Diese Streichliste tut weh. Eutingen muss den Rotstift anlegen. In vielen Bereichen wird gespart Foto: Schlierner - stock.adobe.com

Der Gemeinderat legt ein Sparpaket vor. Die Turn- und Festhalle wird nicht ausgebaut, das Lehrschwimmbecken fällt weg und auch der Amokschutz an der Grundschule wird gestrichen.

Die Gemeinde Eutingen im Gäu steht vor tiefgreifenden Einschnitten. Wegen der „äußerst kritischen Finanzlage“ hat die Rechtsaufsicht die Haushaltssatzung 2025 nur unter Auflagen genehmigt – verbunden mit der Forderung nach einem verbindlichen Konsolidierungskonzept bis zum 31. Oktober. Ziel: eine spürbare Verringerung der Verschuldung.

 

Der Gemeinderat hat inzwischen ein umfangreiches Konsolidierungspaket erarbeitet – nach über 100 Vorschlägen aus Verwaltung, Gemeinderat und Ortschaften.

In einer nichtöffentlichen Klausurtagung wurde daraus ein Konzept entwickelt, das die Handlungsfähigkeit der Gemeinde sichern soll – ohne die Lebensqualität aus dem Blick zu verlieren.

Enormer finanzieller Kraftakt

Der finanzielle Kraftakt ist enorm: Um den strukturellen Fehlbetrag zu verringern, wären eigentlich Verbesserungen im Ergebnishaushalt von 1,5 Millionen Euro im Jahr 2026, 2,0 Millionen Euro 2027 und 2,3 Millionen Euro 2028 nötig. Das nun vorgelegte Paket erreicht im Vergleich dazu Einsparungen von 600.000 Euro (2026), 1 Million Euro (2027) und 1,1 Millionen Euro (2028).

Breites Sparpaket mit vielen Einschnitten Gespart wird in nahezu allen Bereichen: Die Investitionen werden auf jährlich 1,5 Millionen Euro gedeckelt, mehrere Gebäude und Grundstücke sollen verkauft werden. Die Sanierung des Lehrschwimmbeckens wird gestrichen, die Sanierung der Turn- und Festhalle erfolgt nur im technisch notwendigen Umfang.

Auch im Bildungs- und Betreuungsbereich ist das Sparpaket spürbar: Verkürzte Öffnungszeiten in Kitas, höhere Elternbeiträge, geringere Reinigungsintervalle an Schulen. Die Schulkindbetreuung in Eutingen wird ab 2027/2028 durch eine Ganztagsschule ersetzt.Zudem wird der vorgesehene Amokschutz an der Grundschule gestrichen.

Bei der Feuerwehr wird das Budget reduziert, ebenso die Reinigung der Feuerwehrhäuser. Der Neubau eines Feuerwehrhauses ist frühestens 2030 geplant.

Vereine müssen mit weniger Unterstützung rechnen. Die Regelförderung wird um 30 Prozent gekürzt, Zuschüsse für Investitionen entfallen. Für Bauhof-Leistungen an Vereine und Kirchen sollen künftig 25 Prozent der Kosten abgerechnet werden.

Auch Einnahmen sollen steigen Neben Ausgabenreduzierungen setzt die Gemeinde auf Mehreinnahmen: Höhere Steuern, Gebühren, Mieten und Pachten sind vorgesehen – darunter die Erhöhung der Grundsteuer A und B ab 2027, der Gewerbesteuerhebesatz sowie Hallennutzungsgebühren. Die Einführung einer Grundsteuer C ist ab 2028 geplant.

Ortschaftsverwaltungen werden geschlossen

Auch der Personalbereich bleibt nicht verschont: Mehrere Stellen sollen gestrichen, freiwillige Leistungen reduziert werden. Die Ortschaftsverwaltungen werden geschlossen.

Öffentlicher Diskurs ausdrücklich gewünscht Bürgermeister Markus Tideman sowie die Ortsvorstehenden Ellinger-Gius, Dittmann und Metzner betonen, dass die Maßnahmen nicht leichtgefallen sind, aber unumgänglich seien. „Die strukturelle Schieflage kann nicht länger ignoriert werden“, so die einhellige Position.

Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich aktiv zu beteiligen: In den örtlichen Gremien am 20. Oktober sowie in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 23. Oktober, die mit einer Einwohnerfragestunde beginnt.

Anpassungen am Konzept sind noch möglich – allerdings nur, wenn sie sich neutral auf die Einsparsumme auswirken. Der Gemeinderat will den Prozess so transparent wie möglich gestalten.

Die Botschaft ist klar: Eutingen muss sparen – und zwar auf breiter Front. Die Hoffnung bleibt, dass Land, Kreis und Bund künftig stärker zur Entlastung beitragen.