Den vielen Gästen und dem „sauguten Wetter“ galten beim Scheibenschlagen in Ettenheimweiler die ersten beiden Schläge. Zahlreiche Zuschauer waren gekommen, um das Spektakel anzusehen und die selbst gebackenen Scherben zu genießen.
„Schieb hol ne“, hieß es am Samstagabend auf dem Scheibenberg in Ettenheimweiler, der mit loderndem Feuer und bunten Lichterketten von weit her sichtbar war.
Zahlreiche Besucher hatten den Berg erklommen und ließen sich das Schauspiel, als die brennenden Scheiben begleitet mit einem lustigen Spruch ins Tal geschlagen wurden, nicht entgehen. Die Veranstalter vermeldeten einen Besucherrekord, der auch dem frühlingshaften Wetter geschuldet war.
Um 19 Uhr hatten sich die Zuschauer auf dem Scheibenberg eingefunden und warteten auf die „Schiebebuebe“, die sich mit einem lauten Böller ankündigten.
Erste Scheibe wurde den Besuchern gewidmet
Kai Decoux schlug die erste Scheibe begleitet mit einem großen Dank an die vielen Besucher, ins Tal. Weitere Scheiben galten dem „sauguten Wetter“, den Eiermüttern und den „Mamas“, die die badischen Scherben gebacken hatten, die unter den Besuchern kostenlos verteilt wurden. Die 14 Jungs hatten über das Jahr verteilt lustige Begebenheiten aus dem Ort für ihre Sprüche gesammelt, die sie jenen widmeten, die auffällig in Erscheinung getreten waren. „Schieb hol ne“, hieß es beispielsweise für den, der die Mülltonnen mit dem Gabelstapler an die Straße fuhr oder den, dessen Traktor im Schlamm stecken blieb, und bei dem dann auch der Abschlepper stecken blieb.
Natürlich wurde auch „seller“ dreiste Zuschauer nicht vergessen, der im vergangenen Jahr die kostenfreien Scherben in seine Tupperware eingepackt und mit nach Hause genommen hatte. Die Scheiben, die besonders weit flogen, bekamen einen extra dicken Applaus. Auch die Zuschauer bekamen die Gelegenheit, ihr Glück mit dem Schlagen zu versuchen. Für die Bewirtung sorgte die Narrenzunft Wölfe gemeinsam mit dem Sportverein mit Flammenkuchen, Bratwurst und Getränken.
Mittlerweile zum 26. Mal, so war es auf Plakaten zu lesen, hatte der Eierkontrolldienst – kurz EKD – Vollzug gemeldet: Die Lage im Hühnerstall sei einwandfrei, die Legefreude auf Rekordniveau und die Tester gut drauf gewesen.
Eierkontrolldienst sammelt Eier für die Scherben
Auch wurde vom EKD explizit darauf hingewiesen, dass es sich um eine neutrale und ehrenamtliche Institution handele, die sich nicht bestechen lasse – außer bei Kaffee und Kuchen. Die „FDF“ (Fastnacht Dienstag Frauen) und die „FDH“ (Fastnacht Dienstag Hühner), verwandelten die rohen Eier nicht nur in gebackene Scherben, sondern auch in köstliche Kuchen. Wie viele Eier am Ende gesammelt und verbacken wurden, wusste am Ende keiner zu sagen. Sicher war: Die gebackenen Scherben wurden mit Eiern von glücklichen Hühnern gebacken.
174 Scheiben geschnitzt
Die Herstellung der Holzscheiben ist in der Region einzigartig und fest in der Tradition des Scheibenschlagens in Ettenheimweiler verankert. Mittels Schnitzbock und Ziehmesser werden aus eckigen, etwa zwölf bis 15 Zentimeter breiten und zwei bis vier Zentimeter dicken, aufgespaltenen Buchenbrettchen die runden Holzscheiben gefertigt, die dann an einer Haselnussgerte befestigt und über ein langes Brett ins Tal geschlagen werden. In diesem Jahr hatten die „Schiebebuabe“ 174 Scheiben geschnitzt.