Vom Mahle-Standort in Rottweil aus gehen Kolben in die ganze Welt Foto: Otto

Es ist eine heftige Ansage: Mahle will 1000 Stellen streichen, einen harten Sparkurs fahren. Was bedeutet das für den Standort Rottweil? Wir fragen nach.

Seit mehr als 80 Jahren gibt es Mahle am Standort Rottweil – es ist einer der größten Standorte des Technologiekonzerns in Europa und der größte gewerbliche Arbeitgeber in Rottweil.

 

Der Name des Konzerns wird automatisch mit Kolben für Verbrennermotoren assoziiert – was deutlich macht, in welchem Umbauprozess sich das Unternehmen seit Jahren befindet.

Und in Rottweil machte sich dies schon mehrfach bemerkbar: 2020 war bekannt geworden, dass im Zuge „struktureller Anpassungen“ 150 Stellen am Standort gestrichen werden. Eine gute Nachricht gab es 2023, als sich Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter bei Mahle auf einen Tarifvertrag geeinigt hatten, um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Standorte zu stärken.

Im Werk in Rottweil so hieß es, seien 800 Mitarbeiter beschäftigt. Heute sind es 760, wie eine Sprecherin aus Stuttgart auf Nachfrage unserer Redaktion am Dienstag mitteilt. Und die wichtigste Frage: In wieweit wird der Standort vom harten Sparkurs und dem Stellenabbau betroffen sein? Immerhin ist das Ziel, 150 Millionen Euro pro Jahr einzusparen. 1000 Stellen sollen abgebaut werden – der Großteil am Standort Stuttgart, in Verwaltung und Entwicklung.

Produktion nicht im Fokus

Auf konkrete Fragen zu dennoch möglichen Kürzungen auch in Rottweil antwortet die Unternehmenssprecherin vage: „Wir schauen uns die indirekten Bereiche weltweit an. Unser Fokus liegt auf den Regionen Nordamerika und Europa und hier insbesondere auf der Unternehmenszentrale in Stuttgart“, sagt sie. Und: „Die Produktionsstandorte stehen nicht im Fokus.“

Kolben für Nutzfahrzeuge

In Rottweil produziert Mahle Stahl- und Aluminium-Kolben für Nutzfahrzeuge sowie Aluminium-Schmiedekolben für Sport- und Freizeitmarktfahrzeuge. Was bedeutet das für die Zukunftsfähigkeit? Die Sprecherin erklärt: „Der Transformationsdialog zur Entwicklung von Zukunftskonzepten läuft in Rottweil – wie an den anderen deutschen Standorten auch – mit unvermindert hoher Intensität weiter.“

Bezüglich des nun ausgerufenen Sparkurses ergänzt die Sprecherin: Angesichts schrumpfender Märkte und eines hohen Wettbewerbsdrucks sowie steigender Kosten durch geopolitische und handelspolitische Konflikte starte Mahle ein Effizienzprogramm, um seine Wettbewerbsfähigkeit und langfristige Finanzierung zu sichern. Ziel sei es, nachhaltig 150 Millionen Euro pro Jahr im indirekten Bereich, hauptsächlich in Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung, einzusparen.

Auch Geschäftsführung verschlankt

Mahle werde dabei gezielt und transparent vorgehen. Der Konzern intensiviere damit seine Anstrengungen, die das Unternehmen bereits vor Jahren gestartet habe. Dazu zählen die bereits 2020 angestoßene globalen Personalreduzierungen, Kosten- und Effizienzprogramme, Portfoliobereinigungen und Anpassungen im Produktions-Footprint. Darüber hinaus habe Mahle zuletzt eine neue Konzernstruktur mit reduzierten Geschäftsbereichen, verkleinerter Geschäftsführung und verschlankter oberer Führungsebene umgesetzt.

Für die Personalkosteneinsparungen werde Mahle kurzfristig Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufnehmen, um ein gemeinsames Vorgehen zu erzielen.

Kippt die EU das Verbrennerverbot?

Konzernchef Arnd Franz hatte gegenüber unserer Zeitung erklärt, dass die Zukunft der Jobs in der Fertigung davon abhänge, ob die EU das für 2035 geplante Verbot neuer Verbrennungsmotoren kippt. Werde es gekippt, hätten Standorte, die stark von dieser Technologie abhängen, „kaum Chancen“. Die Produktion werde dann in andere Weltregionen abwandern. Zuletzt hatte das Unternehmen sein Produktspektrum für E-Autos stark ausgebaut.