Da geht etwas schief: Seit der TSV Ebingen die Schlossberg-Turnhalle – im Bild: Schülermeisterschaften 2011 – nicht mehr nutzen kann, verliert der Verein Aktive und muss Angebote reduzieren. Foto: Karina Eyrich

Wie sehr der TSV Ebingen und sein Angebot unter der Sporthallen-Planung der Stadt Albstadt leiden, hat Vorsitzender Hartmut Rall bei der Hauptversammlung deutlich gemacht. Er schilderte Vorgänge, über die alle Zuhörer nur noch den Kopf schütteln konnten.

Der Abriss der Schlossberghalle habe den größten Einfluss auf einen erfolgreichen Sportbetrieb des TSV Ebingen, sagte Vorsitzender Hartmut Rall bei der Hauptversammlung. Schon bei der Sportentwicklungsplanung 2013 habe er darauf hingewiesen, dass der TSV einen Wettbewerbsnachteil habe, weil die Turner keine Schnitzelgrube hätten und alle Geräte auf- und abbauen müssten, was Trainingszeit koste. Rall schilderte die Probleme deutlich:

 

Zeitverlust: „Heute sind unsere Gruppen verteilt auf mehrere Hallen. Wir verlieren mehr Zeit durch Auf- und Abbau als je zuvor. Den Effekt, dass jüngere von älteren Turnerinnen abschauen, haben wir verloren. Der Austausch zwischen Trainern funktioniert nicht mehr so gut wie früher, die Turnschule schrumpft dramatisch, und ich mache mir Sorgen, dass in der Sportstadt Albstadt in absehbarer Zeit nur noch Kinderturnen stattfindet.“ Welchen Effekt gute Trainingsmöglichkeiten hätten, zeigten die Ligaturnerinnen, seit sie einiger Zeit Trainingseinheiten nach Schömberg verlagert haben: Das Leistungsniveau steige deutlich.

Prioritäten: Vieles in der Zusammenarbeit zwischen TSV und Rathaus funktioniere sehr gut, so Rall. Doch die Möglichkeit für Albstädter, Sport zu treiben, sei vordringlicher als die Außenwirkung durch Radsport, „wenn ein- oder zweimal im Jahr Massen von Mountainbikern kommen“.

Kommunikationsprobleme: Rall nannte zudem „die widersprüchliche Kommunikation der Stadt, wenn es um die Hallen geht“: Im November 2021 hätten Vertreter der Stadt im Gespräch mit dem TSV eine Planungsgruppe von Stadt und Vereinen für die Planung einer Interimssporthalle angekündigt. „Diese Gruppe gab es nicht“, so Rall – auch nicht auf Nachfrage und nach der Aussage der Stadt, dass sie auf den TSV zukomme, sobald die Ausstattung der Halle besprochen werde. Einzige Aussage: in der Halle würden Bodenhülsen für einen Stufenbarren vorgesehen – „so etwas gibt es gar nicht – ein Stufenbarren wird verspannt“, so der Vorsitzende.

Planung: Ralls Vorschlag, die Interimssporthalle für Training ohne Turngeräte vorzusehen und das Turntraining in die Mazmannhalle zu verlegen, kam ebenfalls nicht an: Die Interimshalle werde mit allen Geräten und Tribüne geplant, und auch Handball müsse dort gespielt werden, „da die Mazmannhalle eventuell auch abgerissen werden muss“.

Sinnlose Einbauten: Auf die Frage, welche Gruppe eigentlich den im Oktober eingebauten Trennvorhang im Gymnastikraum der Mazmannhalle brauche: wieder keine Antwort. „Auf Nachfrage, warum man in eine Halle, die eventuell abgerissen wird, einen neuen Trennvorhang einbaut, den keiner braucht, kam die Aussage, das habe das Bauamt so veranlasst“, so Rall. „Ob das sinnhaftig ist, lasse ich hier offen.“

Hallennutzung: Nächste Frage: Ob für die Interimshalle Turngeräte vorgesehen seien, obwohl der TSV bevorzugte, in der Mazmannhalle zu turnen, wodurch die Stadt viel Geld für Geräte sparen könnte. Antwort: Handball werde weiterhin in der Mazmannhalle trainiert wird, damit die Prallschutzwand der Interimshalle nicht verharze. Rall wunderte sich: Wo wird Handball gespielt, wenn die Mazmannhalle abgerissen wird?“

Ralls Fazit: „Die Kommunikation in Sachen Hallenplanung ist unheimlich schlecht. Es drängt sich der Eindruck auf, dass keiner weiß, was Sache ist, oder der, der es weiß, nichts verraten will.“

Brandschutz: Rall nannte mehrere Beispiele für seinen Eindruck, dass in Albstadt strenger verfahren werden als „überall in Deutschland“: Dass die Galerie der Festhalle nicht genutzt werden dürfe, führe bei Veranstaltungen zu finanziellen Einbußen. Einzig beim Ringtreffen der Narren Anfang 2020 sei es dem Veranstalter gelungen, mit einer provisorischen Außentreppe als zweitem Fluchtweg die Genehmigung zur Nutzung der Galerie zu bekommen. Ralls Vorschlag an die Stadt, eine feste Fluchttreppe zu bauen, „wurde nicht aufgegriffen, obwohl ich angeboten hatte, zusammen mit anderen betroffenen Vereinen für die Finanzierung zu sorgen.“

Räume für die Turnschule – ohne Schnitzelgrube, aber mit stehenden Geräten – habe der TSV gefunden, und auch Schulen hätten sie nutzen können, so Rall. „ Alle diese Vorteile sind verloren gegangen, weil aus Brandschutzgründen nur eine Nutzung bis zur Fertigstellung der Interimshalle genehmigt worden wäre. Keine stehenden Geräte, kein gemeinsames Training, Austritt von Turnerinnen: Das sind direkte Auswirkungen der Brandschutzpolitik auf den TSV Ebingen.“

Ist sauer: Hartmut Rall Foto: Eyrich

Auswirkungen auf die Kinder befürchtet der Vorsitzende – allgemein: „Viele hatten längere Zeit keinen Schulsport, sind nach der Corona-Krise nicht in den Sportverein zurückgekommen, sind zu dick, haben zu wenige Sozialkontakte.“ Rall appellierte daher eindringlich an die Vertreter der Stadt, nochmal über die Prioritäten bei der Hallenplanung nachzudenken: „An der Stelle der Schlossberghalle sollte so schnell wie möglich Ersatz gebaut werden. Auch wenn das nicht die perfekte Zukunftsplanung für die gesamte Sport- und Kultursituation in Albstadt ist.“

Auf weitere Sportarten ging Verwaltungsreferent Helmut Wacker ein: Badminton, Parkour und Schwimmen seien wesentlich beeinflusst durch den „miserablen Zustand“ der Sportstätten. Damit spielte er auf die Schließung des Ebinger Hallenbades wegen Energiesparmaßnahmen, gefolgt vom Brand ein, nach dem das Bad bis mindestens Jahresende geschlossen sei. Seit Wochen regne es durch die Oberlichter der Kirchgrabenhalle – „so fing das vor 25 Jahren in der Schlossberghalle auch an!“ – und die Duschen der Hohenberg-Turnhalle seien nicht nutzbar.

Trainingszeiten reduziert und vertagt: Alle Angebote habe der TSV verlegen müssen, doch die Albstädter Hallen seien speziell von 17 bis 20 Uhr von anderen Vereinen belegt. Durch die Verlegung nach Schömberg entstehe „riesiger Aufwand“ für die Eltern – die Turnschule sei von 55 auf 30 Turnerinnen geschrumpft. Zum Parkour-Sport – „früher Anziehungspunkt für rund 50 Kinder und Jugendliche“ – kämen noch drei bis fünf Unentwegte. Das Training sei von der Schlossberghalle und von 18 bis 20 Uhr in die Mazmannhalle auf 20.30 bis 22 Uhr verlegt, die Trainingszeit der Badmintonsportler um 50 Prozent reduziert, ebenso wie die Zahl der Schwimmkurse, so Wacker.

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Foto: Käppel