Eine schöne Geschichte: Schwanaus neuer Bürgermeister Marco Gutmann (links) erhält Glückwünsche von Andreas Heck, dem Hohberger Rathauschef. Diesem war Gutmann bei der Wahl in Hohberg im Juli 2021 knapp unterlegen. Dahinter reihen sich weitere Gratulanten ein: Neurieds Bürgermeister Tobias Uhrich und Ottenheims Ortsvorsteherin Silke Weber. Foto: Decoux

Schwanau atmet auf: Seit Sonntag hat die Riedgemeinde nach dreieinhalb Monaten Vakanz mit Marco Gutmann einen neuen Bürgermeister. Das Ergebnis stellt nicht nur die Schwanauer zufrieden. Auch von außen gab es einige Glückwünsche.

Schwanau - "Kommunalpolitik und Verwaltung sind meine Leidenschaft", hatte der 37-jährige Marco Gutmann bei der Kandidatenvorstellung gesagt. Nun darf er den Worten Taten folgen lassen. 1769 Schwanauer schenkten ihm am Sonntag das Vertrauen – 56,57 Prozent der Wähler. Mit 54,66 Prozent lag die Wahlbeteiligung um rund zwei Prozentpunkte höher als bei der ersten Wahl am 15. Mai.

Womit Gutmann die Schwanauer überzeugt hat? "Durch seinen Mut und viel Engagement", lobte Neurieds Bürgermeister Tobias Uhrich den Hohberger. Uhrich war am Sonntagabend zur Ergebnisverkündung nach Schwanau gekommen und gehörte zu den ersten Gratulanten. "Ich kenne ihn seit eineinhalb Jahren. Ich bin ihn in meinem eigenen Wahlkampf über den Weg gelaufen. Seitdem haben wir eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut", erklärt Uhrich im Gespräch mit unserer Redaktion. Er habe schon Gutmanns Wahlkampf in Hohberg verfolgt und freue sich nun sehr, dass es jetzt in Schwanau geklappt hat. "Wenn es nicht der Marco wird, wer dann? Er ist ein sehr herzlicher Mensch, dem man vertrauen kann", ist Uhrich überzeugt. "Ich wünsche ihm für die nächsten acht Jahre alles Gute".

Glückwünsche gab es für Gutmann auch von Alexander Schröder, dem Bürgermeister der Nachbargemeinde Meißenheim. "Ich kenne ihn noch nicht, aber ich freue mich darauf, jetzt viel mit ihm zu tun zu haben", so Schröder. Es sei gut für die Gemeinde Schwanau, dass sie jetzt wieder einen Bürgermeister hat und vor allem, dass es ein eindeutiges Ergebnis war. Schröder überreichte Gutmann und seiner Frau Anika einen Blumenstrauß.

Hohbergs Bürgermeister gratuliert

Eine Flasche Wein gab es von Hohbergs Bürgermeister Andreas Heck. Im Juli 2021 waren sie noch Konkurrenten um den Chefsessel im Hohberger Rathaus. Heck setzte sich im zweiten Wahlgang hauchdünn durch. Ein Jahr später sind sie beide Bürgermeister. "Ich habe mir immer ein gutes Verhältnis bewahrt", sagte Gutmann angesprochen auf die verlorene Wahl in Hohberg. Nun wird er auf Bürgermeisterebene mit seinem früheren Konkurrenten zusammenarbeiten.

Das erste Ziel, das Gutmann als Bürgermeister angehen möchte, verriet er im Wahlcheck der Lahrer Zeitung. Er wolle als Erstes die Mitarbeiter der Verwaltung kennenlernen. Eine gute Zusammenarbeit sei unabdingbar für den Start in die verantwortungsvolle Aufgabe des Bürgermeisteramts. Gutmann will, so präsentierte er bei der Kandidatenvorstellung seine Ziele, "mit dem notwendigen Blick von außen und meiner Neutralität" die Entwicklung aller vier Ortsteile im Blick behalten.

Das trauen ihm die Fraktionssprecher und die Ortsvorsteher zu. Dagmar Frenk sprach für die SPD und für Nonnenweier von einem "überzeugenden Gesamtpaket". Hartmut Läßle, Liste Hartmut Läßle und Ortsvorsteher von Wittenweier, hofft, dass "Gutmann hält, was er verspricht". Kuno Hamm, Fraktionssprecher der CDU, sprach davon, dass Gutmann der "Wunschkandidat" der CDU-Fraktion war. Er sei sehr glücklich mit dem Ergebnis. Hamm überreichte Gutmann ein symbolisches Steuerrad mit dem Wappen von Schwanau als Geschenk. Bürgermeisterstellvertreter Patrick Fertig (Freie Wähler) brachte mit Humor auf den Punkt, was sich viele Schwanauer nach der Wahlodyssee wünschen: "Was lange währt, wird endlich Gutmann."

Chronik einer spektakulären Wahl

17. Februar: Schwanaus Bürgermeister Wolfgang Brucker wird zum neuen Direktor des Regionalverbands Südlicher Oberrhein gewählt. Schwanau muss sich einen neuen Bürgermeister suchen.

31. März: Nachdem sich lange niemand auf den Posten beworben hatte, ist Cüneyt Kilic der erste Kandidat.

19. April: Zum Ende der Bewerbungsfrist gibt es elf Kandidaten. Ein satirischer Radiospot hatte die Bewerber, darunter größtenteils Quereinsteiger, angelockt.

29. April: Brucker hat seinen letzten Tag im Rathaus. Schwanau hat keinen Bürgermeister mehr. Bürgermeisterstellvertreter Patrick Fertig übernimmt vorübergehend die Geschicke.

1. Mai: Zwei Wochen vor der Wahl zieht Alexander Schindler, für viele Schwanauer der Favorit, seine Kandidatur aus gesundheitlichen Gründen zurück. Auf dem Stimmzettel bleibt er dennoch. Die Schwanauer sind geschockt.

15. Mai: Ein Paukenschlag im ersten Wahlgang: Trotz seines Rückzugs erhält Schindler die absolute Mehrheit. Die Schwanauer strafen die Quereinsteiger-Kandidaten ab. Es herrscht Ungewissheit, wie es weitergeht.

16. Mai: Alexander Schindler erklärt erwartungsgemäß, dass er die Wahl nicht annimmt – ein Novum in Deutschland. Das Kuriosum schafft es bundesweit in die Medien. Eine Neuwahl muss her, Termin ist der 14. August.

14. Juni: Ulrich Weide gibt als erster Kandidat für die zweite Wahl seine Bewerbungsunterlagen im Rathaus ab.

18. Juli: Erneut finden sich viele Kandidaten zum Ende der Frist. Dieses Mal gehen zehn Bewerber ins Rennen. Nur drei haben bereits bei der ersten Wahl kandidiert.

14. August: Nach einem von allen Seiten als "fair" betitelten Wahlkampf wird Marco Gutmann mit 56,57 Prozent neuer Bürgermeister.