Die Ausstellung „Same Eyes – different Storys“ in der Aula des Scheffelgymnasiums gehört zu den Interkulturellen Tagen. Foto: Baublies

Was bedeutet Augenkontakt und wie schnell fällen wir ein Urteil? Die Kultur-AG des Lahrer Scheffel-Gymnasiums hat am Freitagabend die Ausstellung „Same Eyes – different Storys“ eröffnet. Dazu gehörte die Performance „The Artist is present“.

Die Ausstellung, zu der bei der Vernissage gerne mehr Besucher hätten kommen können, ist begehbar. Von der Decke hängen großformatige Fotografien, die jeweils ein einzelnes menschliches Auge überdimensional abbilden. Auf der Rückseite ist ein QR-Code gedruckt, der wiedergibt, was die Person hinter dem Bild bereit ist, von sich zu erzählen. Ob Besucher aus dem extremen Ausschnitt der entsprechenden Gesichter die realen 29 Personen – Lehrer und Schüler der Schule – erkennen können? Die Texte verraten nur die Vornamen und sind so immer noch zum Teil anonym.

 

Karina Dannecker und Nadiz Tran, die zu der AG gehören, stellten zusammen mit der Lehrerin Jennifer Haller die Intention hinter der Ausstellung, dem Tisch und den zwei Stühlen inmitten der Bilder vor. Stühle und Tisch gehören zu dem Experiment „The Artist is present“, das die Künstlerin Marina Abramović vor mehr als zehn Jahren unter anderem im Museum of Modern Art in New York inszeniert hat. Zwei Besucher setzen sich gegenüber und sehen sich einfach an. Die Frage ist, wie lange die beiden den Blickkontakt halten können.

Ergebnisse des Experiments sind sehr individuell

Beim Auftakt der Ausstellung hat Dannecker eine Viertelstunde die Blicke verschiedener Gegenüber – ja, was nun: Ausgehalten oder ertragen? Bei dem Experiment geht es darum, zu erkennen, wie schnell jeder nach einem kurzen Blickkontakt, der immer die Augen des anderen sucht, ein Urteil fällt. Das Erlebnis ist also individuell. Die zwei Schülerinnen der Kultur-AG haben bei der Vernissage verraten, dass es bei der Vorbereitung sehr viele und unterschiedliche Gefühlsregungen gegeben hatte.

Mit „Same Eyes – different Storys“ haben die Mitglieder der Kultur AG das Experiment des „anwesenden Künstlers“ erweitert. Die Fotografien ertragen den Blickkontakt der Besucher beliebig lang oder kurz, und die Geschichten, die erst nach dem Scan sichtbar werden, sind schriftlich fixiert. Schüler aller Klassenstufen und einige Lehrer haben etwas aus ihrer Biografie zum jeweiligen Bild aufgeschrieben. Der QR-Code wird im Zeitalter des allgegenwärtigen Handys kein Hindernis sein. Allerdings müssten die Interessierten eben aktiv werden.

Einige Beispiele: Amara hat einen kurdischen Migrationshintergrund. Sie ist stolz, dass sie ihre kurdischen Wurzeln als Deutsche hier nicht verstecken muss. Angelina, deren Familie aus Armenien stammt, sieht das ähnlich. Sie ist stolz auf ihre zweite Heimat und freut sich auf den nächsten Besuch.

Schüler erkennen, dass sie stolz auf ihre Herkunft sind

Guillaume stammt aus Frankreich und beschreibt eine andere Esskultur in den beiden Ländern, an die sie sich aber nach und nach gewöhnt hat. Zudem sind die Unterschiede zwischen Baden und dem Elsass gerade in dieser Hinsicht geringer. Nadine, die aus Vietnam stammt, hat gelernt, mit Vorurteilen und der Ignoranz ihr gegenüber zu leben. Mit dem Ergebnis, dass sie dadurch ebenfalls stolz auf ihre Herkunft und ihr eigenes Antlitz ist, das auf ihre Vorfahren verweist. Philipp hat einen ganz anderen Migrationshintergrund. Er ist aus Island hierher gekommen. Da er sich durch das Aussehen nicht unterscheidet, hat er die Erfahrung der anderen – hier zitierten – nicht gemacht. „Das zeigt, wie sehr das Aussehen täuschen kann.“

Zur Erfahrung gehört unbedingt, dass die eigentlich sehr individuellen Augen, so extrem wie sie aus dem gewohnten Blick der Betrachter entfernt wurden, kaum Rückschlüsse zulassen.

Die Ausstellung

Die Ausstellung mit „gleichen Augen – unterschiedlichen Geschichten“ ist noch bis zum 22. November von Montag bis Freitag zu sehen. Geöffnet ist die Aula des Scheffel-Gymnasiums zwischen 16 und 17 Uhr.