Alexander Schiem und Elke Bergmann stellen das Soziale Zentrum Spittelmühle vor. Foto: Siegmeier

Die Rottweiler Spittelmühle im Neckartal hat eine lange Geschichte. Heute ist hier das Soziale Zentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit Wohnheim, Schreinerei und Weberei untergebracht.

Rottweil - "Sie bietet Wohnungslosen vorübergehend eine Unterkunft"; "sie hat eine hervorragende Schreinerei und Weberei" – so erzählt man sich in Rottweil über die Spittelmühle. "Wir leisten aber eine ganze Menge mehr", betonen Alexander Schiem, Leiter der Einrichtung und Mitarbeiterin Elke Bergmann, Sozialpädagogin B.A., im Gespräch mit unserer Redaktion.

 

Seit mehr als 30 Jahren gibt es das Soziale Zentrum Spittelmühle mittlerweile, und damit auch die Arbeit von und mit wohnungslosen Menschen. Der Ortsverein Rottweil der AWO hat das "Übernachtungsheim" im Jahr 1969 vom Deutschen Roten Kreuz übernommen, das die Einrichtung bereits seit 1945 geführt hatte. Doch heute ist das Angebot vielfältiger. Die Fachberatung des Sozialen Zentrums Spittelmühle in der Suppengasse ist Anlaufstelle für Wohnungslose und für Menschen, die in Wohnungsnot geraten sind, oder durch Schicksalsschläge Schwierigkeiten haben, den Alltag allein zu bewältigen.

24 Plätze für Menschen in Not

Das Wohnheim der Spittelmühle hat 24 Plätze, wo Menschen übergangsweise unterkommen können, bis sie im Alltag wieder Fuß fassen. Hier werden tagesstrukturierende Maßnahmen angeboten, "und die Menschen können sich im Schutz der Einrichtung von schweren Zeiten erholen", informiert Elke Bergmann. Die Vielfalt der Lebensentwürfe der Menschen hier sei groß. "Manche haben ihre Wohnung verloren, weil sie kein Geld mehr haben, andere haben psychische Probleme oder Suchtprobleme", sagt Alexander Schiem. Dabei gelte es, ganz individuell den Bedarf der Menschen herauszufinden, Anlaufstellen zu vermitteln und ihnen Halt zu geben.

"Netzwerkarbeit ist bei uns ein ganz großes Thema", so Schiem, denn die Betroffenen würden schnell an ihre Grenzen stoßen. "Es geht schnell, bis jemand den Halt verliert, aber lange, bis er sich diesen wieder erarbeitet", weiß der Experte. Ein bis zwei Jahre könne das schon dauern. Wer stabil sei, der könne in eine eigene Wohnung im Kreis Rottweil ziehen und durch die Sozialarbeiter des ambulant-betreuten Wohnens unterstützt werden. Zudem gebe es im Landkreis Rottweil zwei Wohngemeinschaften in der Trägerschaft der AWO.

15 Mitarbeiter kümmern sich um Bedürfnisse der Klienten

Insgesamt 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich in der Spittelmühle um die Klienten. Sozialpädagogen, hauswirtschaftliche Kräfte, Arbeitsanleiter in der Schreinerei und Weberei, sowie Mitarbeiter in der Verwaltung. In den beiden Werkstätten können die Klienten mitarbeiten. "Das ist ein erster Schritt in Richtung Arbeit", sagt Alexander Schiem. Dass die Leute wieder am ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen, sei eher schwierig. "Aber die Schreinerei ist eine super Sache. Hier gibt es tolle Fachleute, die ihr Handwerk verstehen und dafür sorgen, dass die Klienten auch mal wieder Erfolgserlebnisse und eine Anerkennung ihrer Arbeit haben", sagt Schiem.

Aber nicht nur in den Werkstätten würden sich die Menschen einbringen, "viele helfen auch in der Hauswirtschaft mit. Das ist eine gute Gemeinschaft", weiß Elke Bergmann. Die beiden Experten weisen auch darauf hin, dass man sich auch präventiv an die Fachberatungsstelle in der Suppengasse wenden könne, wenn Wohnungslosigkeit drohe. "Dann können wir versuchen sie noch abzufedern. Auch Vermieter können sich an uns wenden, wenn sie Probleme befürchten", lädt Alexander Schiem ein.

Anlaufstelle auch auf dem Hegneberg

Überdies kümmern sich die Mitarbeiter auch um das Quartiersmanagement am Omsdorfer Hang und am Hegneberg. Das Quartiersmanagement wurde im Jahr 2012 im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Soziale Stadt" eingerichtet. Die Stadt habe dann die AWO mit der Umsetzung betraut. 2018 wurde das Quartiersmanagement auf den Hegneberg ausgeweitet, da auch die Menschen dort, eine wohnortnahe Anlaufstelle wünschten.

Seither hat sich Vieles getan und es gibt beispielsweise zu festen Sprechzeiten eine Sozialberatung, und man kann Hilfe bei behördlichen und finanziellen Fragestellungen, aber auch persönlichen oder familiären Angelegenheiten erhalten. Zudem gibt es verschiedene Veranstaltungen wie Frauenfrühstück, Stadtteilfeste und mehr.

Spittelmühle – ein Haus mit Geschichte

Und noch ein kurzer Blick in die Historie: Die Spittelmühle wird bereits im Jahr 1293 erstmals im Besitz der Rottweiler Bürger Konrad und Heilwig Menli greifbar, schreibt Winfrid Hecht im Buch "Mühlen am obersten Neckar". Auch auf der Pürschgerichtskarte von Davis Rötlin von 1564 ist die Mühle abgebildet. 1882 wurde sie von Max von Duttenhofer in die Rottweiler Pulverfabrik übernommen, die dort eine Kistenfabrik einrichtete. Die Spittelmühle – ein Haus mit Geschichte also.

Info: Kontakt zur Spittelmühle

Soziales Zentrum Spittelmühle, Neckartal 4, 78628 Rottweil, Telefon 0741/60 66. Ansprechpartner ist Alexander Schiem, E-Mail: info@spittelmuehle.de