Familien von Kindern mit schweren Beeinträchtigungen mussten bisher nach Freiburg oder Karlsruhe. Mit der Eröffnung des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) können die Kinderpatienten ab sofort umfassend in Offenburg behandelt werden.
„Es war ein langer Weg“, bilanzierte Landrat Erny bei der SPZ-Eröffnung am Dienstagabend in der Kinderklinik Ortenau. 15 Jahre habe es gedauert von der Idee eines Sozialpädiatrischen Zentrums am Standort Offenburg bis zu seiner Verwirklichung. Zwischendurch sei auch Gengenbach als Standort im Gespräch gewesen. Nun sei aber in Offenburg alles am richtigen Platz, so Erny. Entsprechend dem Anlass war die Stimmung bei der Feierstunde erkennbar gelöst.
Das neue ambulante Behandlungszentrum schließt eine Versorgungslücke. Es ist der Ortenauer Kinderklinik untergeordnet und ermöglicht laut Ortenau-Klinikum eine umfassende interdisziplinäre Diagnostik und Behandlung für Säuglinge, Kinder und Jugendliche, die an einer chronischen Erkrankung leiden, entwicklungsverzögert oder in der Entwicklung gestört beziehungsweise von Behinderung bedroht oder beeinträchtigt wird.
Das SPZ soll eine umfassende Betreuung der Patienten garantieren
Damit verspricht sich das Ortenau-Klinikum eine deutliche Standortaufwertung. Aber auch die in der Region niedergelassenen Kinderärzte sollen durch das SPZ entlastet werden, wie Landrat Erny in seiner Rede betonte. Vor allem aber sollen die jungen Patienten und ihre Familien wohnortnah rundumversorgt werden können.
Ein breites Netzwerk aus Fachärzten, Therapeuten, Spezialisten soll mit dem Pflegeteam eine auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder ausgerichteten Behandlung gewährleisten. Auch die Kinderklinik-Schirmherrin Mauritia Mack legte den Fokus auf die erwarteten Synergieefekte, durch die eine umfassende medizinische, psychologische und soziale Betreuung erst realisiert werden könne. Besonders betonte Mack das Engagement von Kinderklinik-Chefarzt Patrick Gerner. Dieser habe die Umsetzung einer SPZ-Angliederung maßgeblich zu verantworten.
Die Standorte für Sozialpädiatrische Zentren sind im Land rar gesät. Dabei bedeuten gerade für Familien mit Kindern mit speziellen Erkrankungen weite Reisen oft eine auf Dauer unzumutbare Herausforderung, führte die Vorsitzende des Fördervereins der Kinderklinik Martina Bregler aus.
Bisher mussten viele Patienten aus der Region für Diagnostik und Therapie an die SPZ-Standorte in Freiburg oder Karlsruhe fahren. Und weil die Zentren in Deutschland so selten sind, müssten viele Familien bis zu sechs Monate auf einen Termin warten: „Zeit, die viele Kinder nicht haben“, erklärt Nicola Kuhnke, die die Leitung des SPZ in Offenburg übernimmt.
Kuhnke kommt aus Freiburg und gehörte bisher dem Kinder-Palliativteam des dortigen Universitätsklinikums an. Ihre neue Leitungsstelle bezeichnet die Ärztin als Chance, wie sie es nur einmal im Leben gibt: „Vielen Dank, dass ich mich in ein gemachtes Nest setzen darf“, bedankte sich Kuhnke scherzhaft.
Fundraising-Konzept bewährt sich
Das Ortenau-Klinikum wirbt seit dem vergangenen Jahr im Rahmen eines professionellen Fundraising-Konzepts intensiv um Spenden. So wurde auch das SPZ der Ortenauer Kinderklinik teilweise mit Spenden finaziert. Insbesondere die Sparkasse Offenburg-Ortenau hat mit eine Spende von 127 000 Euro eine umfassende Erstausstattung des SPZ ermöglicht, betonte die Vorstandsvorsitzende des Ortenau-Klinikums, Claudia Bauer-Rabe.