Auf einen Wohnberechtigungsschein für eine Sozialwohnung haben viele Haushalte Anspruch, oft auch solche, die sich zu den Gutverdienern zählen. Quelle: Unbekannt

Neun bis zwölf Monate Bauzeit sind prognostiziert für die Sozialwohnungen, die in Lauffen auf dem Grundstück Hans-Ohnmacht-Ring 33 entstehen sollen.

Deißlingen-Lauffen - Wohnraum ist knapp geworden, bezahlbarer Wohnraum erst recht, auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und andere Zuwanderer wollen untergebracht sein. Schon im Frühjahr hat die Gemeinde Deißlingen daher mit Bauträgern Kontakt aufgenommen und deren Angebote geprüft. Im Juli hatte sich der Gemeinderat mit dem Projekt "Sozialer Wohnungsbau" im Hans-Ohnmacht-Ring in Lauffen befasst und sich für die Baugenossenschaft Donau-Baar-Heuberg mit Sitz in Trossingen als Bauträger entschieden.

Deren Geschäftsführer Oliver Jauch stellte die genauen Pläne der Genossenschaft für das Baugebiet "Kirchäcker Süd" am Dienstag dem Deißlinger Gemeinderat vor – wie er das am Tag zuvor im Lauffener Ortschaftsrat getan hatte. Schon dort waren die Pläne auf Zustimmung gestoßen. Der Deißlinger Gemeinderat gab dem Projekt jetzt ebenfalls seinen Segen.

Vergabe erleichtert

Zehn Wohnungen auf drei Etagen

Das Verfahren kann deutlich schneller ablaufen als gewöhnlich, weil die Gemeinde Erleichterungen des Vergaberechts nutzt: Bauaufträge, die der Unterbringung von Flüchtlingen dienen, können danach vergeben werden, ohne die langwierigen Vorgaben der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) einzuhalten. Die Frage, ob am Ende tatsächlich Flüchtlinge in den neu geschaffenen Wohnraum einziehen werden, stellt sich dabei zunächst nicht.

Den Planungen der Baugenossenschaft Donau-Baar-Heuberg nach entstehen unter der Adresse Hans-Ohnmacht-Ring 33 zehn Wohnungen auf drei Etagen mit einem bis vier Räumen und 24 bis 78 Quadratmetern Fläche. Die Kosten sollen inklusive Mehrwertsteuer rund zwei Millionen Euro betragen. Bürgermeister Ralf Ulbrich visiert eine Förderquote von 64 Prozent an, so dass die Gemeinde am Ende einen Betrag oberhalb von 700 000 Euro zu stemmen hätte.

Kompakt bauen spart Kosten

Beheizt werden sollen die Wohnungen über die Fußböden mit einer modernen Erdwärme-Heizung. Den nötigen Strom liefern teils Solarzellen auf dem Dach, die außerdem an einen Speicher mit zwölf Kilowattstunden Kapazität angeschlossen werden. Es handelt sich um ein "KfW-Effizienzhaus 55", das ist Voraussetzung für die Förderung durch das Land. Baubeginn soll im Frühjahr sein, die Bauzeit prognostiziert Oliver Jauch mit neun bis zwölf Monaten. Bei Baubeginn im Frühjahr wäre mit der Fertigstellung demnach bis Anfang 2024 zu rechnen.

Gespart, wo es ging

Wie baut man heute noch so günstig? Möglichst kompakt, erläuterte Oliver Jauch, .indem man auf der Fläche so viele Wohnungen wie machbar unterbringt, ohne dass der Komfort leidet. Um auch das Dachgeschoss möglichst vollständig nutzen zu können, wurde eine hohe Dachgaube geplant. Bodentiefe Fenster werden für helle Zimmer sorgen.

Robuste Farbe ersetzt Vinylboden

Andererseits wurde gespart, wo es ging. Das Haus bekommt keinen Keller, Stauraum wird deshalb rar sein. Oliver Jauch drückte das so aus: "Abstellmöglichkeiten erfolgen über die Möblierung." Der Estrich wird nur mit einer robusten Spezialfarbe grau gestrichen. Das werde wohnlich aussehen, versicherte Jauch.

Auch bei der Heizung haben die Planer den Rotstift angesetzt: Jede Wohnung wird nur einen Temperaturregler bekommen, der die Wärme in allen Räumen steuert. Nachfragen der Gemeinderäte, ob das keine Energievergeudung bewirke, trat Oliver Jauch entgegen: Innerhalb der Wohnungen finde zwischen den Räumen ohnehin ein Wärmeaustausch statt. Es sei sicher weniger komfortabel, aber energetisch nicht von Nachteil, die Heizung zentral zu steuern.

Nicht nur für Flüchtlinge

Die fensterlosen, jedoch belüfteten Badezimmer sind ebenfalls kompakt gehalten – die Dusche in einer konventionellen "Tasse". Ebenerdige Duschen seien schick, sagte Jauch, leider aber auf Dauer nicht dicht.

Mehrheit hat Anspruch auf Wohnberechtigungsschein

Die Gemeinde könnte als Miete für eine Vier-Zimmer-Wohnung zum Beispiel 522 Euro ansetzen, rechnete Oliver Jauch vor. Aber wer darf am Ende davon profitieren? Auch wenn das Gebäude im Zusammenhang mit der Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge entsteht, ist sich Bürgermeister Ralf Ulbrich sicher: "Die Wohnungen werden nicht vom ersten Tag an mit Flüchtlingen belegt sein."

Künftige Mieter werden einen Wohnberechtigungssschein (WBS) vorlegen müssen. Nach den Regeln in Baden-Württemberg können ihn 1- und 2-Personen-Haushalte mit Bruttoeinkommen von bis zu 51 000 Euro erhalten. Mit jeder weiteren Person im Haushalt steigt die Grenze um 9000 Euro. Oliver Jauch schätzt "60 Prozent der Bevölkerung haben Anspruch auf den WBS."

Damit trat er gleichzeitig Verdachtsmomenten entgegen, das neue Haus könne zu einem sozialen Brennpunkt werden.