Demnächst geht’s los: Jobst Dreier startet seine Radtour von Jössen im Weserland nach Balingen. In der Eyachstadt besucht er seine Tochter – unterwegs sammelt er Spenden zugunsten der Krebshilfe. Denn seine Frau ist an der Krankheit gestorben.
Gut geht es ihm, sagt Jobst Dreier beim Telefonat mit unserer Redaktion. In der kann der 62-Jährige demnächst persönlich vorbei schauen, denn er sattelt sein E-Bike und macht sich auf den 600 Kilometer langen Weg vom Petershagener Ortsteil Jössen nach Balingen.
Generalstabsmäßig geplant ist der Trip nicht, wie Dreier zugibt. Darüber muss er selbst lachen. Und dann erinnert er sich an seine erste große Radtour: Er war 13 Jahre alt, stieg auf das Rennrad und strampelte einfach drauf los. „Plötzlich war ich in Bremen“, erzählt Dreier. Von unterwegs aus habe er die Eltern informiert. Die waren sowas von ihrem Sohn wohl gewohnt, Ärger gab es keinen.
Er will 100 Kilometer pro Tag schaffen
Im vergangenen Jahr verstarb Dreiers Ehefrau. Der Krebs war stärker. In Dreier reifte der Entschluss, die Stiftung Deutsche Krebshilfe zu unterstützen.
Spenden sammeln plus Radfahren: Der Plan war schnell gefasst. Dreier sprach Freunde, Bekannte und Nachbarn an, lobte für jeden gefahren Kilometer einen Euro aus. Und weil ihm 600 Euro zu wenig erschienen, will er auf dem Rückweg nach Jössen einen Umweg fahren, 200 Kilometer obendrauf gesattelt. Noch ehe der Frührentner sich auf den Sattel geschwungen hat, wurde das Spendenziel bereits überschritten. „Es sind schon mehr als 1000 Euro zusammen gekommen“, berichtet Dreier. Mehr dürfe es aber gerne werden, sagt er und lacht. Pro Tag will er so viele Kilometer Strecke hinter sich bringen, wie es das E-Bike und die Kondition hergeben. Die dürfte er haben – Dreier legt fast jeden Tag „einfach so zum Spaß“ 40 Kilometer mit dem Rad hin. „Ich will 100 Kilometer am Tag schaffen.“
Zwei „Schlüpper“ müssen genügen
Sieben Tage soll die Reise bis nach Balingen dauern. Auf einen mehr oder weniger komme es nicht an, sagt der begeisterte Radfahrer. Gelotst wird Dreier unterwegs von einer App. Wo wird er übernachten? „Das entscheide ich spontan, wo ich eben einen Gasthof finde oder eine Jugendherberge.“ Für den Notfall wird er einen Schlafsack einpacken.
Ansonsten ist die Packliste überschaubar: Werkzeug, falls er eine Panne hat, eine Trinkflasche und „einen zweiten Schlüpper“ will er mitnehmen.
Zwei Tage Erholungsaufenthalt hat er bei seiner Tochter eingeplant. Julia Hafenscher ist Lehrerin in Schömberg und wohnt mit ihrem Mann und der kleinen Tochter in Balingen. „Julia ist genau so verrückt wie ich“, sagt Dreier und meint das liebevoll. Seine Tochter sei nach dem Abitur „einfach so“ aufgebrochen, um in einem Kinderheim im Himalaya zu arbeiten.
Verbeugung vor verstorbener Frau
Dass Dreier mit seinem ungewöhnlichen Ausflug etwas Gutes tun will, das steckt auch in ihm als Person. Viele Jahre lang war er im Ehrenamt bei der Schiffsrettung aktiv. Die Spenden, die er nun sammelt, sind auch eine Verbeugung vor seiner verstorbenen Frau. Die Spendenaktion hat er in Absprache mit der Krebshilfe gestartet. Über deren Onlineportal hat er die Aktion registriert und eine Aktionsnummer bekommen. Sobald Dreier wieder heil in Jössen angekommen ist, wird er unter der Sammel-Nummer 49009970 die eingefahrenen Spendengelder an die vor 50 Jahren gegründete Krebshilfe überweisen.
Informationen zu den aktuellen Spendenaktionen gibt es im Internet unter www.krebshilfe.de