Gemeinderat Gerhard Mörk (von links), Ulrich Resch, Gründungsmitglied Gerd Vetter und der Vorsitzende Tilman Schwarz freuen sich über das stolze Alter des SPD-Ortsvereins. Foto: Biermayer

Momentan läuft es gut für die SPD. Die wichtigsten Ämter der Republik sind mit Genossen besetzt. In Gechingen kann man das 50-jährige Bestehen feiern. Trotzdem schaut der Ortsverein auch sorgenvoll in die Zukunft.

Gechingen - Auf fast 160 Jahre Geschichte kann die SPD – die älteste noch bestehende Partei Deutschlands – mittlerweile zurückschauen. Ganz so viele sind es in Gechingen noch nicht. Aber immerhin: Am Montag feierte der dortige Ortsverein seinen 50. Geburtstag. Und das zwar am richtigen Ort, aber zur falschen Zeit. Denn vor 50 Jahren gründete sich die SPD in Gechingen im Sportheim. Dort traf man sich auch 2022. Allerdings war das eigentliche Gründungsdatum der 9. Dezember 1972. Man feierte am Donnerstag also fast drei Wochen zu früh.

Fünf Vorsitzende in fünf Jahrzehnten

In den fünf Jahrzehnten ist Tilman Schwarz aktuell der fünfte Vorsitzende. Er begrüßte die Gäste, darunter Bürgermeister Jens Häußler, seinen Stellvertreter Klaus Böttinger, die stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Daniela Steinrode und der Grünen-Kreisrat Johannes Schwarz. Und natürlich waren auch rund 20 Genossen gekommen – unter ihnen die Gemeinderäte.

In seiner Begrüßung richtete Schwarz den Blick zurück. Die SPD habe in Gechingen einiges erlebt. Viele der Wegbegleiter seien zur Jubiläumsfeier gekommen, war er froh. Die Zukunft des Ortsvereins bereite ihm aber auch Sorgen. Aktuell habe man 16 Mitglieder. Das Durchschnittsalter liege bei etwa 70 Jahren. Der Nachwuchs fehle. "Ich bin mir nicht zu 100 Prozent sicher, ob wir noch eine Zukunft haben", so Schwarz. Neue Mitglieder seien herzlich willkommen. Schwarz ehrte Gerhard Mörk für 25 Jahre und Ulrich Resch für 50 Jahre Mitgliedschaft in der SPD.

Die große Politik bleibt im Gemeinderat draußen

Bürgermeister Jens Häußler stellte die Wichtigkeit der Ortsvereine als Basis der großen Parteien heraus. Durch sie verlören die Parteispitzen nie den Kontakt zum Volk. "Ohne die Basis fehlt etwas", stellte er fest. Er dankte dem Ortsverein auch für sein Engagement, allen voran den Gemeinderäten der SPD. Es sei schön, dass in diesem Gremium die große Politik draußen bleibe. Alle Gemeinderäte verträten ihre Meinung und nicht irgendeine Parteiposition. Häußler lobte die SPD-Gemeinderäte für ihr Vorgehen und Verhalten. Dem Ortsverein wünschte er für die Zukunft alles Gute und beglückwünschte ihn im Namen der Gemeinde zum Jubiläum.

Gründungsmitglied Gerd Vetter erinnert sich

Als einziges Gründungsmitglied war Gerd Vetter vor Ort. Gemeinsam mit dem ehemaligen Vorsitzenden Dietrich Heine versuchte er sich an die Zeit zu erinnern. Er erinnere sich an einen offiziellen Aufruf zur Gründung, so Vetter. Deshalb sei er zur Gründungssitzung gekommen. Damals habe man gleich alle Ämter besetzen können. Neun Genossen seien zu dieser ersten Sitzung gekommen, erinnerte er sich. Heine erzählte, dass er wegen Vetter in die Partei eingetreten sein. "Du bist Schuld. Aber ich habe es nicht bereut", scherzte Heine. Vier Mitglieder habe Vetter an einem Abend geworben. "Da war auch reichlich Alkohol im Spiel", sagte Vetter lachend. Aber der Zweck heilige die Mittel, witzelte er.

"Wer in eine Partei eintritt, tritt nicht seine eigene Meinung ab"

Roland Helber – er war 1972 Kreisvorsitzender – gab einen historischen Abriss über die Geschichte der SPD in Deutschland, Baden-Württemberg, Calw und Gechingen. "Nur die Reichen könne sich einen armen Staat leisten", wiederholte er seine Aussage von der Gründungssitzung. Und wer in eine Partei eintrete, trete nicht seine eigene Meinung ab. "Wir sind eine staatstragende Partei", stellte er fest. Wie 1972 stelle die SPD das Personal der drei wichtigsten Ämter im Staat – den Bundespräsidenten, die Bundestagspräsidentin und den Bundeskanzler. Und damals wie heute vertrete die Partei die Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.