Mit interaktiven Workshops an Schulen will der Verein „Frauen helfen Frauen Offenburg“ Kinder und Jugendliche für häusliche Gewalt sensibilisieren.
Es ist ein deutlicher Anstieg von rund 20 Prozent bei Fällen häuslicher Gewalt, den das Polizeipräsidium Offenburg für das erste Halbjahr 2025 registriert hat. Und das ist nur die Spitze eines viel größeren Problems, denn die Dunkelziffer in diesem Bereich ist um ein Vielfaches höher.
Neben Gewalt in partnerschaftlichen Beziehungen (dabei sind etwa drei Viertel der Tatverdächtigen laut Statistik des Bundeskriminalamts Männer) sind vor allem Kinder von häuslicher Gewalt betroffen.
Um die Schule als Raum für Schutzkonzepte im Lahrer Raum stärker zu etablieren, hat nun der Offenburger Verein „Frauen helfen Frauen“ zu einem Pressegespräch eingeladen, um die Ausweitung des Präventionsprojekts „Klare Kante“ auf Schulen in Lahr vorzustellen. Bislang waren nur Schulen in Offenburg an diesem Projekt beteiligt , geht es nach den Initiatoren, soll zukünftig der gesamte Ortenaukreis mit dem Angebot versorgt werden.
Ein Workshop kostet etwa 1000 Euro
Die Initiative dazu ging von der Firma Wagner und dem Rotary Club aus. Ellen Wagner war im vergangenen Jahr als „Frau des Jahres“ auf einer Karriereplattform ausgezeichnet worden, unter anderem für ihr gesellschaftliches Engagement.
Sie erklärte beim Pressegespräch, dass sie diese Ehrung als Auftrag verstanden habe, konkrete Präventionsarbeit zu unterstützen: „Mein Gefühl war, irgendwas muss ich jetzt zurückgeben“, so die Unternehmerin.
Gemeinsam mit Michael Auer, Präsident des Rotary Clubs Lahr, wurde der Kontakt zu dem Offenburger Verein „Frauen helfen Frauen Ortenau“ hergestellt und eine Finanzierung angestoßen.
Nach Schätzungen Auers reicht der bisher gesammelte Betrag im hohen vierstelligen Bereich für rund sieben bis acht Workshops. Ein Workshop kostet etwa 1000 Euro, weshalb für ein flächendeckendes Angebot in Lahr weitere Spender benötigt werden (siehe Infokasten).
Die siebten Klassen des „Scheffel“ wurden für das Pilotprojekt ausgewählt
Die Stadt Lahr ist zwar laut Senja Dewes, Leiterin des Amts für Soziales, Bildung und Sport, bei der Konzeption eingebunden und unterstützt mit sozialpädagogischer Begleitung, kann jedoch aufgrund der finanziellen Situation der Stadt keine finanziellen Mittel bereitstellen.
„Klare Kante“ (wahlweise auch „kLa(h)re Kante“) ist eine interaktive Veranstaltungsreihe für Schüler von der Grundschule bis zur Sekundarstufe, die sowohl der Aufklärung als auch als Warnsystem für häusliche Gewalt dient . Die beiden zuständigen Sozialarbeiterinnen Jule Spinner und Janine Ganter wollen dabei ohne festes Skript arbeiten und die Workshops anhand der Impulse aus der Klasse gestalten, um individuell und situativ auf Fragen, Dynamiken und Bedürfnisse eingehen zu können.
Im Januar 2026 geht es los. Ausgewählt für das Pilotprojekt wurden die siebten Klassen des Scheffel-Gymnasiums. Jede Klasse absolviert zwei Einheiten. Gerade Zwölf- und 13-Jährige befinden sich in einer sensiblen Phase der emotionalen Orientierung, weshalb sich die Siebtklässler besonders gut eigneten, sind die Fachkräfte überzeugt.
Trotzdem ist „Klare Kante“ als Angebot für alle Altersstufen gleichermaßen gedacht. In der Grundschule stehen das Erkennen und Benennen eigener Gefühle sowie die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Geheimnissen und Berührungen im Vordergrund.
Häusliche Gewalt findet oft im Verborgenen statt
Ab Klasse 5 verlagert sich der Fokus auf das Thema Grenzen und Grenzverletzungen. Ziel ist es, die eigenen Grenzen zu erkennen, diese zu kommunizieren und die Grenzen anderer zu respektieren. Die Jugendlichen sollen lernen, Grenzverletzungen zu erkennen und vor allem auch das eigene Verhalten zu reflektieren und wertschätzende, gewaltfreie Beziehungen zu gestalten. Häusliche Gewalt wird als spezifische Form der Grenzverletzung thematisiert, die besonders schwer wiegt, weil sie im privaten Umfeld oft lange verborgen bleibt. Ergänzend werden Anlaufstellen vorgestellt, an die sich Kinder und Jugendliche wenden können.
Sponsoren gesucht
Das Projekt braucht weitere Sponsoren, um auch an anderen Schulen Workshops anbieten zu können. Spenden sind ab 1000 Euro möglich – das entspricht den Kosten eines Workshops. Spenden gehen an: Frauen helfen Frauen Ortenau, Volksbank Offenburg, IBAN DE39 6649 0000 0006 6493 00, BIC: GENODE61OG1, Verwendungszweck: Klare Kante Lahr.