Für die Zukunft gerüstet: Fast alle Youz-Mitarbeiter auf einem Bild. Foto: Hufschmidt/Youz

Gibt es Verstimmungen zwischen dem Nagolder Youz und dem OB? Wer bei der Hauptversammlung des Youz-Vereins nach Anhaltspunkten für ernsthaften Zwist suchte, wurde nicht wirklich fündig. Nagolds OB zollte den Youz-Mitarbeitern viel Lob für ihre Arbeit – rief allerdings auch zu einem selbstbewussteren Umgang mit Kritik auf.

Nagold - "Wir sind sehr, sehr dankbar für ihre Arbeit", sagte OB Jürgen Großmann. Den Bereich der Schulsozialarbeit hob er gesondert hervor. Mittlerweile ist die Stadt Nagold an allen Schulen mit Schulsozialarbeit vertreten – zu großem Teil über das Youz. "Sie haben auch gutes Personal dafür gewinnen können", lobte der OB. Wohlwissend, dass dies im boomenden Bereich der Schulsozialarbeit nicht selbstverständlich ist.

 

Nicht die Regel

Dass Großmann überhaupt die Hauptversammlung des Youz-Vereins besuchte, kann man freilich schon so interpretieren, dass der Kontakt intensiviert werden sollte – und dass es da eben durchaus Verstimmungen gab. Der Regelfall ist ein OB-Besuch zur Hauptversammlung des Youz jedenfalls nicht. "Ich bin hier, um einen umfassenden Eindruck zu bekommen", machte Großmann deutlich. Und nach den zuvor gehörten – wirklich auch in ihrer Breite beeindruckenden – Berichten aus allen Sparten der Youz-Arbeit, stand für Nagolds Stadtoberhaupt der Entschluss fest: Künftig sollen sich die politischen Gremien der Stadt wieder intensiver mit der Arbeit im Youz beschäftigen – der gesamte Gemeinderat soll künftig mindestes alle zwei Jahre einen umfassenden Bericht aus dem Youz hören. Der Fachausschuss alleine reichte dem OB nicht. Dieser Dialog sei notwendig, auch damit man sich gegenseitig kenne; und auch, um sich gegenseitig zu vertrauen.

Kritik aus dem Jugendgemeinderat

Diese Dialogbereitschaft forderte der OB vom Jugendhaus auch gegenüber seinen "Kunden" ein. In diesem Fall meinte er wohl auch den Jugendgemeinderat. Denn aus diesem Gremium heraus sorgte geäußerte Kritik am offenen Treff im vergangenen Jahr für einen erheblichen Teil der Disharmonien. Und dann ist da natürlich auch der Dialog mit den "Budgetverantwortlichen" – auch hier gab und gibt es Redebedarf – unter anderem wegen einer einmalig von der Stadt verhängten Einsparung für 2022 über 100 000 Euro. Doch Nagolds OB war sichtbar bemüht, die Wogen zu glätten. "Wenn mal wieder ein Pfiff um die Ecke kommt, dann lassen Sie sich nicht schalou machen." Ganz deutlich versicherte der OB, dass der Gemeinderat keine Absicht habe, die Arbeit des Youz unter dem Stichwort der Konsolidierung zu betrachten. Doch eine gewisse Offenheit und Flexibilität "in Ihrer Arbeit", auch gegenüber Veränderungen, forderte er schon ein.

Verlässlicher Partner

Bevor das Nagolder Stadtoberhaupt diese Worte sprach, hatte er aufmerksam die vielen Berichte aus den unterschiedlichen Arbeitsfeldern des Youz gehört – und auch die Zahlen von Geschäftsführer Gerd Hufschmidt zur Kenntnis genommen. Dabei wurde schon im Vorfeld des OB-Grußworts deutlich, dass sich in diesen Punkten bereits einiges getan hat. Aus den Reihen des Youz wurde da berichtet, dass der Jugendgemeinderat mittlerweile das haus besucht habe, und auch bald eine Sitzung im Youz abhalten wird. Und auch die Haushaltskonsolidierung von 100 000 Euro scheint man geschluckt zu haben. Der eigentlich traurige Grund, dass das Youz finanziell recht gut dasteht: Wegen Corona konnte das Youz die vergangenen zwei Jahre nur deutlich weniger Angebote machen als sonst, so manche Stelle blieb länger unbesetzt. Die Folge: Es wurde weniger ausgegeben. Die Vereins-Vorsitzende Andrea Mörk verdeutlichte: "Wir gehen verantwortungsvoll mit den Geldern um." Zuschüsse, die nicht gebraucht wurden, habe man und werde man zurückzahlen. "Die Überschüsse bleiben bei der Stadt", sagte Mörk. Das Youz sei da ein verlässlicher Partner für die Stadt – "auch in Zukunft".

Geschäftsführer Gerd Hufschmidt bestätigte in seinem Kassenbericht: "Es bleibt viel Geld übrig. Das zahlen wir denen zurück, die es gegeben haben." So wurden 68 000 Euro im Jahr 2020 und im vergangenen Jahr weitere 78 000 Euro zurückgezahlt. Hinzu kommt die Budgetkürzung in diesem Jahr von 100 000 Euro. "Also zusammengenommen rund eine Viertelmillion Euro an die Stadt."

Alles läuft auf vollen Touren

Diese 100 000 Euro in diesem Jahr einzusparen, dürfte womöglich gar nicht so einfach werden. Denn bei den zahlreichen Berichten aus den verschiedenen Sparten der Arbeit, die von Mitarbeitern des Youz geleistet wird, wurde eins deutlich: Einsparungen wegen Corona-Verboten gibt es aktuell keine mehr. Im Gegenteil: Alle Bereiche laufen auf vollen Touren – "endlich wieder normal" – wie nicht wenige Youz-Mitarbeiter berichteten. Vom Bufdi bis zum Schulsozialarbeiter, vom Geschäftsführer bis zur Bürokraft – rund 30 Menschen arbeiten im Nagolder Jugendhaus. Der in der Öffentlichkeit meist mit dem Youz in Verbindung gebrachte offene Treff wird dabei eigentlich nur von zwei hauptamtlichen Mitarbeitern verantwortet. Der Rest? Da ist zum Beispiel die Schulsozialarbeit von sechs Fachkräften an neun Schulen, die Kinderbetreuung in der Kinderkiste, Ganztagsbetreuung in der Zellerschule, am OHG oder der Burgschule und die Arbeit im Bürgerhaus Oberer Steinberg – mit Theater-, Tanz-, Koch- und Nähgruppen. Es sind Freizeiten wie die Daxburg, das Internationale Workcamp, Kooperationsprojekte und Freizeiten mit der Lebenshilfe, dem Kinderschutzbund, dem VfL Nagold oder der Urschelstiftung. Ferienangebote gibt es mittlerweile in fast allen Ferien, hinzu kommen Ausflüge, Sport- und Freizeit-Gruppen und das wichtige Integrationsmanagement. Und diese Liste ist garantiert noch nicht vollständig.

Kein Wunder also, dass die Versammlung auch von vielen Dankesworten geprägt war. Vor allem der Vorsitzenden Andrea Mörk war deutlich anzumerken, wie stolz sie auf ihr Youz-Team ist.