Dieses Bild konnte Timm Rößler vom „Wolf vom Waldachtal“ machen. Folgt jetzt der genetische Beweis? Foto: Timm Rößler

Ein angefressenes Reh, zwei Sichtungen und eine DNA-Probe – nach Wochen der Ungewissheit könnte der Wolf im Kreis Freudenstadt bald genetisch nachgewiesen sein.

Ein Reh, zerfleischt am Waldrand. Zwei potenzielle Sichtungen am selben Tag von einem großen Caniden. Und eine Probe, die nun unter dem Mikroskop liegt. Es ist der bislang spannendste Moment in der Geschichte um den Wolf im Waldachtal – und womöglich der entscheidende Schritt hin zu einem gesicherten genetischen Nachweis.

 

Seit der ersten spektakulären Aufnahme des Hobbyfotografen Timm Rößler, der am 2. Mai zwischen Grünmettstetten und Tumlingen einen Wolf mit einem Reh im Maul fotografierte, wächst das öffentliche Interesse. Noch am selben Tag wurde ein Pfotenabdruck dokumentiert. Zehn Tage später lieferte eine Wildtierkamera ein weiteres klares Bild: „Die Fotos sind so gut, dass man diesmal von einem gesicherten Wolfsnachweis – C1, wie der Fachmann sagt – ausgehen kann. Er zeigt eindeutig die Merkmale des hier vorkommenden Wolfs“, erklärte damals Peter Daiker, Wildtierbeauftragter des Landkreises Freudenstadt.

Fehlender Baustein: Der genetische Beweis

Trotz dieser C1-Belege fehlte bislang das entscheidende Puzzleteil: ein genetischer Nachweis. Das könnte sich nun ändern.

Am 13. Mai wurde zwischen Pfalzgrafenweiler und Unterwaldach ein verendetes Reh gefunden – stark angefressen, in Straßennähe. Peter Daiker wurde informiert und untersuchte das Tier selbst. „Das Reh wurde von mir genau untersucht, Genetikproben wurden genommen“, sagt er. Die Analyse ergab: Das Tier war durch einen Unfall ums Leben gekommen. „Der Kadaver wurde nachfolgend als Nahrung genutzt. Dem Anschein nach waren mehrere Tierarten an der Nutzung beteiligt.“

Fressspuren deuten auf Caniden hin

Doch ein Detail macht den Fund besonders interessant: „Die Art und Weise der Nutzung deutet auf eine Beteiligung eines Caniden hin.“ Die Spuren könnten also durchaus von einem Wolf stammen. „Es kann zwar auch ein großer Hund gewesen sein, aber die Fressspuren ähneln schon denen eines hungrigen Wolfes“, sagt Daiker.

Auch zwei Sichtungen eines großen Caniden am selben Tag und in der Nähe des Fundorts erhärten diesen Verdacht. Daiker: „Die Sichtungsmeldungen werden aktuell von der FVA in Freiburg bewertet.“ Unter anderem hatte ein Autofahrer zwischen Pfalzgrafenweiler und Unterwaldach ein Foto gemacht. „Man sieht einen wolfähnlichen Körper in einer Wiese.“ Allerdings warnt Daiker vor voreiligen Schlüssen. „Ich habe gehört, dass es in Pfalzgrafenweiler auch wolfsähnliche Hunde gibt.“

Warten auf das Ergebnis aus dem Labor

Noch liegt das genetische Ergebnis nicht vor. Das könne gut zwei Wochen dauern. Und die Frage bleibt offen: War es wirklich der Wolf vom 2. Mai? Oder ein anderes Tier?

„Zum aktuellen Zeitpunkt wissen wir nicht, wo sich der am 2. Mai gesichtete Wolf aufhält“, sagt Daiker. „Als sehr mobile Tierart kann ein Wolf auch schon tags darauf viele Kilometer weiter sein. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass er sich noch in der Gegend aufhält.“ Auch eine Sichtung in Rangendingen – dort gibt es eine gute Aufnahme eine Wildtierkamera – könnte den Wolf von Waldachtal zeigen. „Die Entfernung kann das Tier durchaus zurücklegen. Und eine erneute Rückkehr in den Raum Waldachtal ist nicht ausgeschlossen.“

Die Hoffnung auf eine klare Antwort ruht nun auf der Genetik. „Ich habe wirklich ganz tolle Spuren eingeschickt. Ich hoffe, wir haben endlich Klarheit“, sagt Sobald die Untersuchungen abgeschlossen sind, wird das Umweltministerium die Ergebnisse veröffentlichen – und mit etwas Glück steht dann fest: Der Wolf vom Waldachtal ist nicht nur gesichtet, sondern genetisch belegt.