Eine Balinger Geschäftsfrau berichtet von einem Vorfall während des "Spaziergangs" am Montag.
Balingen - Rund 650 "Spaziergänger" zogen am Montagabend durch die Balinger Innenstadt, etwa 200 weniger als noch eine Woche zuvor. "Keine besonderen Vorkommnisse", meldet die Polizei. Doch eine Balinger Geschäftsfrau hat ganz andere Erfahrungen gemacht.
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Pünktlich um 18 Uhr machten sich die "Spaziergänger" auf zu ihrem Marsch durch Balingen. Zur gleichen Zeit wollte ein Kurier beim Geschäft Tabakwaren Eger in der Friedrichstraße Zeitungspakete abholen – wollte, denn er wurde von den "Spaziergängern" daran gehindert, mit seinem Auto vorzufahren, schildert Ingrid Schulz die Vorkommnisse. Auch als der Kurier mit seinem Wägelchen die Pakete abtransportieren wollte, kam er nicht durch, wurde angepöbelt. "Der hatte richtig Angst", beschreibt Schulz die Lage, weshalb sie den Kurier begleitete und ihm freie Bahn verschaffte: "Ich habe die Leute zurückgebrüllt, wie ein Feldwebel!" Nur so habe es eine Lücke in der "Spaziergänger"-Schlange gegeben.
Geschäftsschädigende "Spaziergänge"
Hilfe von der Polizei oder dem Ordnungsamt habe sie keine bekommen. Diese standen zu weit weg und hätten vom Vorfall nichts bemerkt. "Ich habe sie auch nicht alarmieren können. Ich wollte den Laden nicht verlassen", berichtet Ingrid Schulz weiter.
Auch einen Tag später ist sie immer noch wütend. Nicht nur, weil der Kurier, der sowieso enorm unter Zeitdruck stehe, behindert worden ist. Die wöchentliche Aktion der "Spaziergänger" sei geschäftsschädigend, weil ab 18 Uhr keine Kunden mehr kämen. Dabei hätten sie und die anderen Balinger Einzelhändler während der vergangenen Corona-Monaten schon schwer zu kämpfen gehabt, seien "gerade so durchgekommen".
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Und jetzt auch noch die "Spaziergänger". "Das nimmt einfach kein Ende!", sagt Schulz. Sie will sich aber nicht damit abfinden und mit Schreiben an entsprechende Stellen fordern, dass Abhilfe geschaffen wird. Denn ansonsten ist das "keine Demokratie mehr".