Mit dem Helikopter hat die neue Spezialeinheit geübt, Wasser zu Vegetationsbränden zu bringen. Foto: Eyrich

"Vor der Lage" will die Feuerwehr im Zollernalbkreis sein, wenn Vegetation brennt – und reagiert mit einer neuen Einheit.

Albstadt-Tailfingen - Wenn Bäume und Büsche brennen, sind die 900 bis 1000 Liter Wasser, die der Hubschrauber am Haken transportieren kann, ein Tropfen auf den heißen Stein, dessen ist sich Stefan Hermann, Kreisbrandmeister im Zollernalbkreis, bewusst. "Aber sie sind besser als nichts", sagt er und erklärt, was die Feuerwehrleute da auf dem Areal der Erddeponie Schönbuch zwischen Tailfingen und Neuweiler eigentlich üben: den Ernstfall von Vegetationsbränden.

Mit fortschreitender Klima-Krise steigt die Brandgefahr

Denn die Gefahr dafür steigt mit der Temperatur – je dramatischer die Klima-Krise sich entwickelt, desto öfter werden Bäume, Büsche und Wiesen brennen – auch auf der kühlen Alb, da gibt sich Hermann keiner Illusion hin. Er hat deshalb ein bisher 20-köpfiges Team aus Aktiven örtlicher Feuerwehren zusammengestellt, um "vor der Lage" zu sein, wenn der Fall eintritt. "Im Wald kommen wir auf Wirtschaftswegen mit Fahrzeugen und zu Fuß relativ nah ran an Brandherde", erklärt Hermann, "aber an Hanglagen eben nicht." Und davon gibt es im Zollernalbkreis reichlich – nicht nur am Albtrauf.

Der Hubschrauber hilft – reicht alleine aber nicht aus

Ein Hubschrauber ist dann Gold wert. Im vergangenen Jahr hat die neue Truppe schon mal ohne Helikopter geübt, am Samstag nun zum ersten Mal mit dem Heli, an dem ein langes Seil baumelte. Daran: ein Behälter, der bis zu tausend Liter Löschwasser fasst. Die würden nicht notwendigerweise einfach über dem Brandherd ausgeschüttet, so Hermann. Der Pilot könne damit auch Behälter in unwegsames Gelände bringen und dann das Wasser darin ablassen, so dass Fußtruppen es gezielt vom Behälter auf den Brandherd spritzen könnten.

"Wir haben leichte Ausrüstung, die man gut zu Fuß transportieren kann", erklärt der Kreisbrandmeister. Denn eine Schlauchleitung vom nächsten Hydranten zu legen, das dauere seine Zeit. Wie lange? Das komme aufs Gelände an, meint Hermann und nennt einen Erfahrungswert aus dem vergangenen Jahr: Damals hatte eine Wehr für zwei Kilometer Strecke bei 350 Höhenmetern rund zwei Stunden gebraucht.

Auf dem Übungsgelände sind keine Wanderer in Gefahr

Alleine könne die Spezialtruppe nicht agieren, sondern sei stets auf die Unterstützung der örtlichen Feuerwehr angewiesen, erklärt er weiter. Bei der Übung am Samstag ist das natürlich die Feuerwehr Tailfingen, auf dessen Gemarkung die Erddeponie liegt. Letztere eigne sich besonders gut als Übungsgelände, weil sie komplett umzäunt sei und somit keine Gefahr bestehe, dass Fußgänger unbefugt aufs Übungsgelände und damit in Gefahr geraten.

Der Landrat macht auch mal mit

Landrat Günther-Martin Pauli ist nicht in Gefahr: Er hat sich Feuerwehrkleidung angezogen, einen Helm aufgesetzt und nimmt gerne die Gelegenheit wahr, eine kurze Runde im Hubschrauber zu drehen. Den stellt "Heli7", ein Anbieter mit Stationen in Stuttgart, Mannheim und Augsburg, der bei der Ausbildung der Älbler Spezialtruppe ebenso mithilft wie der Verein "@fire", bundesweit tätige Spezialisten.

Wolfgang Grupps Heli wäre nah – aber nicht geeignet

Mit dem Verlauf der Übung ist Stefan Hermann mehr als zufrieden: "Wir kommen mit dem Material und der Ausstattung gut zurecht", diagnostiziert der Kreisbrandmeister, und deshalb dürfen die fleißigen Feuerwehrleute auf Wunsch auch mal kurz im Heli aufsteigen. Armin Ruß, der stellvertretende Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, ist ebenfalls dabei und macht sich ein Bild.

Im Ernstfall muss die Wehr dann sehen, wo sie am schnellsten einen Heli herbekommt. Der von Trigema-Chef Wolfgang Grupp tauge freilich nicht, so Hermann. "Der hat keinen Haken."

Nichts wegwerfen und nicht auf Gras parken

Wanderern rät Hermann – vor allem derzeit –, keine brennenden Zigaretten oder Glas wegzuwerfen und keine Fahrzeuge mit warmem Motor auf trockenem Gras abzustellen. Zudem sollten sie sich immer vergewissern, wo sie seien, und ob Rettungspunkte in der Nähe seien.

Die Spezialtruppe Vegetationsbrand nehme übrigens noch Mitglieder auf, sagt Stefan Hermann. Interessenten können sich einfach bei ihm melden.