Saskia Esken hatte vergangenen Sonntag ihren Rückzug vom Co-Vorsitz der SPD angekündigt. Foto: Carsten Koall/dpa

Nach einem desaströsen Ergebnis bei der Bundestagswahl und Kritik an ihrer Person gibt Saskia Esken den SPD-Vorsitz auf. Dass sie nun nachtritt, muss die Partei nicht fürchten.

Denn mit öffentlicher Kritik will sich die Abgeordnete für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt zurückhalten. Der Tageszeitung „taz“ sagte sie: „Ich werde meine Partei immer kritisch begleiten. Aber man darf von mir erwarten, dass ich nicht aus persönlichen Gründen gegen die SPD gifte.“

 

Esken, die zuletzt auch aus ihrem eigenen Wahlkreis – neben Unterstützung – teils heftigen Gegenwind erfahren hatte, berief sich dabei auf die ehemalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles. Diese habe nach ihrem Rückzug ähnlich gehandelt. „Wir Frauen können das“, sagte die 63-Jährige.

Esken hatte vergangenen Sonntag ihren Rückzug vom Co-Vorsitz der SPD angekündigt. Seit 2019 steht sie an der Spitze der Sozialdemokraten, ab 2021 gemeinsam mit Lars Klingbeil, der inzwischen als Vizekanzler und Finanzminister Teil der schwarz-roten Bundesregierung ist. Und der darüber hinaus auch weiterhin Teil der SPD-Doppelspitze bleiben will. Klingbeil wird beim Parteitag Ende Juni erneut kandidieren. Wie auch die frisch gebackene Arbeitsministerin Bärbel Bas, die Esken als Co-Vorsitzende beerben will.

Bas ist „Freundin“

Groll klingt bei Esken nicht durch, wenn sie im Interview über ihre mögliche Nachfolgerin spricht. „Es ist gut, wenn andere jetzt weitermachen können, insbesondere, wenn meine Freundin Bärbel Bas die Verantwortung übernimmt.“

Der Rückzug von der Parteispitze sei für sie ein Prozess gewesen. „Man prüft sich eigentlich immer wieder: Ist es für die SPD noch das Richtige? Ist es für mich noch das Richtige? Habe ich noch das Standing und die Gestaltungsmöglichkeiten, die ich brauche, um wirksam gute Politik machen zu können?“

Ganz freiwillig dürfte Eskens Rückzug dennoch nicht erfolgt sein. Auch wenn sie gegenüber der „taz“ betonte, aller Kritik zum Trotz genügend Unterstützung aus der Partei heraus erfahren zu haben – der Druck und die öffentlichen Rücktrittsforderungen lasteten in den vergangenen Wochen schwer auf der Vorsitzenden.

Entsprechend hart geht die 63-Jährige mit den Medien ins Gericht, spricht von einer „öffentlichen Jagd“. „Unangemessen“ sei es gewesen, Sozialdemokraten wiederholt nach ihrer Zukunft als Vorsitzende zu befragen. Habe eine solche Kampagne erst einmal begonnen, „werden positive Stimmen auch gern ignoriert“.

Esken ist mit sich im Reinen

Auf die Frage, ob sie nach der Rückzugsankündigung erleichtert sei, sagte Esken: „Ich würde es gelassen nennen. Ich bin mit mir im Reinen. Aber natürlich fällt jetzt auch eine Anspannung von mir ab.“

Sie blicke nun in die Zukunft und freue sich darauf, sich im Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend einzubringen. „Dort geht es um zahlreiche Themen, die die Menschen in Deutschland bewegen: gleiche und beste Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen, die Gleichstellung von Frauen und Männern, Stärkung der Demokratie. Einen rechtskonservativen Kulturkampf, wie wir ihn derzeit in vielen Ländern erleben, werden wir in Deutschland nicht zulassen.“ Ihren Kampfgeist hat die Noch-Parteivorsitzende nicht verloren.