Protestzug durch die Lahrer Innenstadt: Gut 100 Menschen demonstrierten am Montagabend gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen. Es blieb friedlich, die Polizei stiller Beobachter. Foto: Bender

Die sogenannten Spaziergänge sind auch in Lahr angekommen: Rund 100 Kritiker der Corona-Maßnahmen zogen am Montagabend durch die Innenstadt – im Gepäck: einen Bundestagsabgeordneten und eine gute Portion Aversion gegen die Presse.

Treffpunkt 19 Uhr vor dem Rathaus – so war es in einem Beitrag des Kommunikationskanals Telegram angekündigt. Wie in Dutzenden anderen Städten und Gemeinden im Land versammelten sich am Montag auch in Lahr Menschen, um gemeinsam "spazieren zu gehen". Unter diesem Deckmantel protestieren sie gegen das Impfen, die Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen und anderes – aus ihrer Sicht falsches – staatliches Handeln im Kampf gegen die Pandemie.

Gut 100 waren in Lahr dem Aufruf gefolgt. Sie zogen die Marktstraße hinauf, ein kurzes Stück die Kaiserstraße entlang, auf den Marktplatz und wieder zurück zum Rathaus. Im Schlepptau: ein Streifenwagen der Polizei. Kurz nach halb acht löste sich die Gruppe, die offiziell keine war, langsam wieder auf.

Aktionsaufrufe auch in anderen Orten im Kreis

Unter den "Spaziergängern" war neben der von ihren samstäglichen Demos auf dem Museumsplatz bekannte Ärztin Anette Franz auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz in Begleitung seiner Frau. Warum er sich an dem Marsch beteiligte? "Weil die staatlichen Einschränkungen viel zu weit gehen." So seien die Impfungen nur für einen Bruchteil der Menschen sinnvoll, "bei gesunden Kindern sind sie ein Verbrechen", so Seitz, der bereits selbst schwer an Corona erkrankt war.

Während der Politiker mit einem Becher Glühwein in der Hand bereitwillig Auskunft gab, zeigten sich andere Protestler weniger freundlich gesinnt: Viele wollten der LZ das Fotografieren untersagen, ein Mann wurde sogar körperlich, schob den Pressevertreter mit dem Arm zur Seite. Erst nach einer klaren Ansage und der Drohung, die Polizei zu verständigen, ließ er ab und ging weiter.

Ansonsten dürfte der erste "Spaziergang" durch Lahr friedlich verlaufen sein. Einer der beiden eingesetzten Beamte hatte schon vor Beginn gegenüber der LZ von einer "ruhigen Veranstaltung" gesprochen.

Auch in anderen Kommunen im Ortenaukreis, in denen für Montagabend zum Protestzug aufgerufen worden war, wurden bis Redaktionsschluss keine Zwischenfälle bekannt. Laut dem Beitrag in dem Telegram-Kanal waren unter anderem Aktionen in Offenburg, Kehl, Achern, Haslach und Hausach geplant gewesen.

Info - Teilweise Verbote

Andernorts im Land hatte man die "Spaziergänge" am Montag im Vorfeld verboten – so etwa in Karlsruhe. Dort hatte die Stadt unter anderem mit Verweis auf die Corona-Verordnung eine Allgemeinverfügung gegen Protestmärsche erlassen. Diese sind in der Regel nicht angemeldet und haben keinen offiziellen Organisator.