Die Pille danach soll künftig ­rezeptfrei erhältlich sein und von den Krankenkassen bezahlt werden. Foto: dpa

Die Pille danach ist vielen noch immer nicht geheuer. Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) stößt daher mit ihrem Einsatz für diese Art der Verhütung auch in den eigenen Reihen auf Skepsis.

Stuttgart - Die Pille danach soll künftig rezeptfrei erhältlich sein und von den Krankenkassen bezahlt werden. Dies sieht ein Entschließungsantrag vor, den die Bundesländer Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen am 5. Juli in den Bundesrat einbringen wollen. Die Pille danach könne vor allem jungen Frauen helfen, ungewollte Schwangerschaften beziehungsweise Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern, heißt es in dem Antrag. „Voraussetzung hierfür ist die rechtzeitige Einnahme der Pille, die ohne Arztbesuch eher zu gewährleisten ist.“ Außerdem werde damit Frauen in ländlichen Regionen oder Frauen, für die der Arztbesuch eine große Hürde darstellt, der Zugang zu einer Notfall-Nachverhütung erleichtert.

Nach Angaben von Baden-Württembergs Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) haben langjährige Erfahrungen in anderen Ländern gezeigt, dass im Zusammenhang mit der Aufhebung der Rezeptpflicht keine medizinischen Risiken aufgetreten sind und auch kein negativer Einfluss auf die Verwendung von Verhütungsmitteln oder das Sexualverhalten erkennbar war. „Deshalb soll nun endlich auch in Deutschland Frauen ein rezeptfreier Zugang zur Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel ermöglicht werden. Wir haben dabei sichergestellt, dass die Patientinnen bei der Abgabe in der Apotheke kompetent beraten werden“, sagte die Ministerin.

Versuch aus Überzeugung

In dem Antrag wird das Bundesgesundheitsministerium aufgefordert, die Verordnung zur Verschreibung von Arzneimitteln entsprechend zu ändern. Sollte die Mehrheit der Länderkammer dem Antrag zustimmen, muss sich der Bundestag damit befassen. Die schwarz-gelbe Regierungsmehrheit lehnt bislang eine Freigabe der Pille danach ab.

Nach der bislang jüngsten Erhebung der Bundesregierung wurde die Pille danach in Deutschland im Jahr 2011 in 367 427 Fällen verschrieben.

Das Landeskabinett in Stuttgart hat den Vorstoß auf seiner jüngsten Sitzung am Dienstag gebilligt, der entsprechende Beschluss der Regierung in Nordrhein-Westfalen wird für kommenden Dienstag erwartet. Trotz einer satten rot-grünen Mehrheit in der Länderkammer ist unklar, ob sich eine Mehrheit für den Vorstoß finden wird. Die noch relativ neue rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) soll sich in ihrer Zeit als Sozialministerin gegen eine Abschaffung der Rezeptpflicht ausgesprochen haben. Sollte aber Rheinland-Pfalz am 5. Juli dagegen stimmen oder sich enthalten, „dann wird es schwierig“, heißt es aus Altpeters Umfeld.

Die Ministerin wolle den Versuch aber in jedem Fall wagen, denn sie unternehme den Vorstoß aus voller Überzeugung, heißt es. Von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kann man das angeblich nicht sagen, dem Vernehmen nach bereitet die Initiative dem gläubigen Katholiken ein gewisses Unbehagen. Aber Altpeter hat in dem Fall beide Regierungsfraktionen hinter sich: Sowohl SPD als auch Grüne im Landtag hatten die Landesregierung Anfang dieses Jahres zu der Initiative aufgefordert.

Innerhalb von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr muss die Pille eingenommen werden. Dann wirkt sie relativ zuverlässig, allerdings nicht so zuverlässig wie die normale (rezeptpflichtige) Pille. Mit einer Abtreibung könne man die Wirkung der Pille danach nicht vergleichen, betonen Befürworter. Die Schwangerschaft werde überhaupt nicht abgebrochen, sondern nur verhindert. Und zwar dadurch, indem sie den Eisprung verhindert oder verschiebt.