Als Daniela Martina Althaus die Diagnose Darmkrebs erhielt, stand für sie die Zeit still. In diesem Moment entschied sie sich dazu, nicht aufzugeben – und fand einen neuen Lebensweg, der nicht nur sie selbst, sondern inzwischen auch viele andere inspiriert.
Es ist Winter 2016, kurz vor der Fastnacht. Draußen rieseln dicke Schneeflocken langsam auf den Boden. Daniela Martina Althaus hält ihr Handy am Ohr, zittert, und dabei wird ihr bewusst, dass sich der Arzt nur telefonisch melden wollte, wenn es bösartig ist.
„In dem Moment ist der Boden unter mir einfach aufgegangen“, erinnert sich die 52-Jährige. Vor ihr stehen ihre Mutter und ihre zwei Söhne und der Jüngste sagt zu ihr: „Mama, musst du jetzt sterben?“
Ein paar Jahre zuvor war ihr Vater an Darmkrebs verstorben. Sie wusste genau, welche Bilder ihre Familie in diesem Moment im Kopf hatte – denn sie hatte sie selbst vor Augen.
Diagnose stellt ihr Leben auf den Kopf
All das erzählt Daniela Martina Althaus Ende Januar beim Internationalen Speaker Slam in Dresden, wo sie vor großem Publikum spricht. Und sie erzählt auch, dass sie das nicht als ihre Wahrheit akzeptieren wollte. Diese Einstellung rettete ihr mit das Leben.
Die Diagnose Darmkrebs hat das Leben der Doppelstädterin, die bei den Bertholdshöfen wohnt, auf den Kopf gestellt. Sie änderte ihre Ernährung, hörte mit dem Rauchen auf und begann, bewusster und gesünder zu leben. Heute ist die 52-Jährige geheilt – und nutzt ihre Erfahrungen, um als „ganzheitliche Gesundheitsberaterin“ anderen Menschen zu helfen, gesünder zu leben.
Erster Workshop führt sie in eine Villinger Schule
Das sie einmal so gut vor fremden Menschen reden würde, hätte ihr zwölfjähriges Ich ihr niemals geglaubt. „Früher bin ich im Erdboden versunken, wenn ich vor anderen reden musste“, erzählt Daniela Martina Althaus im Gespräch mit unserer Redaktion. Für ihr „Villingerisch“ sei sie einmal bei dem Versuch, englische Wörter ins Deutsche zu übersetzen, ausgelacht worden, erinnert sie sich noch genau an eine Szene aus ihrer Schulzeit. Seit dem habe sie sich kaum noch getraut, vor der Klasse zu sprechen, geschweige denn sich zu melden.
Erst viel später hätten sie Freunde immer wieder darauf hingewiesen, wie gut sie Dinge erzählen kann. Sie würden sich nicht langweilen, wenn sie etwas erzählt, habe es immer wieder zu ihr geheißen. Also begann sie, Rhetorik-Seminare zu besuchen. Das hatte sie große Überwindung gekostet, half ihr aber auch dabei, ihr Trauma zu überwinden.
Ihr erster eigener Workshop führte sie deshalb auch an eine Schule. „Mir tut das im Herzen weh, wenn Kinder sich so lange nicht trauen, sich selbst zu überwinden“, sagt sie. In Kooperation mit dem Lions Club Villingen bot sie ein Seminar für Zehntklässler an, in dem sie den Jugendlichen beibrachte, vor anderen zu sprechen. „Die Kinder sind so über sich hinaus gewachsen, dass die Augen strahlten“, freut sie sich noch immer, wenn sie sich daran zurückerinnert.
Internationaler Rednerwettbewerb
Inzwischen hat Daniela Martina Althaus auch die Bühne für sich entdeckt. Beim Internationalen Speaker Slam in Dresden – ein international ausgetragener Rednerwettbewerb von Autor und Redner Hermann Scherer – trat sie gemeinsam mit über 200 weiteren Redner an. Das Event wurde auf YouTube und Twitch von tausenden Menschen verfolgt, die einzelnen Reden von einer Fachjury bewertet. Daniela Martina Althaus erzählte die Geschichte ihrer Diagnose. „Gesundheit ist unsere Natur“ heißt ihr vierminütiger Vortrag, für den sie nicht nur reichlich Applaus erntete, sondern auch den Excellence Award erhielt.
Mit der Teilnahme an dem Wettbewerb ist für die 52-Jährige auch ein Traum in Erfüllung gegangen. „Der Preis steht dafür, dass alles möglich ist“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.
Daneben sprach sie auch schon bei Frauenverbänden oder der Heilpraktiker Akademie in Bayern. Zudem gibt die 52-Jährige Seminare sowohl auf ihrem Bauernhof als auch online zum Thema Gesundheit und rückt dabei auch spezielle Angebote für Frauen immer mehr in den Fokus. Auch individuelle Ernährungsberatung bietet sie an und begleitet bei Bedarf ihre Klienten über mehrere Wochen bis Monate.
Von der Krankenkasse werden ihre Beratungen nicht übernommen. „Ich bin kein Gesundheitsapostel und mache auch keine Heilversprechen“, sagt sie. Doch es sei ihr ein Anliegen, den Menschen zu zeigen, dass gesund sein nicht unbedingt kompliziert sein muss. Oft sind schon banale Dinge dafür verantwortlich, warum man sich antriebslos fühlt, so die 52-Jährige. Sie hilft dabei, die Ursachen zu erkennen und predigt, dass Körper, Geist und Seele im Einklang sein müssen.
Medizinisches Grundwissen als Ergotherapeutin
Als gelernte Ergotherapeutin bringt sie ein breites medizinisches Grundwissen mit. Vieles hat sie sich aber selbst angeeignet. Schon als Teenager faszinierte sie das Thema: „Mit 14 habe ich mein erstes Buch über Krebs gelesen.“ Ihr Wunsch? Dass alternative Heilmethoden ernst genommen und nicht als „Humbug“ abgetan werden. Schulmedizin und Alternativmedizin sollten viel mehr zusammenarbeiten, ist ihre Ansicht.
Krankheiten sieht sie als Verkehrszeichen, die wie ein Stoppschild deutlich signalisieren, dass man so nicht weiter machen darf. Und sie betont: „Die Heilung geht immer von einem selbst aus.“
Für ihre weitere Laufbahn als Gesundheitsberaterin hat die 52-Jährige noch viele Ideen. Ihr schwebt vor, auch in Firmen zum Thema Gesundheit zu referieren oder sich mit jungen Mädchen über das Thema Selbstliebe zu unterhalten. Auch einen Podcast hat die 52-Jährige im Sinn. „Am wichtigsten ist mir, den Menschen zu zeigen, dass sie nicht hilflos sind. Jeder kann etwas für seine Gesundheit tun.“