Beim Einmarsch können die Fans den Profis ganz nah sein. Foto: Arne Hahn

Knapp 2500 begeisterte Zuschauer feierten nur wenige Tage nach der Darts-WM in London eine rauschende Party in der Europa-Park-Arena. Mit von der Partie war auch der deutsche Spitzenspieler Gabriel „Gaga“ Clemens, der im Gespräch mit unserer Redaktion Einblicke in das Seelenleben eines Dart-Profis gab. Neben viel Licht gibt es durchaus auch Schatten.

Neben dem mehrmaligen Weltmeister Raymond van Barneveld, dem aktuellen Weltranglisten Siebten Jonny Clayton, oder Dirk van Duijvenbode war der 41-jährige Gabriel „Gaga“ Clemens der Publikumsliebling des Abends. Wir haben mit ihm unter anderem über das Leben eines Dart-Profis, die Unterschiede zwischen englischen und deutschen Fans, und über den Europa-Park gesprochen.

 
Begehrter Selfie-Partner: Gabriel „Gaga“ Clemens Foto: Arne Hahn

Gaga, wann spielst Du eigentlich besser, wenn es um richtig viel geht, oder wenn es wie hier, mehr um die Show geht und der Druck nicht gar so groß ist?

Ganz ehrlich? Im Training (lacht). Ich glaube ich spiele tatsächlich besser, wenn ich Druck habe.

Was macht mehr Spaß?

Ganz klar, wenn es um etwas geht. Aber: Es ist grundsätzlich schön, hier zu spielen! Wir freuen uns alle mega, dass wir hier sein dürfen, die Halle voll ist und die Leute ihren Spaß haben. Wir wissen das auch zu schätzen, dass die Hallen voll sind und sich Dart so entwickelt hat.

Der mehrmalige Weltmeister Raymond van Barneveld war auch mit von der Partie. Foto: Arne Hahn

Vor welchen Fans spielst Du lieber, vor den englischen oder den Deutschen?

Das kommt immer darauf an. Wenn es gut läuft, vor den Deutschen – und wenn es nicht so gut läuft, vor den englischen. Das deshalb, weil die einfach ruhiger sind. Wenn du merkst, du bist gut unterwegs, dann wirst du von den deutschen Fans getragen und gepusht. Wenn es nicht so läuft, kann es aber auch schwierig werden.

Nach Deinem frühen WM-Aus gab es etliche wüste Beschimpfungen auf Social-Media. Liest Du das? Und vor allem: Trifft Dich das?

Das sind meistens die, die Wetten abgeschlossen haben. Grundsätzlich ist mir das total egal. Es gibt auch witzige Motzer, die sich aufregen, weil sie 50 Euro gewettet und verloren haben – was soll ich da machen? Dann gibt es aber auch die, die dir und deiner Familie zum Beispiel den Tod wünschen.

Jonny Clayton nimmt sich Zeit für einen kleinen Fan. Foto: Arne Hahn

Das ist aber schon harter Tobak.

Schon, aber da muss man differenzieren. 99,9 Prozent sind es positive Dinge. Der Rest versteckt sich dann hinter schwarzen Profilbildern. Allerdings habe ich da auch welche gesehen, die auf ihren Profilbildern mit ihren Kindern gespielt haben – das gibt mir dann schon zu denken. Normalerweise ist mir das echt egal, aber wenn ich dann bei solchen Posts Profilbilder mit Kindern sehe, hoffe ich nur, dass diese Kinder sich andere Vorbilder suchen. Ganz schlimm.

Welche Rolle spielen Galas wie diese, um den WM-Frust abzuschütteln und wieder neu anzugreifen?

Ich glaube meine Form war auch 2024 gar nicht so schlecht. Über das ganze Jahr gesehen war ich besser als manche, die jetzt so gehypt werden. Ich hatte 2024 vielleicht das Matchglück nicht. Aber das werde ich mir 2025 wieder erarbeiten.

Jonny Clayton und Gabriel Clemens Foto: Arne Hahn

Kommen wir zurück zu den Fans. Gibt es hier Unterschiede zwischen den Fans im Norden und hier im südbadischen Rust?

Nein, in Deutschland sehe ich da keinen Unterschied. Sie singen immer die selben Lieder, sorgen für eine gute Stimmung und machen Party. Darüber sind wir absolut happy.

Stichwort Party: Kann man den Trubel eigentlich ausblenden? Schließlich müsst Ihr ja hochkonzentriert sein.

Komplett ausblenden kann man das nicht. Wenn es gut läuft, dann ist das mega gut. Dann gibt es nichts Geileres, wie wenn alle Deinen Namen schreien und die Bude abgerissen wird. Wenn’s nicht gut läuft, dann ist das ganz schön schwierig, die Pfeile da hinzuwerfen, wo man sie haben möchte.

Dirk van Duijvenbode muss kurz vor dem Match noch unzählige Autogramme geben. Foto: Arne Hahn

Ihr spielt heute im Europa-Park, kennst Du den Park?

Klar, ich komme generell gerne hier her. Das ist eine tolle Location.

Bist Du auch schon Bahnen gefahren?

Oh ja, ich bin glaube ich schon alles gefahren.

Auch Mike de Decker hatte großen Spaß. Foto: Arne Hahn

Hast Du eine Lieblingsbahn?

Mittlerweile bin ich in einem Alter, in dem ich nicht mehr so viel fahre (lacht). Diese „Voltron“ bin ich tatsächlich noch nicht gefahren, aber „Silver Star“, „Bluefire“ und wie sie alle heißen schon. Aber das brauche ich in meinem Alter jetzt nicht mehr. Ich bleibe lieber unten, trinke etwas und lasse die anderen Fahren.