Im Oberndorfer Tafelladen hat sich der Anteil der zum Kauf berechtigten Personen verdoppelt. Foto: Reimer

Die Lage in den Tafelläden wird immer prekärer – jetzt hat der Sozial-, Kultur- und Schulausschuss des Rottweiler Kreistags über einen Zuschuss in Höhe von 6775 Euro diskutiert.

Kreis Rottweil - Der Ukraine-Krieg, knappe Lebensmittel und ein hoher Organisationsaufwand – die Tafelläden im Landkreis Rottweil stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Zahlreiche Geflüchtete sind in den Kreis Rottweil gezogen, und somit habe sich die Anzahl der Familien, die zum Einkauf berechtigt sind, verdoppelt, hatte die SPD-Fraktion des Oberndorfer Gemeinderats mitgeteilt. Kreisrätin Ruth Hunds (SPD) hatte das in den Kreistag weitergetragen.

Da die Ukrainer anfangs noch kein Bargeld hatten, hatte der Tafelladen manche Lebensmittel auch unentgeltlich herausgegeben. Dadurch seien in Oberndorf Außenstände in Höhe von 1 000 Euro entstanden, so Hunds.

Jährlich fördert der Landkreis Rottweil die vier Tafelläden in Oberndorf, Rottweil, Schramberg und Sulz mit einem Betrag von 22 000 Euro.

Ist die aktuell herausfordernde Lage ein Grund, den Tafelläden finanziell zusätzlich unter die Arme zu greifen? Ende Mai wurde diese Frage schon im Kreistag angeschnitten. In der Sitzung des Kreis-Sozialausschusses erging nun nach einer Diskussion ein Empfehlungsbeschluss an den Kreistag, der die endgültige Entscheidung treffen wird.

Alle Tafelläden haben höheren Ausgaben

Die Initiative, die 1000 Euro zu gewähren, habe zwar der Tafelladen in Oberndorf gegeben, so Landrat Wolf-Rüdiger Michel. Er sehe aber das selbe Problem in allen vier Tafelläden, also in Oberndorf, Rottweil, Schramberg und Sulz. Er wolle keinen bevorzugen und deshalb jedem Tafelladen einen zusätzlichen Zuschuss gewähren.

Ausgehend vom Einzugsgebiet des Tafelladens Oberndorf und den dortigen Außenständen ergibt sich hochgerechnet für die vier Tafelläden im Kreisgebiet ein Betrag von insgesamt 6775 Euro. Dieser Betrag soll anteilig nach der Einwohnerzahl je Einzugsgebiet auf die vier Tafelläden aufgeteilt werden. Der Zuschuss liege innerhalb des Budgets, so der Landrat.

Landrat rechnet mit mehr Kunden in Zukunft

Bei den Kreisräten fand die Förderung der Tafelläden Zustimmung. Kreisrat Thomas Engeser (FWV) hielt die Aufteilung des Betrags nach der Größe für "die gerechteste Lösung". Außerdem, so Landrat Michel, rechne man damit, dass die Tafelläden in Zukunft weitere Kundschaft erhalten. "Das Ehrenamt lebt von der Anerkennung, aber davon kann man nicht leben", argumentiert er. Deshalb müsse man den Tafelläden finanziell unter die Arme greifen.

Förderung angenommen

Kreisrat Gerhard Aden (FDP) wundert sich in diesem Zusammenhang, wie die Beschlussvorlage zustande kam. Im Ausschuss seien zwar alle Mitglieder von dem Zuschuss überzeugt gewesen – allerdings habe kein Tafelladen einen Antrag gestellt. "Wir handeln ohne Auftrag", warf Aden ein.

Nichtsdestotrotz stimmten die Ausschussmitglieder der Notwendigkeit der Freiwilligkeitsleistung zu. Der Förderung der Tafelläden wurde bei einer Enthaltung zugestimmt. Der Kreistag hat nun das letzte Wort.