Noch immer mit Spaß bei der Sache: Jubiläumsredner Rainer Merkle (Mitte) vor seinem Wahlplakat von 1988, eingerahmt vom heutigen zweiten Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, Etele Berszány (links) und dem Vorsitzenden Volker Schlöder. Foto: Gegenheimer

Willy Brandt und Erhard Eppler allen voran, dazu Bundes- und Landespolitiker wie Liesel Hartenstein, Johannes Rau, Gerhard Schröder, Dieter Spöri, Rainer Prewo oder Saskia Esken haben den SPD-Ortsverein Bad Herrenalb und Dobel beeinflusst und geprägt.

Bad Herrenalb - Mit Leben gefüllt und vorangebracht haben ihn regionale Köpfe wie Hermann Meinzer, Hermann Hamberger, Helmut Schoch, Manfred Haeger oder Waltraud Otto. Und selbstverständlich der, der zum 50-jährigen Jubiläum – Gründungsdatum ist der 18. August – den Vortrag hielt und dabei die Verflechtung von Ortsverein, Partei und seinem Leben offenbarte: Rainer Merkle.

Gefeiert wurde im Sportheim des SV Bad Herrenalb mit gutem Austausch bei Kaffee, Kuchen, Gegrilltem und Musik. Begrüßt wurden die etwa 40 Gäste, darunter ein Großteil der 31 Mitglieder, vom seit 2019 amtierenden Vorsitzenden Volker Schlöder. Dass sich in Zeiten des Umbruchs zahlreiche grundlegende Fragen stellten, dass man als kleiner Ortsverein Lösungen suchen und publik machen könne, schrieb er dem Jubiläumsverein auf die Fahne.

Grußworte und Glückwünsche gab es von Dieter Gischer, Ortsverein Oberes Enztal, auch für die Kreistagsfraktion, der ein besonderes Geschenk überbrachte: ein handsigniertes Buch Erhard Epplers, welches Bruno Knöller von einem Treffen mitgebracht hatte. Kreisvorsitzender Andreas Reichstein grüßte für den Kreisvorstand und legte den Gastgebern gleich noch ganz regionale Anliegen ans Herz wie den Erhalt des Freibades.

Prise Humor

Herzstück des Nachmittags war der Vortrag von Merkle, langjähriger Ortsvereinsvorsitzender und Stadtrat der SPD, 16 Jahre Kreistagsmitglied und Kandidat für den Landtag. Er begann mit dem Gründungstag des Ortsvereins, dem 18. August 1972, und versprach augenzwinkernd, die 20 Minuten für seinen Vortrag nicht zu überschreiten. Am Ende wurden es kurzweilige 40 Minuten – die man einem ehemaligen Lehrer und Pfarrer nachsehen müsse. Die Prise Humor fehlte auch nie während des Vortrags, etwa als Merkle auf seine "tolle Frisur" bei der Kreistagskandidatur 1979 hinwies und den Spannungsbogen stets hochhielt, indem er sich von der einen "sensationellen Sache" zur nächsten "ganz besonderen Aktion" vorarbeitete: 1980 erstmals zwei Sitze im Gemeinderat Bad Herrenalbs und die Idee der Stammtische durch Manfred Haeger, 1988 in Dobel 35 Prozent der Stimmen für die SPD und Merkles Landtagskandidatur. Die Zeit der Rumänienhilfe ab 1990 mit Hilfstransporten, Gründung eines eigenen Vereins zur Kinderhilfe und Renovierungsarbeiten an einer Schule. Hierzu gab es Details und Bilder von Hubert Kull.

Dann "etwas Lustiges" mit dem bestens angenommenen Europafest in der noch entkernten Klosterscheuer 1993 und "ein toller Erfolg" mit dem dritten Sitz im Gemeinderat Bad Herrenalbs 1994. Von traurigen Ereignissen wie dem plötzlichen Tod von Waldtraud Otto 2005 und von großen Ehren für ihn selbst berichtete Merkle, Höhepunkt die Verleihung der Willy-Brandt-Medaille 2009. Mit Blick zu Weggefährte Haeger: "Ich weiß bis heute net, wie du das hingebracht hasch!" Von der "größten Veranstaltung aller Zeiten" des Ortsvereins, nämlich jener zur Bewerbung um einen Gemeinschaftsschulstandort 2012.

Auch ein Quiz

Durchatmen habe er können, so der 77-Jährige, als 2015 kurzzeitig, ab 2019 dann kontinuierlich mit Schlöder ein Nachfolger für den Ortsvereinsvorsitz gefunden werden konnte: "Der managt das wunderbar!" I-Tüpfelchen in jenem Jahr: "Unser Hermann (Ruff) wurde in den Gemeinderat gewählt!" Ein klein wenig kam der Lehrer durch beim dem Vortrag nachfolgenden Quiz, denn "wer ganz genau aufgepasst hat, kriegt den ersten Preis!" Sozialdemokrat durch und durch, stand Merkle, wie er klar machte, in allen Zeiten hinter seiner Partei, die, wie sich die Genossen einig waren, in Dobel, vor allem aber in Bad Herrenalb, stets nur Außenseiterchancen hatte.

Positives Signal waren einige Eintritte in der jüngsten Zeit wie jener von Reinhard Domke, der Merkle dankenswerterweise gleich "mit der Sache mit der Technik", sprich Bildpräsentation zum Vortrag, unterstützte. Oder Ursula Bull, Sonja Kühn und Christel Ulmer, die einen Wieder-Eintritt wagten, nachdem "ihre" SPD Mit-Regierungspartei wurde: "Wir dachten, jetzt kann sie endlich wieder etwas bewirken." Dann kam Corona – als erste Herausforderung.

Wie Ortsvereinsvorsitzender Schlöder aber schon in der Begrüßung klar machte: "Heute wollen wir verdienterweise zurückschauen und uns eine Auszeit nehmen von den großen Herausforderungen. Wir feiern, was in den letzten 50 Jahren auf die Beine gestellt wurde. Dies soll Anreiz geben, mit Tatendrang die nächsten 50 Jahre zu beschreiten."