“Für mich persönlich ist es wichtig zu bekräftigen, dass ich denke, gleichgeschlechtliche Paare sollten die Möglichkeit bekommen zu heiraten,” sagte Obama. Foto: Spang

Präsident geht mit Unterstützung für die Home-Ehe ein politisches Risiko ein.

US-Präsident Barack Obama geht mit seiner offenen Unterstützung für die Gleichberechtigung homosexueller Paare ein politisches Risiko ein. Trotz rapide wachsender Unterstützung bei den jüngeren Amerikanern wird die Homo-Ehe von Teilen der Bevölkerung weiter ablehnt. Vor allem unter religiös eher konservativen Wählern, der Landbevölkerung und weißen Arbeitern. Allesamt Wählergruppen, mit denen Obama ohnehin Schwierigkeiten hat.

Umso mehr Beifall verdient der Präsident für seine mutige Standortbestimmung, die er in einem eilends organisierten Interview mit dem Fernsehsender ABC am Mittwoch vornahm. Ein symbolisch wie politisch bedeutsamer Schritt auf den viele seiner Anhänger lange gewartet hatten.

Bloße Zivil-Partnerschaften nicht ausreichend, um die Diskriminierung zu beenden

“Für mich persönlich ist es wichtig zu bekräftigen, dass ich denke, gleichgeschlechtliche Paare sollten die Möglichkeit bekommen zu heiraten,” erklärte Obama im Gespräch mit Robin Roberts. Er habe sich von seinen Gesprächen mit seiner Frau und Töchtern, aber auch gleichgeschlechtlichen Freunden überzeugen lassen, das bloße Zivil-Partnerschaften nicht ausreichten, die Diskriminierung zu beenden. Der Präsident argumentierte mit der “goldenen Regel”, die er seinen Kindern beibringe “und die mein Handeln als Präsident motivieren.”

Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Obama viele Aktivisten enttäuscht, die sich ausgerechnet von dem ersten schwarzen Präsidenten eine mutigere Haltung beim Einsatz an der letzten offenen Bürgerrechtsfrage gewünscht hätten. Der Präsident erklärte damals, er sei mit dem Thema am Ringen. Dass er nun in einem Wahljahr diese wichtige Festlegung trifft, versöhnt ihn mit seinen liberalen Kritikern.

"Dieses Land bewegt sich"

Dagegen dürfte Obama die Rechte weiter aufgebracht haben. Mitt Romney bekräftigte nicht nur seine Ablehnung der Homo-Ehe, sondern wies auch zivile Partnerschaften zurück, “wenn sie der Ehe gleichgestellt werden.” Diese Position habe er schon immer vertreten. Ob er etwas unternehmen werde, die geltende Rechtslage in neun Bundesstaaten zu untergraben, die seiner Definition entsprechen, ließ der republikanische Präsidentschaftskandidat offen.

“Wir haben jetzt eine klare Wahl zwischen Romney und Obama”, findet Maggie Gallagher von der “National Organization of Mariage“, die gegen die Homo-Ehe polemisiert. Das findet auch Barney Frank, der als erster Kongressabgeordneter vor Jahren offen zu seiner sexuellen Orientierung stand. “Dieses Land bewegt sich”, analysiert er die Situation. Es sei interessant, das jedes Mal, wenn jemand etwas unternehme, das die Rechte gleichgeschlechtlicher Paare unterstütze, dies sich als populär und nicht sonderlich kontrovers herausstelle.

Vermutlich hat Barney recht. Doch die Abstimmung der Wähler in North Carolina an diesem Dienstag, die einen Bann der Homo-Ehe im Gesetz des Bundesstaates verankerten, sollte eine Warnung bleiben. Obama muss seine Entscheidung erklären und darf das Feld nicht den Fundamentalisten überlassen.