Auf Wilfried Müllers Tisch liegt ein dicker Ordner voller Unterlagen und Prospekte, in seinem Wohnzimmer reihen sich zahlreiche Spiele aneinander – und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Seine Löhmann-Sammlung ist beeindruckend.
Der Name Löhmann ist in Wildberg sicher noch einigen bekannt. Ende der 1950er Jahre gründeten Marga und Fritz Löhmann eine Sportartikel- und Spielwarenfabrik in der Schäferlaufstadt. 1969 stieg der Otto-Maier-Verlag Ravensburg (heute Ravensburger) in die Geschäftsführung mit ein. 1973 zog sich Familie Löhmann aus Altersgründen zurück, Ende 1977 schloss der Standort in Wildberg, der sich am heutigen Standort der Firma Rempp befand. Und Wilfried Müller war es, der als Letzter den Schlüssel umdrehte.
Sogar seinen damaligen Vertrag hat er aufbewahrt
1972 begann seine Karriere bei Löhmann als Lehrling zum Industriekaufmann. Sogar seinen damaligen Vertrag hat der 66-Jährige aufbewahrt – nebst vieler anderer Andenken wie Kataloge, Werbematerialien, Spiele und einer Werbeanzeige, für welche er selbst Modell stand. Diverse Schachbretter und Kegelspiele nennt Wilfried Müller sein Eigen. Ein besonderes Schmuckstück steht in seinem Keller: ein Profi-Billard-Tisch aus dem Hause Löhmann samt professioneller Queues. Ein hochwertiges Modell, wie es damals nicht viele gab, erklärt Müller, der selbst einige Jahre professionell gespielt hat.
Er drehte als letzter den Schlüssel rum
Wilfried Müllers Geschichte bei Löhmann war mit der Lehre noch lange nicht zu Ende. Als er nach seiner Zeit bei der Bundeswehr zurückkehrte, war bereits klar, dass der Wildberger Standort aufgelöst werden würde, die Firma sollte nach Ravensburg ziehen. Da er auf die Schnelle keine neue Stelle fand, blieb er dem Unternehmen weitere vier Jahre treu. Wilfried Müller hatte in dieser Zeit noch einen Lehrling auszubilden und einiges in Wildberg abzuwickeln, denn die Halle stand noch voller Material, wie er sich erinnert. Am 31. Dezember 1977 war er es, der als letzter den Schlüssel umdrehte. Bis 1981 arbeitete Müller weiter in der Abteilung Fritz Löhmann in Ravensburg. Als diese jedoch verkauft wurde, zog es ihn zurück in seine Wahlheimat Wildberg.
Neue Sonderausstellung im Wildberger Museum
Bis heute ist Wilfried Müller, auch als Stadtführer und Mitwirkender beim Schäferlauf, Wildberg treu geblieben. Die große Verbundenheit zur Schäferlaufstadt und ihren Bürgern zeigt sich mitunter darin, dass sich Wilfried Müller und seine Schulkameraden bis heute regelmäßig treffen. Und so kam es auch, dass er seine große Löhmann-Sammlung für eine neue Sonderausstellung im Wildberger Museum zur Verfügung stellte. Vor Kurzem traf Müller auf einen seiner früheren Lehrer, die beiden kamen ins Gespräch und dieser erinnerte sich an Müllers berufliche Laufbahn bei Löhmann. Denn einige Zeit zuvor war jemand auf ihn zugekommen und hatte gefragt, ob er Personen kenne, die noch Löhmann-Artikel besitzen könnten.
Arbeitskreis sucht derzeit noch weitere Löhmann-Produkte
Dieser „jemand“ ist Margarete Baumgärtner. Zusammen mit einem Bekannten, dem Sohn des ehemaligen Löhmann-Prokuristen, hatte sie den Anstoß für die Ausstellung gegeben. Die beiden gingen mit ihrer Idee auf Herbert Bantle, Sprecher des Arbeitskreises Museum und Heimatgeschichte, zu und stießen sofort auf offene Ohren. Die Suche nach Exponaten begann – und führte schließlich über den ehemaligen Lehrer zu Wilfried Müller.
Der Arbeitskreis sucht derzeit noch weitere Löhmann-Produkte für seine Ausstellung. Wer Leihgaben zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei Herbert Bantle, Telefon 07054 / 5432, E-Mail bantle.wildberg@gmx.de, melden. Die Sonderausstellung wird vom 30. April bis zum 29. Mai im Dachgeschoss des Museums zu sehen sein.