Viele soziale Einrichtungen in Deutschland bieten jungen Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr an. Foto: Kahnert

Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist eine Möglichkeit, nach der Schule neue Erfahrungen zu sammeln. Möglich ist der Einsatz auch im Kinzigtal. Die 17-Jährige Celine Giesler berichtet über ihr Engagement und was die Arbeit ausmacht.

Fertig mit der Schule, aber noch keinen konkreten Plan für das Berufsleben – so geht es einigen jungen Menschen jedes Jahr. Ein Möglichkeit die Zeit sinnvoll zu nutzen, kann dann ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) sein. Nicht nur um sich in diesem Jahr für einen Berufsweg zu entscheiden, kann das FSJ hilfreich sein, für manch eine Ausbildung muss dieses im Vorfeld sogar zwingend gemacht worden sein. Die Lebenshilfe im Kinzig und Elztal bietet einige Stellen für FSJler. Wie ein solches Jahr dort aussehen kann berichteten Franziska Kiefer-Bau und die FSJlerin Celine Giesler unserer Redaktion.

 

In der Lebenshilfe Kinzigtal arbeiten derzeit 16 FSJler. Noch zwei Stellen für die Werkstatt für Beteiligung in Haslach sind offen. „Jeder, der sich für eine gemeinnützige Organisation wie unsere engagieren möchte und höchstens 26 Jahre alt ist kommt für ein FSJ in Frage“, weiß die Verantwortliche Franziska Kiefer-Bau. Wer älter sei, könne einen Bundesfreiwilligendienst machen, auch in Teilzeit, ergänzt sie.

Die Aufgaben in dieser Zeit hingen von der Einsatzstelle ab, weiß Kiefer-Bau. Grundsätzlich gebe es Stellen im Wohnbereich – in Wohnhäusern und ambulanten Wohnformen – oder Stellen im Arbeitsbereich, zu dem auch heilpädagogische Tagesgruppen gehörten. „Es geht immer darum, Menschen mit Behinderung und ihren Begleitern zu assistieren – entweder, damit Menschen mit Behinderung einer Arbeit nachgehen können, eine sinnvolle Beschäftigung am Tage haben oder in ihrem alltäglichen Leben unterstützt werden können. Das kann von A wie Arztbesuch bis Z wie Zimmer aufräumen reichen“, erklärt sie.

Viele positive Rückmeldungen

Die FSJler seien für die Einrichtung von großer Wichtigkeit, denn: „FSJler erweitern unseren Horizont und bringen unter anderem ihre Jugendlichkeit mit ein – sie hören andere Musik, gehen anders mit Technik um und tun uns einfach gut“, so Kiefer-Bau. Und auch die Freiwilligen würden profitieren: „Die Erfahrungen, die man in einem FSJ macht und was man dabei über sich selbst lernt, können sehr wertvoll sein, das wird uns immer wieder rückgemeldet – auch von Eltern. Und manch ein FSJler entscheidet sich dann dafür, eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger zu machen.“

Die Freiwilligen bereichern die soziale Einrichtung

Celine Giesler ist 17 Jahre alt und eine der jungen Menschen, die ein FSJ bei der Lebenshilfe absolvieren. „Nach dem Schulabschluss war mir schon klar, dass ich einen sozialen Beruf ergreifen will, aber noch nicht welchen. Dafür wollte ich das FSJ nutzen“, erzählt sie. Sie komme aus Haslach und wusste deshalb bereits um die Möglichkeit ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe zu machen. Im September 2023 startete die dann im Berufsbildungsbereich der Werkstätten, den Beschäftigte nach ihrer Schulzeit durchlaufen. Anfangs konnte sie sich darunter nichts vorstellen, doch sie empfinde den Arbeitsalltag als abwechslungsreich und es mache ihr Spaß dort.

Ihre Aufgaben beschreibt sie: „Im Berufsbildungsbereich geht es unter anderem darum, dass man Arbeiten erst mal lernen muss. Ich unterstütze die Beschäftigten dabei, sich auf den Arbeitsprozess zu konzentrieren, neue Aufgaben zu meistern und Hilfsmittel sinnvoll einzusetzen.“ Auch organisatorische Aufgaben fielen in ihre Verantwortung sowie die Begleitung der Sportgruppen. „Der Kontakt mit den Menschen mit Behinderung macht mir am meisten Spaß, besonders, wenn ich eine positive Veränderung unterstützen konnte“, erzählt die 17-Jährige.

„Alle Menschen sind sehr unterschiedlich und man sollte sich nicht vorschnell ein Urteil über sie bilden. Ihre Stärken und Fähigkeiten lernt man erst mit der Zeit kennen“, beschreibt sie, was sie in ihrer Zeit bei der Lebenshilfe gelernt hat. Ein Höhepunkt ihres FSJs war eine Fasnachtsparty am Schmutzigen Donnerstag. Auf die Frage, ob sie nun später einmal in einem ähnlichen Bereich arbeiten wolle, antwortet sie entschieden: „Ja. Ich habe mich zu einer Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin bei der Lebenshilfe entschieden.“

FSJ in Deutschland

Die aktuellsten Zahlen zeigen, dass im Jahr 2021 etwa 53 342 Personen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Deutschland absolvierten. Diese Zahl stammt von der letzten statistischen Erhebung, die am 1. Dezember 2021 durchgeführt wurde. Im Bundesfreiwilligendienst (BFD), der ähnlich strukturiert ist wie das FSJ, leisteten im Januar 2023 etwa 36 524 Personen ihren Dienst.