Was bleibt von der EM 2021 in München? Foto: dpa/Federico Gambarini

Deutschland ist raus, und nun auch München: Die Stadt hat vor und während der EM wichtige Zeichen gesetzt – auch gegen die UEFA. Wie geht’s weiter?

München - Nein, in den Farben des Regenbogens erstrahlte die Arena im Norden Münchens auch am Freitag nicht. Die Stadt hatte allerdings auch gar keinen Antrag gestellt wie noch eineinhalb Wochen zuvor vor dem Spiel der deutschen Mannschaft gegen die ungarische, als sie die Europäische Fußball-Union (UEFA) blamierte. Flagge zeigte München freilich auch an seinem finalen Tag bei diesem paneuropäischen EM-Turnier - am Rathaus hängen weiter die Fahnen in den Regenbogenfarben.

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Deutschland war schon seit Dienstag raus, nun ist es auch München. Doch der deutsche Standort dieser Endrunde hat Eindruck hinterlassen - einen bleibenden. Wenn eine Stadt Rückgrat haben kann, die einstmals selbsternannte „Weltstadt mit Herz“ hat es.

Der Oberbürgermeister ging voran. Dieter Reiter (SPD) bewies Haltung, der „alte Revoluzzer“, wie er sich selbst beschreibt, schien fast Spaß daran zu haben, der UEFA die Stirn zu bieten: Mit gesundem Menschenverstand gegen ungesunde Hybris.

14.000 Zuschauer waren eine Ausnahme

Eine Weile sah es sogar danach aus, als werde München ebenso wie Dublin und Bilbao aus dem Kreis der EM-Städte verstoßen: Die bayerische Metropole wollte angesichts von Corona keine Garantie dafür geben, ob und wie viele Zuschauer sie in die Arena lassen würde. Konnte sie aber auch nicht angesichts der Vorschriften der Bayerischen Staatsregierung. Erst zehn Tage vor dem ersten Spiel in München verkündete Ministerpräsident Markus Söder (CSU): 14.000 Besucher dürfen maximal rein. 

Was beinahe unterging: Die 14.000 waren eine Ausnahme nur für die vier EM-Spiele. „Die Fußball-EM“, betonte Söder, „ist eine Sondersituation“, sie könne daher auch „ein Pilot- und Probelauf sein für weiteren Profisport in Deutschland“. Tatsächlich soll das erste Spiel der neuen Bundesligasaison (13.8.) zwischen Gladbach und dem FC Bayern vor 18.000 Zuschauern stattfinden - zu einem Testspiel zwischen dem FC Bayern und Ajax Amsterdam drei Wochen vorher (27.7.) sind nur 1500 Fans zugelassen.

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Der Probelauf in München hat Begehrlichkeiten in der Bundesliga geweckt, auch wenn er nicht ganz reibungslos verlief. Auffällig vor allem: Mit der Einhaltung der Maskenpflicht nahmen es die Besucher in der Arena nicht so genau. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) drohte zwischenzeitlich: „Wenn der Modellversuch schiefläuft, dann sehe ich ehrlich gesagt schwarz, dass der Profifußball in Zukunft vor vielen Zuschauern spielen kann.“

Nichts jedoch sorgte für mehr Aufmerksamkeit als das Vorhaben der Münchner, die Arena ausgerechnet zum Spiel der deutschen Mannschaft gegen Ungarn am 23. Juni in den Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen. Dabei unterlief Reiter ein kleiner taktischer Fehler: Die Aktion verband er zu deutlich mit der Verabschiedung eines umstrittenen ungarischen Gesetzes zur Einschränkung von Informationen über Homosexualität. So konnte sich die UEFA rausreden mit dem Hinweis darauf, sie wolle unpolitisch sein.

München erlangte große Aufmerksamkeit

Und doch hatte Reiter, hatte der Stadtrat von München sein Ziel erreicht - internationale Aufmerksamkeit. Am Tag der Ablehnung durch die UEFA legte Reiter daher noch einmal fast genüsslich nach: „Ich finde es beschämend, dass die UEFA uns verbietet, ein Zeichen für Vielfalt, Toleranz, Respekt und Solidarität zu setzen“, sagte er und warf auch dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Person von Interimspräsident und UEFA-Exko-Mitglied Rainer Koch vor, die Meinung der UEFA nicht beeinflusst zu haben.

Bei der EM-Endrunde 2024 in Deutschland wäre Reiter noch im Amt. Diskussionen mit der UEFA sieht er kampfeslustig entgegen. „Mal schauen“, sagte er lächelnd, „mit wem ich mich dann zu unterhalten habe.“ UEFA-Präsident Alexander Ceferin ist nur bis 2023 gewählt.