Andreas Hauser (links) und Patrick Münch kümmern sich in der Fachberatungsstelle für Wohnungsnotfallhilfe um die Anliegen der Klienten. Foto: Siegmeier

In der Spittelmühle im Neckartal ist das Soziale Zentrum der AWO. Mit dazu gehört die Fachberatungsstelle für Wohnungsnotfallhilfe in der Suppengasse.

Rottweil - In der Spittelmühle im Neckartal ist das Soziale Zentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) untergebracht. Mit dazu gehört die Fachberatungsstelle für Wohnungsnotfallhilfe in der Suppengasse 2.

Wer kennt sie nicht, die Wärmestube: das "Suppenstüble" in der Suppengasse 2. Hier kommen Tag für Tag Menschen zusammen, die ein geringes oder gar kein eigenes Einkommen haben. Sie können hier für ein kleines Geld frühstücken, Mittagessen, sich aufwärmen und soziale Kontakte knüpfen. Die "Wärmestube" ist in der Trägerschaft der Rottweiler Kirchengemeinden und der Arbeiterwohlfahrt.

Im ersten Stock

Gleich drüber, im ersten Stock, ist die Fachberatungsstelle der AWO untergebracht. Hier beraten Andreas Hauser und Patrick Münch, gerade in der ersten Praxisphase seines Studiums im Bereich "Soziale Arbeit", Menschen, deren Alltag aufgrund von Verlust der Arbeitsstelle, Mietschulden, psychischen Problemen und anderem aus den Fugen geraten ist. Menschen, die keine Wohnung haben, kurz vor dem Verlust einer solchen stehen, ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können oder nicht wissen, wie sie Anträge ausfüllen müssen.

"Es kann jeden treffen"

"Es kann jeden treffen", sagt Andreas Hauser, der die Fachberatung seit knapp eineinhalb Jahren betreut und zuvor viele Jahre in vergleichbaren Einrichtungen tätig war. Die Klientel sei ganz unterschiedlich: "Es gibt Menschen, die kommen regelmäßig, andere kommen nur ein paar mal, bis ihr Problem gelöst ist und sie wieder Fuß fassen können".

Besser möglichst früh Hilfe suchen

Das Angebot der AWO ist kostenlos und niederschwellig. "Das ist uns ganz wichtig. Jeder kann das Angebot nutzen, man benötigt im Vorfeld nicht mal einen Termin", informiert er. "Jeder kann in eine Situation geraten, in der ihm die Schulden über den Kopf wachsen, ein oder mehrere Stapel unbezahlter Rechnungen in den Schubladen verschwinden, es mit dem Einkommen kein Auskommen mehr gibt und die vielen Mahnschreiben den Schlaf rauben. Ursachen für Verschuldungen sind vielfältig, jedoch nicht immer auf eigenes Verschulden zurückzuführen. Auch Arbeitslosigkeit, Krankheit, aber familiäre Ereignisse wie Familiengründung, Scheidung oder der Tod eines Angehörigen können hierzu führen", weiß der Experte. Bis die Leute sich entscheiden, die Beratungsstelle aufzusuchen, ist es oft schon zu spät und die Räumungsklage längst ins Haus geflattert. "Das ist schade, da ist es dann echt extrem schwierig ist, auf die Schnelle noch etwas zu retten", bedauert Hauser und rät, das Angebot möglichst früh in Anspruch zu nehmen. "Oft lässt sich dann noch ein Weg finden. Es würde helfen, wenn wir auch von Dritten, also Vermietern, Nachbarn oder Arbeitgebern mit guten, helfenden Absichten informiert werden, zumal das Beratungsangebot insbesondere auch für die Vermieterseite gilt."

Die Lösung wird gemeinsam gesucht

Die Fachberatung bietet fallbezogene Hilfe, "das heißt gemeinsam mit den Ratsuchenden" an. "Wir sortieren gemeinsam und entscheiden dann, wie es weitergeht. Wir haben ein gutes Netzwerk, so dass wir die Leute bei Bedarf auch an die richtigen Stellen weitervermitteln können", so Hauser. Ein klassischer Fall sei der drohende Verlust der Wohnung. "Die Leute wissen dann einfach nicht, wie es weitergehen kann. Hier steht dann zunächst einmal die Existenzsicherung im Vordergrund. Wer ohnehin bereits Sozialleistungen in Anspruch nimmt, der hat auch keine Rücklagen, um irgendetwas zu überbrücken. Hier geht es darum, schnell die Gesamtsituation einzuschätzen und zum Beispiel an spezifische Leistungen vom Jobcenter oder anderen Stellen zu kommen", beschreibt Hauser ein Beispiel. "Aber jeder Fall, jedes Gespräch ist natürlich ganz individuell, deshalb gibt es auch kein Patentrezept".

Man müsse keine Sorge haben, dass irgendwas nach draußen dringt: "Die Grundsätze unserer Arbeit sind Freiwilligkeit, Verschwiegenheit, Ganzheitlichkeit, Nachvollziehbarkeit sowie Ergebnisoffenheit", so Hauser. Die Fachberatungsstelle ist zwar sehr gut nachgefragt und ausgelastet, "wir haben aber dennoch jederzeit zu unseren Öffnungszeiten ein offenes Ohr für alle, die zu uns kommen", ermutigt Hauser.