Das Publikum rockt bereits am ersten Tag ordentlich mit. Immerhin mussten die Festival-Fans nun zwei Jahre auf ihr geliebtes Southside verzichten. Foto: Patrick Nädele/Franziska Kimmich

Zwei Jahre lang mussten Musikbegeisterte auf das Southside Festival warten. Wie war der erste Tag? Welche Highlights stehen am Wochenende noch an?

Neuhausen ob Eck - Heiß, heißer, Southside – das galt nicht nur für das Wetter, das den Start ins Festival perfekt machte und für manches Nachtschattengewächs sogar schon zu viel des Guten gewesen sein dürfte, sondern auch für die rund 60 000 Besucher, die fast alle schon am Donnerstag anrückten, um sich den besten Platz zum Campen zu sichern.

Wie lief die Anreise der rund 60 000 Fans zum Festival?

Wie üblich waren die Zufahrtsstraßen ab dem Donnerstagmorgen bis zum frühen Abend überlastet durch die anreisenden Festivalfans, die sich die Vorfreude durch Stau jedoch nicht vermiesen ließen. Auch am Einlass musste reichlich Wartezeit eingeplant werden. Diese Gelegenheit nutzten manche Camper schon für einen kleinen "Willkommensdrink". Für einige startete die Party dann auch schon am Donnerstagabend, denn als "Warm-up" sorgte unter anderem "Grossstadtgeflüster" für Stimmung.

Wie war die Stimmung am ersten Festivaltag.

Dass die Fans es kaum erwarten konnten, zeigte sich schon am Einlass am Freitagnachmittag. Kaum öffneten sich die "Pforten", drängten die Massen auf das Festivalgelände. Auch bei ihren Outfits hatten sich die Southsider wieder mächtig Mühe gegeben. Bunt, schrill, mit Perücke, bunten Leggings, Glitzer und grellen Hawaiihemden – man wusste kaum, wohin man zuerst schauen sollte.

Was war zum Start das größte Problem?

Freilich war es vor allem die Hitze in Verbindung mit Alkohol, die manchem Probleme bereitete. Dennoch war es laut der Johanniter, die ihre Runden drehten, relativ ruhig den Tag über. Einige hitzebedingte Schwächeanfälle habe es zwar gegeben, jedoch hielt sich die Anzahl im Rahmen.

Vielleicht lag es an den kreativen Kopfbedeckungen, die die Festivalbesucher gewählt hatten. Während die einen ihre Köpfe gekonnt in Tücher gewickelt hatten, um sich vor der Sonne zu schützen, setzte die Vielzahl der Besucher auf einen Anglerhut – vorzugsweise mit poppigem Ananas-Motiv oder Ähnlichem. Die Outfits fielen derweil eher knapp aus – was manchem bereits einen ansehnlichen Sonnenbrand beschert hatte. Der guten Laune tat der jedoch keinen Abbruch.

Wie steht es um die Musikacts?

Der Auftakt hätte auch kaum gelungener sein können. Schon am Nachmittag konnten die Musikfans zwischen Deutschrap mit Ex-"Sxtn"-Mitglied Nura, die das Publikum mit frechen Sprüchen und heißen Tanzmoves zum Johlen brachte, Punkrock mit "Swiss und die Andern" oder "Tones and I" wählen, die mit "Dance Monkey" einen Hit gelandet haben, der lange im Radio hoch und runter lief. Selten war die Stimmung zudem so früh so gut gewesen wie bei "Skindred", die mit ihrer "Celebration of life" und einem Mix aus Metal, Reggae, Hip-Hop und Punk begeisterten.

Auch danach fiel die Entscheidung, ob es nun die Green, Blue, Red oder White Stage sein soll, schwer. Falsch machen konnte man in jedem Fall nichts, ob es nun das Rock-Duo "Royal Blood" war, dem im Gegensatz zu "herkömmlichen Rockbands" ein Schlagzeuger und ein Sänger/Bassist reicht, um die Zuhörer mitzureißen, oder Popmusikerin Alice Merton ("No roots"), die als Ersatz für Sam Fender verpflichtet wurde. Auch Namen wie "The Hives" und "Thees Uhlmann" dürften für Musikfans alles andere als unbekannt sein.

Noch vor dem Headliner am Freitag warteten drei echte Knaller, deren Auftritte sich teilweise überschnitten. Alternative-Rock- und Metalcore-Begeisterte kamen bei den Briten von "Bring Me The Horizon" absolut auf ihre Kosten. Und selbst, wer vorher kein Fan war, den riss die Energie von Frontmann Oli Sykes bei Liedern wie "Can you feel my heart", dem "Happy Song" und "Throne" vom sprichwörtlichen Hocker.

Kommen Hip-Hop-Fans auch auf ihre Kosten?

Ja, auch für Hip-Hop- und Rap-Fans war ein ansprechendes Parallelprogramm geboten. Den Anfang machte "Kummer". Der Frontsänger der Rockgruppe "Kraftklub" überzeugt solo durch clevere Lines mit viel Tiefgang und in Songs wie "Bei dir" mit der genau richtigen Mischung zwischen Härte und Verletzlichkeit.

Wie man Schmerzen und Niederlagen, aber auch Glücksgefühle und Erfolgserlebnisse in mitreißenden Rap verpackt und aus dem Schatten ins Licht tritt, dafür ist "Kontra K" Spezialist. Vor allem seine ehrlichen Texte haben ihm, der sich früher erst körperlich, dann verbal durchboxte, eine breite Fanbase beschert. Seine Songs erzählen Geschichten davon, wie es ist, ganz am Boden zu sein und sich dann mühsam wieder aufzurappeln und sich den steinigen Weg an die Spitze zu erkämpfen. Für viele Fans sind Lieder wie "Soldaten 2.0", "Kampfgeist 2" und "Erfolg ist kein Glück" längst zu Hymnen geworden.

Apropos Hymne: Der Abend hatte noch mehr zu bieten – den Headliner "Kings of Leon". Die US-Amerikaner stehen bereits seit mehr als 20 Jahren für Rockmusik ohne Schnörkel, dafür mit unvergesslichen Riffs und Melodien. Zu "Sex on fire" und "Use somebody" musste man einfach lauthals mitsingen.

Und auch danach war noch nicht die Zeit gekommen, um sich auf dem Campingplatz der Afterhour oder gar der Nachtruhe zuzuwenden: "Rise Against" bildeten den Schluss. Gesellschaftskritik und Politik verpackt in Punkrock und Hardcore: Das kann wohl kaum jemand so gut wie die US-Amerikaner, die dazu aufrufen, sich in schweren Zeiten nicht der Mutlosigkeit hinzugeben, sondern sich gegen Unterdrückung und das, was falsch läuft auf der Welt, aufzulehnen.

Wie geht es am Samstag und Sonntag weiter?

Nach diesem starken Auftakt am ersten Festivaltag ist die Vorfreude auf den Rest des Wochenendes groß, denn es warten noch einige Knaller. Am Samstagabend kann man sich mit Charlie XCX (bekannt durch "I love it" und "Break the rules") schonmal für die Headliner warmtanzen. Ein Highlight für Indie-/Alternative-Rock-Fans dürften "The Killers" ("Human") aus der Stadt der Sünde sein.

Gute Stimmung ist derweil beim Allround-Musiker-Duo "SDP" garantiert. Deren Frage "Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag?" dürfte in diesem Fall leicht zu beantworten sein. Ergänzt wird das Festivalprogramm an diesem Tag durch Bands wie "While She Sleeps", "Electric Callboy" und "Giant Rooks".

Was wird der Kracher am Samstagabend?

Absoluter Stimmungsgarant ist Samstags-Headliner "Seeed". Hits wie "Dickes B", "Ding" und "Augenbling" dürfte die Masse spielend leicht mitsingen können. Doch die Festivalfans sollten nicht ihr ganzes Pulver verschießen. Der Sonntag startet unter anderem mit Ex-"Sxtn"-Rapperin Juju. Ein echter Klassiker, den man einmal im Leben gesehen haben sollte, ist die US-amerikanische Punkband "Bad Religion". Sehens- beziehungsweise hörenswert sind zudem unter anderem "Foals", "Jimmy Eat World", "Von wegen Lisbeth" und die durch ihren Tanz-Hit "Dance with somebody" bekannt gewordenen Schweden von "Mando Diao".

Der Stilbruch danach könnte kaum extremer sein, denn die "Abrissbirne der deutschen Rapszene" K.I.Z. ist zu Gast. Mit Songs wie "Hurra die Welt geht unter" haben die Rapper eine breite Fanbasis. Am späteren Sonntagabend nehmen die "Twenty One Pilots" ihre Zuhörer auf eine Reise durch verschiedene Musik-Genres mit.

Danach sollten Festivalfans alle Kräfte bündeln, denn es heißt: Yippie Yippie Yeah Yippie Yeah, Krawall und Remmi Demmi. Hip-Hop und Electropunk verschmelzen bei "Deichkind" zu einem einmaligen Sound.

Wer dann immer noch nicht genug hat, der darf dabei zuschauen, wie das Festivalgelände mit DJ Martin Garrix zu einem riesengroßen Club wird. Ein ruhiger Sonntagabend? Nichts da.