Wann rollt wieder der Ball? Foto: www.imago-images.de

Fußball: "Vereinen muss Vorbereitungszeit eingeräumt werden". WFV-Bezirk arbeitet an Alternativen. Mit Interview  

Das neue Jahr hat begonnen, Corona ist immer noch das beherrschende Thema. Die Hoffnung, dass sich die Lage zum Frühjahr wieder normalisiert, scheint derzeit eher gering. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten äußerst sich Bezirksspielleiter Matthias Harzer zur aktuellen Situation im WFV-Bezirk Schwarzwald.

Wie sehen Sie die Chancen für die Fortsetzung der Fußballsaison im Bezirk?

Ob die Saison fortgesetzt werden kann, hängt in erster Linie vom weiteren Infektionsgeschehen in Württemberg, und damit verbunden mit den geltenden Beschränkungen der Behörden, ab. Aktuell ist daran sicherlich noch nicht zu denken, wir haben aber auch noch etwas Zeit. Noch bin ich zuversichtlich, dass die Saison im Frühjahr fortgesetzt werden kann. Die entscheidenden Fragen sind eher wann genau und unter welchen Bedingungen der Spielbetrieb dann wiederaufgenommen werden kann.

Es werden ja verschiedene Varianten in Betracht gezogen, wie die Saison weitergespielt werden könnte. Gab es da schon Entscheidungen, mit denen sich die Vereine befassen und einstellen müssen?

Es gab noch vor Weihnachten Videokonferenzen mit allen Vereinen des Bezirks. Diese wurden nach der Zugehörigkeit der Staffeln aufgeteilt, sodass man individuell auf die Situation in den einzelnen Ligen eingehen konnte. Unwahrscheinlich ist bereits jetzt, dass die Staffeln mit 30 Spieltagen und einer regulären Vor- und Rückrunde bis zum 20. Juni abgeschlossen werden können, ohne dabei die Mannschaften mit einigen Spielen unter der Woche unverhältnismäßig belasten zu müssen. Dies betrifft im Bezirk Schwarzwald die Bezirksliga und die Kreisligen A, in denen wir teilweise noch bis zu acht Spiele aus 2020 nachholen müssten. Daher hat man sich Gedanken dazu gemacht wie es möglich sein kann, die Saison mit weniger Spielen, dennoch unter fairen Rahmenbedingungen, abschließen zu können. Diese Varianten wurden den Vereinen erläutert, letztendlich muss aber der WFV-Beirat über die Möglichkeit der Anpassung der Spielsysteme entscheiden.

Auch in der Kreisliga B haben sich die Vereine mehrheitlich dazu ausgesprochen die Anzahl der Spiele zu verringern. Aber auch das muss letztendlich vom Beirat beschlossen werden. Noch entspannt ist die Situation in den Kreisligen C. Mit im Schnitt nur zwei Nachholspielen und neun regulären Rückrundenspielen kann die Saison nach jetzigem Stand noch regulär durchgeführt werden, auch wenn beispielsweise erst im April gestartet werden könnte.

In der Landesliga 3 soll laut fussball.de am 27./28. Februar gespielt werden, von der Bezirksliga abwärts am dem ersten Märzwochenende. Lassen sich diese Termine halten?

Den Vereinen muss eine entsprechende Vorbereitungszeit eingeräumt werden. Wir sind uns mit den Vereinen einig, dass dies mindestens vier Wochen sein sollten, in Extremfällen reichen gegebenenfalls auch drei Wochen. Da Lockerungen ab Anfang Februar noch nicht absehbar sind, wird es wahrscheinlich mit einem Restart Anfang März nichts werden. Aber letztendlich muss auch hier abgewartet werden wie sich die Situation in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt.

Der Lockdown wurde bis zum 31. Januar verlängert. Das könnte den Mannschaften für eine Vorbereitung durchaus reichen. Was ist aber, wenn es erneut zu einer Verlängerung des Lockdowns kommt?

Dann wird sich der Termin für den Re-Start weiter nach hinten verschieben. Mit dem Modell, das auch in der Landesliga angedacht ist, sprich nach erfolgter Vorrunde eine einfache Auf- und Abstiegsrunde zu spielen, hätten wir etwas mehr Spielraum. Sollte auch das irgendwann nicht mehr realistisch sein, muss man sich weiter Gedanken machen und nach Alternativen suchen.

Die Auswirkungen von Covid19 sorgen für monatelanges Sportverbot. Freizeitsport ist so gut wie unmöglich, wenn, dann nur noch individuell. Im Aktivenbereich lässt sich das durchaus wieder korrigieren, wenn es zu den erhofften Lockerungen kommt. Aber wie ist die Lage bei den Vereinen im Nachwuchsbereich?

Es wird eine Mammutaufgabe für die Vereine werden, die Sporttreibenden nach der Pandemie wieder auf die Fußballplätze zu bekommen, unabhängig ob Aktiv oder Jugend. Da aktuell aber auch kaum alternative Freizeitangebote wahrnehmbar sind, glaube ich nicht, dass viele Sportler/Innen vom Fußballsport "abwandern". Dennoch, die Vereine müssen aktiv werden und insbesondere die Kinder und Jugendlichen zurückholen. Für die Vereine, die das versäumen, kann die Pandemie über kurz oder lang neben den finanziellen Einbußen auch massive Negativauswirkungen mit sich bringen, was die Anzahl der aktiven Sportler anbelangt.

Gibt es da Konzepte seitens des Bezirks oder auch des WFV, wie die Vereine verhindern können, dass ihre Jugendmannschaften wegbrechen, sich womöglich auflösen?

Der WFV und der Bezirk wird die Vereine bestmöglich unterstützen und wie in der Vergangenheit auch Veranstaltungen anbieten, die der Gewinnung von neuen Fußballerinnen und Fußballern dienen. Hierüber können dann aber auch Kinder oder Jugendliche angesprochen werden, die schon mal dabei waren und durch die Pandemie etwas Abstand zum Fußball bekommen haben. Ganz aktuell haben die U25-Beisitzer des WFV eine "Bleib am Ball Challenge" ins Leben gerufen. Ziel dieser Aktion ist es, dass Kinder und Jugendliche auch während der Zeit des Lockdowns "am Ball bleiben". Die Teilnehmer sollen Kurzclips ihrer bspw. Hometrainingseinheit mit dem Ball oder ihres Dribblingparcours an den Bezirk einsenden. Der Verein mit den meisten Einsendungen gewinnt ein professionelles Fußballtraining mit Instrukteuren des WFV. Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen werden auf der Bezirkshomepage und in den sozialen Medien des Bezirks veröffentlicht.

Die Bezirksmitarbeiter, Sie als Spielleiter wie auch die Staffelleiter, sehen sich durch die Coronapandemie vor ganz andere Aufgaben gestellt, die bislang nicht zum Tätigkeitsbereich gehörten. Motiviert das, oder kommt man auch mal an den Punkt, an dem man aufgeben möchte?

Von Motivation kann man sicherlich nicht reden, wenn man sich über Monate im Krisenmodus befindet. Dennoch hat jeder eine gesellschaftliche Pflicht seinen Teil dazu beizutragen, dass irgendwann auch wieder bessere Zeiten kommen und man die Pandemie hinter sich lassen kann. Der Fußball spielt hierbei nur eine Nebenrolle auch wenn der Amateursport gesellschaftlich und gesundheitlich, hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen, extrem wichtig ist. Es ist in allen Bereichen und Lebenslagen ähnlich und für alle eine schwierige Situation. Die notwendige Motivation, diese Aufgaben gemeinsam zu lösen, kann man sich aus der Vorstellung holen, bald wieder zur Normalität zurückkehren zu können.

Die Fragen stellte Jürgen Schleeh.