Manfred Kränzler und Klara Stingel mit der Skulptur vom säenden Bauern nebst Ehefrau und Teufel. Foto: Rüdiger Wysotzki

Ein Vortrag zum Thema „Vom Unkrautsäer zum Unkrautversteher“ stand im Museum für Volkskunst in Meßstetten auf dem Programm. Referent Manfred Kränzler berichtete von seinen Erfahrungen mit der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.

Was die Skulptur des Unkrautsäers aus dem Museum zu erzählen hat: Unter diesem Motto stand der Vortrag im Museum für Volkskunst in der Hangergasse. Der erste Stock des Gebäudes war fast bis zur Kapazitätsgrenze mit Interessierten gefüllt. Begrüßt hat die vielen Besucher die neue Museumsleiterin Klara Stingel.

 

Ausgang für den Vortrag waren die Skulptur des Unkrautsäers und eine Schülerfrage. „Warum läuft der Teufel hinter dem Bauern und seiner Frau her?“ Es geht um die 1820 geschnitzte Szene eines pflügenden Bauern und seiner ihm nachfolgenden und aussäenden Frau. Mit Abstand folgt ihnen eine Unkraut säende böse Figur. Diese spiegelt die Furcht der damaligen Bevölkerung wider. Die Natur nahm der fast ausschließlich von der Landwirtschaft lebende Mensch nämlich einst als Bedrohung wahr.

Dazu kam das „Jahr ohne Sommer 1816“, ausgelöst durch die Explosion des indonesischen Vulkans Tambora – sie war der Grund für eine der weltweit größten Hungersnöte in der Menschheitsgeschichte. Viele wanderten aus. Am 31. Juli 1816 fiel in der Gegend Schnee. Die Quecke, Acker Kratzdistel, Ampfer und die Ackerwinde gehörten zu den Plagen.

Referent Manfred Kränzler bewirtschaftet seit 1996 den rund 260 Hektar großen biologisch-dynamisch geführten Schönberghof bei Isingen nach den Grundsätzen des Demeter-Verbandes. Er veränderte damit seine Sichtweise von der konventionellen Landwirtschaft hin zur ökologischen Landwirtschaft, wie er berichtete.

Hat der Bauer früher gegen die Natur ums Überleben gekämpft, so sehe man die Umwelt inzwischen als Mitwelt. Durch seine Beobachtung der Natur und seine Erkenntnisse aus seiner jahrelangen Tätigkeit entwickelte sich für ihn das Unkraut zum Beikraut: Diese Pflanzen helfen der Landwirtschaft. Diese „Anzeigekräuter“ zeigten, ob mit dem Ackerboden etwas nicht stimme. Disteln dokumentierten beispielsweise, dass zu früh im Jahr gepflügt wurde: Der Boden war zu kalt, und die schützende Grünschicht wurde zu früh entfernt.

Pestizide vernichten mehr als Unkraut

Der ausschließliche Einsatz von Pestiziden sei aus mehreren Gründen fraglich: Ein chemischer Rundumschlag vernichte nicht nur die aktuellen Unkräuter im Boden, sondern auch weitere Pflanzen und Insekten. Zudem bleibe die ausgestreute Chemie nicht standorttreu, sondern verflüchtige sich auf die umliegende Landwirtschaft, die Wiesen und den Wald.

Beim Thema Humus gerät Kränzler ins Schwärmen

Auch der richtige Maschineneinsatz sei wichtig. Überschwere Traktoren verdichteten den Boden und ließen ihn nicht atmen. Spezielle Anbaugeräte griffen tief in den Humus hinein und nach den Wurzeln des Unkrauts, während die Maschine gleichzeitig säe.

Beim Thema Humus gerät Kränzler ins Schwärmen. Auf gesundem Humus wüchsen gesunde Pflanzen. Bei guter Bodenhaltung bleibe dieser stabil und werde nicht weggeschwemmt oder zu hart verdichtet. Das sei wie eine Impfung der Mikrobiologie.

Der Vorhang zu und viele Fragen offen

Die Vortragsbesucher stellten am Schluss jede Menge Fragen, und nach dem offiziellen Ende hielten die Gespräche und Diskussionen noch eine ganze Weile an. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Gesangverein Unterdigisheim mit zwei Liedbeiträgen.