Vicky Wuttke, Lothar Tuchel und Ana Alcoba (v. li.) präsentieren das Special-Olympics-Plakat Foto: Baumann

Stuttgarter Athleten peilen bei den Special Olympics in Düsseldorf Medaillen an. Insgesamt sind 4800 Menschen mit geistiger Behinderung dabei.

Stuttgarter Athleten peilen bei den Special Olympics in Düsseldorf Medaillen an. Insgesamt sind 4800 Menschen mit geistiger Behinderung dabei.

Stuttgart - Der säuerliche Geruch kriecht die Nase hoch. Es riecht nach Bewegung, nach Anstrengung, nach Schweiß. Keine Frage: Hier wird Sport getrieben. An drei Tischtennisplatten fliegen kleine weiße Bälle hin und her. Lothar Tuchel (50) hält seinen Schläger fest in der Hand, seine Gegner haben fast keine Chance.

Kein Wunder: Tuchel ist einer der besten Athleten in der Tischtennisgruppe des Treffpunkts der Caritas Stuttgart. „Er ist der alte Hase bei uns“, sagt Frank Gesche. Nicht nur der Trainer ist von Lothar Tuchels Fähigkeiten überzeugt, seine Medaillensammlung allein ist Bestätigung genug. „Ich habe fünf Goldmedaillen bei den Special Olympics gewonnen“, sagt Tuchel. Und es sollen noch mehr werden.

An diesem Montag beginnt in Düsseldorf die nationale Ausgabe der Special Olympics. Das sind sportliche Wettbewerbe für Menschen mit geistiger Behinderung. Lothar Tuchel ist dabei. Und mit ihm noch 34 weitere Athleten des Treffpunkts der Caritas in Stuttgart. Fußball, Kanu, Basketball und eben Tischtennis stehen für sie auf dem Programm. Insgesamt werden rund 4800 Athleten in 18 Sportarten in Düsseldorf an den Start gehen.

Der deutsche Tischtennis-Star Timo Boll wirbt übrigens in diesem Jahr auf dem Plakat für die Special Olympics. Lothar Tuchel verfolgt deshalb schon seit einiger Zeit, was der Profi auf seiner Facebook-Seite schreibt. „Vielleicht guckt er uns sogar zu, wenn wir spielen“, sagt Vicky Wuttke (33), die ebenfalls mit der achtköpfigen Tischtennis-Delegation nach Düsseldorf fährt. Sie und Ana Alcoba (37) sind die einzigen Frauen in der Sportgruppe der Caritas.

Auch sie haben große Ziele: „Ich hoffe, ich bekomme meine Nervosität in den Griff und gewinne eine Medaille“, sagt Ana Alcoba. An ihrer Rückhand müsse sie noch ein bisschen arbeiten, „aber sie und Vicky haben große Chancen auf Gold, Silber oder Bronze“, sagt Trainer Gesche. Rauf aufs Treppchen, raus aus dem Keller sozusagen.

Im Untergeschoss der Caritas in Stuttgart trainiert die Tischtennis-Gruppe. „Perfekt sind die Bedingungen dort nicht“, sagt Doris Kretzschmar, die beim Treffpunkt der Caritas für den Sportbereich zuständig ist. In dem Raum ist es nicht sehr hell, er ist klein und, wenn alle 17 Athleten im Training sind, auch ziemlich schnell stickig. „Zum Glück bekommen wir zumindest bald einen neuen Boden“, sagt Doris Kretschmar. Auch der ist in die Jahre gekommen.

Langfristig hat sie sowieso ein anderes Ziel. Beim Basketball, Kanu und Fußball gibt es bereits Kooperationen mit Vereinen. Menschen mit Behinderung trainieren gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung. Teilweise klappt das so gut, dass die Sportler mit Handicap Mitglied im Verein werden. Solch eine Zusammenarbeit soll es irgendwann auch für die Tischtennisgruppe geben.

Den Athleten würde es gefallen. Schon jetzt sind sie begeistert, wenn sie sich gegen Teams von außen messen können. Es gab zum Beispiel schon Spiele gegen die Betriebsmannschaft der SSB. Lothar Tuchel arbeitet bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG, hat den Kontakt hergestellt. „Er hätte auch das Potenzial, für einen Verein in einer unteren Liga zu spielen“, sagt Doris Kretzschmar. „Das hat sich aber noch nicht ergeben“, meint Lothar Tuchel. Zurzeit hat er sowieso ein anderes Ziel: Wichtig ist nur die Gold-Medaille in Düsseldorf. Es wäre seine sechste.