Der Start der 17. Horber Vesperkirche: Alt und jung sitzen an einem Tisch und genießen das Essen und die Gemeinsamkeit. Foto: Juergen Lueck /Juergen Lueck

Die Kult-Torte ist schon vor der offiziellen Eröffnung verteilt. OB Rosenberger wird zum Helfer für die betagte Tischnachbarin. Warum die Vesperkirche bei Bosch-Rexroth jetzt Kult ist.

Die Vesperkirche im Horber Steinhaus. Der Treffpunkt für menschliche Wärme, Zuneigung. Mal weg vom Alltag und den Sorgen.

 

Und der Start ist schon mal hoffnungsfroh: Helferin Margarete Peters backt jedes Mal zum Start eine Kult-Torte. Diesmal Himbeeren mit Quarkbällchen. Doch schon vor der offiziellen Eröffnung sind die Stückchen verteilt. Die aufmerksame Nachbarin von Dekan Anton Bock hat schon eins reserviert.

Unvollkommenheit ist ein Teil in Leben

Der setzt in seinem Impuls gleich mal tierische Akzente. Hierbei erzählte er die Geschichte des heiligen Antonius, der sich in die Wüste zurückgezogen hatte, um Vollkommenheit zu finden. Doch ein Schwein verfolgte ihn auf Schritt und Tritt – ein Zeichen für Unreinheit und Schmutz. Doch irgendwann erkannte er, dass Unreinheiten zu seinem Leben dazugehören und fand Zufriedenheit.

„Kein Mensch ist perfekt. Sie können so vor Gott sein, wie Sie sind“, versichert Bock. Jeder habe einen Teil in seinem Leben, der unvollkommen sei und diesen Teil könne man annehmen.

Nachwuchskräfte sind mit Freude dabei

Kurze Pause für die ehrenamtlichen Helfer. 53 sind es diesmal – und bei Bosch-Rexroth ist das Mitmachen schon zum Kult geworden. Michael Vogelmann (Caritas) vom Orga-Team: „Im letzten Jahr kamen zwei der Nachwuchskräfte von den Azubis und Dualen Studenten. Denen hat es so gefallen, dass sie richtig Werbung für die Vesperkirche gemacht haben. Diesmal sind die Bosch-Rexrothler gleich mit einem Siebener-Team gekommen.“

Und denen macht es auch richtig Spaß. „Es ist mal was anderes, um unter die Menschen zu kommen. Und nebenbei macht man auch etwas Gutes“, freut sich Matti, einer der Azubis. Er ist für den Tag im Service aktiv. Stets mit einem Lächeln werden Teller abgeräumt und gefragt, ob alles in Ordnung sei.

OB Peter Rosenberger hilft seiner Sitznachbarin

Dabei freut sich das Orga-Team, dass dadurch ein Generationenwechsel zu spüren sei. Vor allem für die jüngere Generation, die sonst wenig Berührungspunkte in diesem Bereich hätten, sei das eine wichtige soziale Komponente.

Manche der Helfer gehören aber auch schon zum Inventar der Vesperkirche. Ursula Nagel hilft seit Beginn an, also seit 17 Jahren, ehrenamtlich bei der Vesperkirche. Von der Organisation bis zum Mithelfen ist die Rentnerin mit vollem Herzen dabei. Das schönste sei die Atmosphäre, findet sie, und ein Teil der Kirche zu sein.

Apropos Helfer. Bürgermeister Ralph Zimmermann und OB Peter Rosenberger sind mitten drin. Genießen die Polit-Auszeit zwischen der Diskussion um den Beigeordneten-Posten und OB-Kandidatur. OB Rosenberger bestellt sogar vegetarisches Essen, um es seiner betagten Tischnachbarin zu bringen.

Innehalten und den Alltag vergessen

90 Essen waren insgesamt für den ersten Tag eingeplant. Und die Resonanz konnte sich sehen lassen. Das Organisationsteam war begeistert, wie viele Menschen gekommen waren, um miteinander zu Essen und in den Austausch zu kommen – und das aus sämtlichen Gesellschaftskreisen. „Es ist durch die Bank gemischt. Und so soll das auch sein“, freut sich Ulrike Sommer, Mit-Organisatorin.

Für die Solidaritätsesser sollte eine Spende weiterhin 10 Euro betragen, damit die Kosten abgedeckt werden können, zeigt Vogelmann auf. Trotz der Inflation sei der Betrag zum Vorjahr gleich geblieben. Ohne finanzielle Unterstützung sei die Vesperkirche sonst nicht möglich.

Martin vom Ende lässt die Geige ruhen und singt mit seinem Duo-Partner Patrick Bär von „Fairy Tales“. Die Vesperkirche – kurz innehalten und den Alltag vergessen. Selbst die Tafelmusik bringt es auf den Punkt.

Weitere Informationen

Essen
In den nächsten Tagen kochen, neben der Spitalstiftung, am Freitag die Metzgerei Thomma und am Samstag das syrische Restaurant Morgenland. Das Morgenland sei auch schon im vergangenen Jahr mit dabei gewesen und bringe die kulturelle Vielfalt, die sich auch an den Tischen widerspiegelt, in das Essen, erzählt Michael Vogelmann von der Caritas. Die Vesperkirche ist ab 11 Uhr geöffnet und ab 11.30 Uhr wird Essen ausgegeben.

Besondere Gäste
Kommende Woche werden auch spezielle Gäste vor Ort sein. Am Montag der Lokalpolitiker Timm Kern von der FDP und am Donnerstag Klaus Mack von der CDU.

Kulturprogramm
In diesem Jahr gibt es aus Kapazitätsgründen in der Vesperkirche kein Kulturprogramm. Aus Erfahrung sei auch die Hürde für Menschen, die mit dem Bus kommen zu hoch, um zweimal am Tag in die Vesperkirche zu kommen, erklärt Michael Vogelmann von der Caritas.