"Poppea//Poppea": Mag um ihn herum auch die Welt in Aufruhr sein - Nero (Eric Gauthier, rechts, daneben Armando Braswell und Maria Deller-Takemura) gibt noch den vergeistigten Herrscher Foto: Regina Brocke

OB wird bei Unternehmen um Unterstützung werben - Stadt will 2012 Budget schaffen.

Stuttgart - Der Tanz auf dem Stuttgarter Pragsattel soll nicht enden. Um das Ensemble Gauthier Dance in der Landeshauptstadt zu halten, legen sich Kommunalpolitiker und Stadtverwaltung zurzeit ins Zeug. Gleich nach den Feiertagen soll die Suche nach Geldgebern für Eric Gauthiers Truppe beginnen.

Es ist erst ein paar Tage her, dass Eric Gauthier Hoffnung schürte. Die Show werde weitergehen, der Tanz sei nicht zu Ende, sagte er im Theaterhaus Stuttgart bei der Uraufführung von "Out of the Box II". Die finanziellen Sorgen, die den Chef der Kompanie plagten, sind offenbar ausgeräumt.

Um den Ballettstar in Stuttgart zu halten, der von den Stuttgarter Staatstheatern im Talkessel auf den Pragsattel zum Theaterhaus wechselte und schnell Erfolge verbuchte, legen sich die Stadtverwaltung und die Kommunalpolitiker ins Zeug.

Im Februar erhält Gauthier Dance den Deutschen Tanzpreis

Man müsse sich schnell um Gauthier Dance kümmern, sagte Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) jetzt auf Anfrage unserer Zeitung, denn Ende Februar werde Gauthier und seiner Kompanie der Deutsche Tanzpreis verliehen. Das könne andernorts die Begehrlichkeiten verstärken, Gauthier zu einem Umzug zu bewegen.

"Ihn ziehen zu lassen wäre nicht zu verantworten", sagt auch Manfred Kanzleiter von der SPD-Fraktion im Gemeinderat. Und ähnliche Stimmen gibt es auch in anderen Fraktionen. Vergangene Woche haben auf dem Pragsattel Bürgermeisterin Eisenmann, Theaterhaus-Chef Werner Schretzmeier und Gauthier bereits die Lage beraten und das weitere Vorgehen abgesteckt, heißt es. Es geht um eine Doppelstrategie: Im Herbst 2011 soll bei den städtischen Haushaltsberatungen ein Budget für Gauthier und den modernen Tanz geschaffen werden. Bis dahin muss auf anderem Weg versucht werden, die finanzielle Basis von Gauthier Dance zu stärken. OB Schuster ist aufgefordert und willens, bei Unternehmen in Stuttgart um Zuschüsse zu werben.

Auch das Land soll zahlen

Die finanzielle Lücke wird auf rund 400.000 Euro pro Jahr geschätzt. Komplett wird das aber schwerlich über den städtischen Haushalt finanziert werden. Bürgermeisterin Eisenmann will auch das Land bitten, sich zu den Geldgebern zu gesellen. Das sei nicht abwegig, weil das Land ja auch das Theaterhaus mitfinanziere, wenn auch nicht im gleichen Maß wie die Stadt. Ob man bei der Begleichung des Defizits halbe-halbe mache, sei daher nicht ausgemacht, doch Bewegung zur Rettung der Tanzattraktion wird auch vom Land erwartet. Falls Unternehmen sich längerfristig für Gauthiers Trupp engagieren würden, könne man das Problem verringern. Rechtzeitig vor den Haushaltsberatungen will Eisenmann mit einer Mitteilungsvorlage für die Stadträte die Situation darstellen und um die Gewährung eines Zuschusses werben.

Die Notwendigkeit liegt für Eisenmann auf der Hand. Gauthier und seine Truppe seien gewissermaßen die Opfer ihres Erfolgs. Nun müsse man die finanziellen Grundlagen schaffen, und die Truppe würde gern einen oder zwei neue Tänzer aufnehmen.

SPD-Stadtrat Kanzleiter sieht neben dem Land im Theaterhaus, das mit Gauthier Dance eine weitere Sparte und eine weitere Attraktion erhalten hat, einen Gesprächspartner bei den Finanzverhandlungen - und in den Repräsentanten der Region Stuttgart, schließlich sei das Theaterhaus eine Attraktion für die ganze Region. Die Signale sind überall gleich: Gauthier Dance müsse in Stuttgart gehalten werden und solle das Kulturleben in Stuttgart noch reicher machen.