Eine gute Saison mit mehr als 28.000 Besuchern hat das Freibad Alpirsbach, das seit 90 Jahren besteht, hinter sich. Foto: Zinser

Der Förderverein Freibad Alpirsbach (FFA) blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück. Doch den Verein plagt die Sorge, dass das Freibad aus reinem Sparzwang baden geht.

Alpirsbach - Das Freibad habe eine sehr erfolgreiche Saison hinter sich, heißt es in einer Mitteilung des Fördervereins, in der er zugleich über die Mitgliederversammlung und die Sorgen, die den Verein seit Jahren – und zurzeit besonders – umtreiben, informiert.

Über 28.000 Besucher wurden in diesem Sommer gezählt. Personal und Wasserqualität seien hoch gelobt worden. Das Bad sei ein Mehrgenerationenplatz par excellence – und das seit 90 Jahren, so der Verein. Der Abschluss der Saison wurde unter dem Motto "Oktoberfest" mit gut gelaunten Gästen gefeiert – vom abwechslungsreichen Kinderprogramm bis hin zur Party am Abend.

Besucherrekord bei Versammlung

Zur Mitgliederversammlung kamen mit 52 Personen so viele wie noch nie. 38 Mitglieder und 14 Gäste seien ins Freibad gekommen und hätten damit ihr großes Interesse am Förderverein und am Fortbestand des Bads bekräftigt. Dies verdeutliche auch die Zahl der Mitglieder, die sich in der Saison von 362 auf 423 erhöht hat – eine Steigerung von gut 16 Prozent und damit ebenfalls Rekord.

Deutlich mehr Öffentlichkeitsarbeit und neue Konzepte wie die Neumitglieder-Aktion oder zwei Kooperationen mit dem Subiaco-Kino hätten ihre Wirkung nicht verfehlt. Und die vom FFA neu angeschafften Wasserspielzeuge seien bei den Kindern der Renner. Das alles resultiere in einem durchweg positiven Feedback zum Freibad.

All die positiven Rückmeldungen verdanke das Freibad den Gästen, Unterstützern und ehrenamtlichen Helfern, dem Bauhof und dem Team der Firma Pooltrend, das das Bad kompetent, engagiert und herzlich durch die Saison geführt habe, so der Verein weiter. Für 2023 sind laut der Mitteilung weitere Attraktivitätssteigerungen geplant. Auch ein altes Bad könne heute durchaus noch mithalten.

In der Versammlung attestierte der aktuelle Schwimmmeister der Freibad-Technik einen soliden Zustand, ähnlich eines robusten Rolls-Royce, und damit noch weitere Jahrzehnte an Lebensdauer. Der FFA werde diese Einschätzung zum Anlass nehmen und das letzte, nicht mehr ganz aktuelle und hoch gegriffene Sanierungskonzept auf den Prüfstand stellen, um künftige Investitionskosten mit mehr Zurückhaltung ansetzen zu können.

Auch die in Alpirsbach eingebaute Absorberanlage zur Wassererwärmung zeige, dass das Freibad zukunftsfähig ist. Im gesamten Landkreis hätten die Bäder diesen Sommer den Heiz-Notstand ausgerufen. "Darüber konnte man in Alpirsbach nur schmunzeln", so der Verein. Denn dort sei das Becken die komplette Saison über nur mit Sonnenenergie beheizt worden. Die Gäste hätten von einer konstanten Wassertemperatur von zeitweise sogar bis zu 27 Grad profitiert. Dieses Prinzip funktioniere seit vielen Jahren, dank der Investition des Fördervereins 2013.

Sparzwang ein beherrschendes Thema

Trotzdem ist der Sparzwang der Kommune in Alpirsbach ein beherrschendes Thema. Bereits die laufenden Betriebskosten könne man sich nicht mehr leisten und künftige Investitionen würden schwierig, habe sich die Verwaltung gegenüber dem FFA geäußert. Die aktuelle Erwartungshaltung an die Unterstützung vom Förderverein sei so hoch wie nie. Man wolle den Weiterbetrieb des Bads am liebsten komplett in die Hände des Vereins legen, um Kosten einzusparen. "Dies bereitet uns sehr große Sorgen", wird Katja Zinser, Vorsitzende des FFA, in der Mitteilung zitiert. "Denn, dass ein Freibad ein Zuschussbetrieb ist, wurde auch in der Öffentlichkeit deutlich, seit das sogenannte ›Bädersterben‹ in aller Munde ist." Die komplette Übernahme des Bads würde für einen kleinen, ehrenamtlich geführten Verein eine Mammutaufgabe bedeuten, so Zinser.

"Natürlich arbeiten wir aktuell mit Hochdruck daran, wie wir die Kosten für die Stadt senken können." Gute und langfristige Konzepte müssten aber auf breite Füße gestellt werden. "Daher benötigen wir eine angemessene Zeit, um dies in Stufen zu planen und mit der Stadt auszuarbeiten. Optimal wäre eine garantierte Weiterführung des Bads bis mindestens 2024. Solange läuft auch der bestehende Pachtvertrag noch."

Seit 2013 habe der FFA das Freibad mit mehr als 115.000 Euro unterstützt – für Inventar, Instandhaltung oder Attraktivitätssteigerung sowie Zuschüsse zum laufenden Betrieb. Hinzu kamen unzählige Arbeitsstunden. Zinser sieht in einem Freibad weit mehr als eine "freiwillige Aufgabe". Ein Freibad stehe für soziales Miteinander, Sport, Bildung und Erziehung, Kultur, Freizeit und Spaß, Attraktivität für Touristen und potenzielle Neubürger – über alle Generationen hinweg. Dass viele Kinder heutzutage nicht mehr gut schwimmen können, resultiere unter anderem aus den Bäderschließungen.

Bei Schwimmkursen Nachfrage ungebrochen

In dieser Saison fand im Alpirsbacher Freibad auch wieder Sportunterricht statt. An fast allen Wochentagen hätten Schüler und Lehrer der weiterführenden Schulen davon profitiert. Die Nachfrage nach Schwimmkursen sei ungebrochen. Dem trug auch die DLRG-Ortsgruppe Alpirsbach Rechnung und bot ein offenes Schwimmtraining für Kinder an. Das Fazit von Katja Zinser: "Wir sollten uns alle fragen: Ist denn ein Freibad doch nicht nur freiwillige Aufgabe und Luxusgut, sondern viel eher ein absolut erhaltenswertes Kulturgut?"