Nachdenklich blickt Bürgermeister Sascha Dengler auf unserem Archivbild aus dem Fenster seines Amtszimmers im Rathaus von Enzklösterle. Das räumt er nun nach nur drei Jahren. Wegen der fehlenden Vereinbarkeit des Ehrenamtes mit Familie und Beruf scheidet er zum 31. Juli aus seinem Amt Aus. Foto: Mutschler

Paukenschlag in Enzklösterle: Die Gemeinde braucht außerplanmäßig einen neuen Bürgermeister. Sascha Dengler gab bekannt, dass er zum 31. Juli aus seinem Amt ausscheidet.

Enzklösterle - Zum Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung in Enzklösterle gab Bürgermeister Sascha Dengler bekannt, dass er zum 31. Juli seine Entlassung aus dem Amt als ehrenamtlicher Bürgermeister beantragt habe. Er habe die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei seiner Wahl im Jahr 2019 fehleingeschätzt, ließ Dengler das Gremium und die anwesenden Zuhörer bezüglich seiner Entscheidung zum Rücktritt wissen. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte er die Vorstellung, dass sich Familie und zwei Berufe miteinander vereinbaren lassen. Sein Resümee der vergangenen Jahre: "Die ständige Dauerbelastung zermürbt irgendwann, da sich nicht alle Termine, Gespräche und Sitzungen wahrnehmen lassen, die in der Position des Bürgermeisters notwendig wären." Unerwartet sei noch ein Pflegefall innerhalb der Familie hinzugekommen, der alle Kraft und Zusammenhalt erfordere und immer wieder für kurzfristige Planänderungen sorge, ließ Dengler wissen.

Herausfordernder und intensiver Beruf

Er wollte – und das sagte er bei seiner Wahl vor knapp drei Jahren – nicht nur acht Jahre Bürgermeister in Enzklösterle sein. Es tue ihm leid, wie sich die Situation entwickelt habe. Als Polizeibeamter habe er einen herausfordernden und intensiven Beruf, weshalb es ihm nur eingeschränkt möglich gewesen sei, in Enzklösterle präsent zu sein, obwohl ihm sein Arbeitgeber für die Ausübung des Ehrenamtes sehr entgegengekommen sei. "Man hinkt immer dem Anspruch beider Berufe beziehungsweise Tätigkeiten hinterher und das kann auf Dauer nicht die beste Lösung für Enzklösterle sein", schreibt Dengler ergänzend dazu in einer Pressemitteilung.

"Es war eine teils schwere, teils sehr leichte Entscheidung", kommentierte er seinen Schritt, die Entlassung aus der ehrenamtlichen Tätigkeit als Schultes in Enzklösterle zu beantragen. Schwer deshalb, weil ihm das Heidelbeerdorf und die Menschen am Herzen liegen, aber leicht, weil für ihn die Familie über allem stehe und er dem Anspruch zweier Berufe hinterher zu hinken, nicht als dauerhaft beste Lösung für Enzklösterle sehe.

Wertvolle Erfahrung

Es war für ihn eine wertvolle Erfahrung und eine Zeit, in der auch der Gemeinderat auf ihn viel Rücksicht genommen habe. Er bat das Gremium um Verständnis für seinen Wunsch zum Rücktritt und betonte ausdrücklich, dass es keinerlei Diskrepanzen mit dem Gemeinderat oder der Verwaltung gab oder gibt. Landrat Helmut Riegger sowie die Bürgermeister Marco Gauger und Heiko Stieringer von der Verwaltungsgemeinschaft seien bereits informiert, sagte Dengler.

Familie geht vor

Ratsmitglied Michael Faschon pflichtete Dengler bei, dass Familie vorgehe. Der Gemeinderat war überrascht, diese Nachricht zu hören, respektiere jedoch die Entscheidung des Bürgermeisters und seinen Mut für diesen Schritt, der womöglich einige schlaflose Nächte verursachte, so die Worte von Bürgermeister-Stellvertreter Faschon. Sascha Dengler war emotional berührt von diesen Worten und empfahl dem Gemeinderat unter dem Motto "The Show must go on" vieles, was bereits auf den Weg gebracht wurde, konsequent weiterzuführen und den erfolgreich eingeschlagenen Weg sowie die positive Entwicklung der vergangenen Jahre mit einem neuen Bürgermeister oder einer Bürgermeisterin fortzusetzen. Gleichzeitig dankte er dem Ratsgremium, seinen Mitarbeitern und allen Bürgern von Enzklösterle für die sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit in den zurückliegenden Jahren.

Als gut gemeinten Ratschlag gab er dem Gremium mit auf den Weg, die Position des Bürgermeisters von Enzklösterle mit seinen 1200 Einwohnern und den vielfältigen Aufgaben künftig hauptamtlich zu besetzen und dafür die Voraussetzungen durch eine Änderung der Hauptsatzung zu schaffen. Über das weitere Vorgehen müssen nun Gemeinderat, Bürgermeister und Verwaltung beraten.

Kommentar: Hohe Belastung

Von Bernd Mutschler

Nach drei Jahren tritt Sascha Dengler als Bürgermeister von Enzklösterle zurück. Das kommt überraschend. Aber die Argumente Denglers wiegen schwer: Eine Gemeinde – und sei sie auch so klein wie Enzklösterle – mal eben so im Ehrenamt neben Beruf, von dem er zwar in Teilen freigestellt ist, und Familie zu wuppen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Vor allem dann, wenn weder Wohnort noch Arbeitsplatz in Enzklösterle liegen. Dann kann man nicht mal kurz alles stehen und liegen lassen, wenn eine wichtige Sitzung ansteht oder etwas schnell entschieden werden muss. Dengler rät dem Gemeinderat zu einem hauptamtlichen Bürgermeister. Und das Gremium ist gut beraten, mit spitzem Griffel zu rechnen, ob das nicht doch machbar ist. Denn ansonsten stellt sich auch die Frage, ob sich die Gemeinde ihre Selbstständigkeit noch leisten kann.