aber auch unsere Neuzugänge und der neue Headcoach werden zum gemeinsamen Erfolg betragen.

Was erwarten Sie von der ersten Saison in der 2. Bundesliga?

Nöther: Es wird insgesamt eine große Herausforderung. Das Niveau wird steigen, und individuelle Fehler werden am Ende härter bestraft als bisher. Der Spielmodus trifft uns als kleinen Verein ebenfalls härter als vielleicht die großen Vereine aus Stuttgart und Heidenheim. Es wird einfach mehr Kaderbreite erforderlich und das muss in Nagold einfach weiter in den nächsten Jahren wachsen. Aber wir wollen uns in der 2. Liga etablieren.

Wo liegen die großen Unterschiede zur Verbandsliga?

Nöther: Organisatorisch ist relativ einfach zu sagen: alles. Hintergrund ist natürlich, dass jetzt der Deutsche Baseballverband (DBV) die Geschicke leitet. Zuvor waren wir auf Landesebene mit dem BWBSV etwas anders organisiert. Es gibt einfach neue Anforderungen und eine professioneller Ausrichtung. Sportlich erwarten wir auch mehr Professionalität. Auch wenn in Deutschland Baseball noch lange eine Randsportart sein wird und bis auf kleine Ausnahmen auch unbezahlt bleiben wird, werden unsere Gegner den Sport deutlich ernster nehmen. Da sind zum Beispiel drei bis vier Trainingseinheiten in der Woche keine Seltenheit mehr. Mohr: Organisatorisch wollen wir natürlich den Spitzensport in Nagold stilgerecht repräsentieren. Unser umgebautes Vereinsheim erstrahlt im neuen Glanz eines American Diners. Unsere Zuschauer werden hier bei Wind und Wetter professionelles Ambiente vorfinden. Bisher konnten wir unseren Spielbetrieb mit eigenen Geldern finanzieren. Dies wird sich in Zukunft ändern müssen. Die Anforderungen und Auflagen an einen Bundesliga-Spielbetrieb sind weitaus höher angesiedelt, so dass wir ohne starke Sponsoren als Partner nicht länger auskommen werden.

Wie können Sie Ihr potenzielles Publikum erreichen, damit der Mohawkspark auf dem Eisberg zu einer echten "Nagolder Arena" wird?

Nöther: Wir wollen dieses Jahr deutlich mehr in die Öffentlichkeitsarbeit investieren. Es wird im Vorfeld vor jedem Heimspiel ein Ankündigungsplakat an mehreren exponierten Stellen aushängen. In Nagold werden wir Auslagen und Flyer bereitlegen. Unsere Mitglieder werden im privaten Umfeld aber auch über unsere sozialen Medien aktiv Werbung betreiben. Die Pressearbeit wird verstärkt. Zum ersten Heimspiel am 28. April werden Vertreter der Stadt Nagold anwesend sein. Außerdem wird OB Großmann des Ceremonial First Pitch – eine Tradition aus den USA – werfen. Mohr: Für unsere Heimspiele verschicken wir persönliche Einladungen, hängen Ankündigungsplakate auf und versuchen die Nagolder Sportlehrer mit ins Boot zu bekommen. Baseball soll langfristig in den Sportunterricht an den Nagolder Schulen integriert werden. Die Regeln sind nicht kompliziert. Wir werden diese bei unseren Heimspielen den Zuschauern über unseren Stadionsprecher näher bringen. Baseball ist kein Sport wie wir es vom Fußball oder Handball her kennen. Baseball ist ein Sport mit Event-Charakter, bei dem man sich mit Freunden trifft und einen schönen Nachmittag erlebt. Genau das wollen wir unseren Zuschauer vermitteln.

Es ist bereits durchgedrungen, dass Sie die Chance nutzen wollen, Ihren Sport (auch im Schwarzwald) bekannter zu machen. Wo können Sie da ansetzen?

Nöther: Wir wollen natürlich durch unsere Spieltage in der 2. Bundesliga viele Besucher zu uns locken. Wir wollen mit unserem Sport in Nagold Emotionen, Spannung und natürlich Spaß vermitteln. Es muss auf den Besucher übergehen, dass er positiv im Freundeskreis berichtet oder selbst wieder kommen will und vielleicht sogar den Sport dann ausprobieren möchte. Wir werden die Arbeit mit Schulen im Kreis und darüber hinaus intensivieren. Medial werden wir uns weiter entwickeln. Soziale Medien, Homepage und die Pressearbeit müssen gezielt und mit aktuellen Beiträgen gefüttert werden. Wir sind in der Region Schwarzwald eigentlich der einzige Baseball-Verein. Wir müssen das Interesse an unserem Sport wecken. Baseball muss man erleben. Nur über Beschreibung und schöne Bilder lässt sich nur Bruchteile vermitteln. Mohr: Wir arbeiten derzeit an einem Imagefilm, der vermitteln soll, was Baseball für uns bedeutet und welche Emotionen damit geweckt werden. Der erste Drehtag ist bereits an unserem Eröffnungsspiel am 28. April. Mehr möchte ich an dieser Stelle allerdings noch nicht verraten.

Zum Spielsystem: Die Vereine spielen immer zweimal am selben Tag gegeneinander. Welchen Hintergrund hat das System?

Nöther: Hintergrund ist einfach, man will mehr Spiele in der doch relativ kurzen Saison unterbringen. Unsere Anreisezeiten betragen mitunter zwei bis drei Stunden, dazu ist das Spiel ebenfalls mit mindestens zwei bis drei Stunden angesetzt. Es ist somit aus Zeit- und Kostenaspekten das einfachste, zwei Spiele an einem Tag zu spielen. Das ist für uns als kleinen Verein natürlich eine gewaltige Herausforderung. Spielerisch werden wir die zwei Spiele am Tag vor allem beim Pitchen und beim Catchen kompensieren müssen. Wenn das gelingt, stellen die zwei Spiele (fast) kein Problem dar.

Am Sonntag steht das erste Spiel gegen die Karlsruhe Cougars auf dem Spielplan. Wie ist der Gegner einzuschätzen?

Nöther: Karlsruhe spielt seit einigen Jahren auf diesem Niveau. Die Cougars haben am vergangenen Wochenende gegen den Verbandsliga-Aufsteiger aus Göppingen nur einmal gewonnen. Wenn unsere Mannschaft mit einem starken ersten Spiel vielleicht sogar gleich punkten kann, ist im zweiten Spiel alles möglich. Das Ziel des Teams muss es sein, mindestens einen Sieg zu landen, um nicht gleich ganz hinten zu stehen.  

Die Fragen stellte Sportredakteur Michael Stark.