Manche Mütter pumpen Milch ab – da dabei häufig mehr entsteht, als das Kind konsumieren kann, stellt sich die Frage: Wohin damit? (Symbolbild) Foto: dpa/Fernando Gutierrez-Juarez

Wenn Mütter von Säuglingen ihre Milch abpumpen, entsteht, je nachdem wie viel Milch eine Frau gibt, oft ein Überschuss. Aber was macht man damit?

Weshalb eine frischgebackene Mutter ihre Milch abpumpen muss, kann viele Gründe haben. Für die einen bedeutet es wieder mehr Flexibilität, wenn man weiß, dass das eigene Kind auch mit Muttermilch versorgt wird, wenn man wegen des Berufs oder aus sonstigen Gründen nicht immer stillen kann. Bei anderen hat es vielleicht medizinische Gründe. Durch das Abpumpen wird meist mehr Milch gewonnen, als das eigene Kind trinken kann. Ein Vorrat ist meist auch gewollt. Aber was macht man mit dem Überschuss, den man selber nicht mehr benötigt?

Frauenmilchbanken

„Vor allem Frühchen sind meist auf die Spende von Frauenmilch angewiesen, da bei ihren Müttern der Milcheinschuss noch nicht voll da ist. Das dauert meist zwischen einer halben und einer Woche“, sagt Janaina Rauch. Sie ist Oberärztin in der Neonatologie am Rems-Murr-Klinikum in Winnenden. Das Krankenhaus ist laut Rauch eine von drei Frauenmilchbanken (FMB) in Baden-Württemberg. Auch termingeborne Babys, die dort auf der Station seien, erhalten Spendermilch. Natürlich nur, wenn die Eltern damit einverstanden sind. „Die meisten Eltern stimmen zu. Am besten ist für ein Kind die Milch der eigenen Mutter, danach kommt Spendermilch und dann künstliche Babynahrung“, erklärt die Kinderärztin.

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Überprüft und zugelassen werden die FMB in Baden-Württemberg von der Lebensmittelüberwachungsbehörde, da hierzulande Frauenmilch als Lebensmittel und nicht als medizinisches Produkt gilt, sagt Rauch. Es werde grundsätzlich nur von Frauenmilch- und nicht von Muttermilchbanken gesprochen, da Muttermilch nur die Milch der eigenen Mutter bezeichne.

Zehn Mal so teuer wie künstliche Babynahrung

Diese Banken sammeln in erster Linie Milch von Müttern, die bei ihnen auf der Station sind und ohnehin abpumpen müssen. Aber auch Mütter außerhalb der Klinik würden Milch in gefrorenem Zustand spenden. Die Mütter werden vorab virologisch untersucht und die Milch wird auf Bakterien getestet. Zusätzlich müssen die Spenderinnen einen Fragebogen ausfüllen, da frisch gepiercte oder tätowierte Frauen sowie Raucherinnen oder Frauen, die Alkohol trinken, als Spenderinnen ausscheiden. „Deswegen ist die Ernährung von Säuglingen mit Frauenmilch auch zehn Mal so teuer wie die Ernährung mit künstlicher Babynahrung.“

Die Vorteile würden aber klar überwiegen: „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass mit Muttermilch oder Spendermilch ernährte Babys deutlich seltener an Darmproblemen leiden als diejenigen, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden“, sagt Rauch. Außerdem würde es die Entwicklung verbessern und den Hang zu Adipositas verringern. Die Spende sei unentgeltlich um vorzubeugen, dass die Milch gestreckt werde, jemand das zum Geschäftsmodell mache. „Den Müttern geht es darum, dass die eigene Milch etwas Wertvolles ist, dass sie nicht wegwerfen wollen.“

Aber manche Frauen wollen mit ihrer Milch trotzdem Geld verdienen. Das geht am leichtesten im Internet. Auf Portalen wie Muttermilch-Markt können Eltern gefrorene Nahrung für ihr Kind kaufen, allerdings muss man hierbei der Verkäuferin quasi blind vertrauen. Wer hier selber Milch anbieten will, sollte vorgewarnt sein: Portale wie diese sind auch Umschlagplatz für Milch, die manche im Fetisch-Bereich nutzen wollen. Es kann also passieren, dass sich nicht nur andere Mütter mit Bedarf, sondern auch sogenannte Laktophile melden.