Nach über einem Jahr auf Wasser und Land ist das Marine-U-Boot U17 in Sinsheim angekommen. Wie geht es weiter mit dem maritimen Riesen und was verbindet das U-Boot mit Baden-Württemberg?
Es ist ein Finale mit Trommeln und Fanfaren: Gegen 14 Uhr bahnt sich das ehemalige Marine-U-Boot U17 die letzten Meter auf der Straße zum Technikmuseum Sinsheim seinen Weg durch das Menschenmeer. Eine regelrechte Einzugsparade hatten die Organisatoren für die letzte Etappe des 500 Tonnen schweren Transports auf die Beine gestellt.
Tausende Zuschauer staunen, als die U17 unmittelbar an ihnen vorbeizieht. Die Sonne lässt den braunen Koloss erstrahlen, der auf seiner Transportplattform mit 240 Rädern vorsichtig die Straße entlang rollt. Rechts und links sichern das THW und die Feuerwehr den Weg, begrenzten den nötigen Sicherheitsabstand mit einem langen Seil, während die Zuschauer mit Fahnen winkten, auf denen überall „Das U-Boot“ zu lesen war.
Eine Party-Bugwelle begleitete den Transport
Nach einer spektakulären Reise über mehr als ein Jahr hinweg erreicht das ehemalige Marine-U-Boot U17 endlich sein Ziel: das Technikmuseum Sinsheim. Als das fahrende Unterwasserboot auf den Hof rollt, salutieren die ehemaligen U-Boot-Fahrer des Verbands Deutscher U-Boot-Fahrer und Applaus zieht durch die Besucherreihen. Der Transport zieht seine Kreise auf dem Parkplatz vor dem Museum, sodass die U17 von allen bestaunt werden kann, bevor es Rückwärtsgang vor der Halle des Museums zum Stehen kommt, unterhalb der zahlreichen Flugzeuge, die das Technikmuseum zieren.
Damit endet eine Odyssee, die das U-Boot von der Ostsee bis nach Baden-Württemberg führte. „Es war ein besonderer Moment, nach mehr als zwei Jahren Planungszeit diese Ankunft zu erleben“, freut sich Michael Einkörn, Projektleiter des U-Boot-Transports. Der aufwendige Transport des maritimen Ausstellungsstücks habe sowohl das Museum als auch die Spedition vor große Herausforderungen gestellt. Eine umfangreiche Machbarkeitsstudie und sorgfältige Planung machten dieses Projekt erst möglich.
„Das U-Boot schob eine Party-Bugwelle vor sich her, die ihren Höhepunkt in Sinsheim fand“, sagt Einkörn und ergänzt: „Wir waren von den mehreren Tausend Menschen, die die letzten Meter des Transports begleiteten, überwältigt.“ Die U17 ist nun das erste maritime Ausstellungsstück in Sinsheim. Noch in dieser Woche soll das Boot hydraulisch angehoben und auf seinem Fundament platziert werden.
Ein neues Kapitel im Technikmuseum Sinsheim
Doch das Ende der Reise bedeutet zugleich einen neuen Abschnitt im Leben des Stahlkolosses. Im Technikmuseum Sinsheim wird die U17 künftig als Dauerausstellungsstück seinen Platz finden. Sie ist eine Leihgabe der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Das Werkstattteam des Museums beginnt nun mit den Vorbereitungen für den Ausbau als Museumsexponat.
In den kommenden Monaten wird das Team das Boot zugänglich machen. Geplant ist, das U-Boot mit einer Brücke vom Hallendach des Museums zu verbinden. Der Zugang soll über die Wartungsluke erfolgen. Damit die Besucher einmal durch das gesamte U-Boot laufen können, werde zudem eine weitere Luke geschaffen.
„Wir werden das Boot größtenteils so lassen, wie es ist, und nur den Durchgangsweg freimachen“, erklärt Einkörn. Zusätzlich soll der Innenraum mit Originalgegenständen des täglichen Lebens an Bord angereichert und Videos des U-Boots im Inneren gezeigt werden. „Wir planen mit einer Eröffnung im Sommer 2025, hoffen aber, dass wir bereits an Ostern 2025 eröffnen können“.
Eine Reise durch die Geschichte
Einige Premieren zeichnen den Weg der U17, die von 1973 bis 2010 bei der Marine im Einsatz war. Sie wurde von der Howaldtswerke-Deutsche Werft als eines von 18 U-Booten der Klasse 206 für die Bundesmarine gebaut und für küstennahe Einsätze in Nord- und Ostsee konzipiert.
Im Jahr 1997 war die U17 das erste deutschen Nachkriegs-U-Boot, das den Atlantik überquerte und amerikanische Gewässer durchstreifte. Der zuletzt spektakuläre Transport markierte nun einen weiteren Höhepunkt des Unterwasserriesen, der auf seinem Weg auch als erstes U-Boot weite Teile des Rheins passierte.
Von Kiel nach Sinsheim: Eine logistische Meisterleistung
Nachdem die U17 am 14. Dezember 2010 in Eckernförde ausgemustert worden war, lag sie fast elf Jahre lang im Marinearsenal in Wilhelmshaven. 2021 stach sie das vorletzte Mal in See, als das Unterseeboot nach Kiel zur Demilitarisierung geschleppt wurde. Zwei Jahre später begann schließlich der aufwendige Transport nach Sinsheim. Eine Reise, die von tausenden Schaulustigen und U-Boot-Enthusiasten in ganz Deutschland verfolgt wurde.
Ein Portalkran hievte das Gefährt in Kiel auf einen Schwimmponton, mit dem die erste Etappe über Rotterdam bis ins Rheinland gemeistert wurde. Der Zwischenstopp in Speyer wurde zum Ausbau der Batterien genutzt, um das Gewicht für den weiteren Transport zu reduzieren. Ende Juni begann die letzte Etappe – der Schwertransport zum Technikmuseum Sinsheim, dem künftigen Heimathafen der U17. Dabei mussten einige Hindernisse überwunden und der Stahlkoloss mehrfach gedreht werden, um etwa unter Brücken hindurchfahren zu können.
Auch eine große Zahl an Polizeikräften war an dem Transport beteiligt. Straßen mussten abgeriegelt und Autobahnen – darunter die A6 – zeitweise voll gesperrt werden, um den sicheren Transport zu gewährleisten. Die Kosten für den gesamten Transport, werden mit zwei Millionen Euro beziffert und sollen nach Angaben des Museums überwiegend durch Spenden finanziert werden. Auch die Einsatzkosten der Polizei müssen durch das Technikmuseum getragen werden, erklärte Manuel Unser, Pressesprecher des Polizeipräsidium Heilbronn.
Eine besondere Verbindung zu Baden-Württemberg
Die U17 ist seit jeher eng mit Baden-Württemberg verbandelt und deshalb ist der Transport auch eine Art Heimkommen für den Stahlkoloss. Die Gemeinde Kressbronn am Bodensee hat seit der Indienststellung 1973, bis zur Außerdienststellung 2010 die Patenschaft für das Unterseeboot übernommen.
Diese Patenschaft kam nach dem tragischen Tod des Sohnes des damaligen Gemeinderates Thorwald Wiedersheim, der als Kommandant des Vorgängerboots „U-Hai“ bei einem Manöver ums Leben kam, zustande. In den Jahren der aktiven Dienstzeit des U-Bootes entstanden durch gegenseitige Besuche „eine langjährige Freundschaft und Verbundenheit“ der Bodenseegemeinde und der Besatzung von U17, die noch heute bestehe.
Filmklassiker wie „Das Boot“ (1981) oder „Jagd auf Roter Oktober“ (1990) aber auch Musikklassiker wie „Yellow Submarine“ von den Beatles befassen sich mit dem Mythos U-Boot. Das hat sich das Technikmuseum Sinsheim/Speyer zunutze gemacht und den Transport zuschauerwirksam inszeniert. In Sinsheim hat die U17 nach 37 Jahren im Dienst der Bundesmarine und der Deutschen Marine nun seine endgültige Heimat gefunden und soll als Zeugnis deutscher Marinegeschichte und technischer Ingenieurskunst die Museumsbesucher begeistern.