Ein Freibad-Besuch ohne Bikini-Oberteil: Ist das in Rottweil bald möglich? Foto: © leszekglasner – stock.adobe.com, Otto / Montage: Kieninger

Göttingen macht’s vor: Dort dürfen in Schwimmbädern neuerdings alle Badegäste gleich welchen Geschlechts "oben ohne" baden – zumindest an den Wochenenden. Werden auch in Rottweil künftig mehr entblößte Brüste zu sehen sein?

Rottweil - Vor noch gar nicht allzu langer Zeit, galt es als unangebracht, als Frau einen Bikini in der Öffentlichkeit zu tragen. Der Einteiler war Pflicht, die freie Sicht auf zu viel Haut nicht akzeptabel. Heutzutage ist das undenkbar. Vielleicht wird man in ein paar Jahrzehnten über die aktuelle Diskussion lächeln. Nachdem nämlich bekannt wurde, dass in Göttingens Schwimmbädern – plump ausgedrückt – die Hüllen fallen, stellt sich nun die Frage, ob die Stadt hier eine Vorreiterrolle einnimmt und eine neue Bademode-Revolution losgetreten hat, die bis nach Rottweil schwappen könnte.

 

In Smartphone-Zeiten schwer zu kontrollieren

Steven Ulrich, Abteilungsleiter Bäder der ENRW Energieversorgung Rottweil, bremst diese Aussichten aus: "Unsere Haus- und Badeordnung schreibt vor, dass alles, was den guten Sitten widerspricht, zu unterlassen ist. Vorgeschrieben wird das Tragen von üblicher Badekleidung im Nassbereich der Bäder." Ebenso sei alles zu unterlassen, was Sicherheit, Ordnung und Ruhe im Bad gefährden.

Badeordnung legt Bekleidung fest

"Eine ›Oben-ohne-Erlaubnis‹ würde die Persönlichkeitsrechte unserer Badegäste zudem permanent untergraben", nimmt er an. "Fotografieren und Filmen lassen sich in Zeiten von Smartphones ja kaum noch kontrollieren." Dem Gaffen wird aus Sicht des Abteilungsleiters durch eine gelockerte Kleidungsordnung Tür und Tor geöffnet. Darüber hinaus gehe er davon aus, dass sich speziell Familien mit Kindern gegen einen Besuch des Rottweiler Bades entscheiden würden.

Im Aquasol wurde laut Ulrich noch niemandem aufgrund von zu freizügiger Bekleidung Hausverbot erteilt. "Unsere Gäste wissen, dass der Badbereich in angemessener Badekleidung zu besuchen ist."

Lange Tradition der Texilfreiheit

Lediglich der Saunabereich stelle eine Ausnahme dar und sei als "textilfrei" deklariert. Auf die Frage, wieso Nacktheit in der Sauna in Ordnung ist, im Schwimmbad aber nicht, entgegnet Ulrich: "Saunieren verfügt hinsichtlich der Textilfreiheit über eine sehr lange Tradition. Zudem ermöglicht der textilfreie Besuch ein gesundheitsfördernderes Schwitzen."

Der Badebesuch in üblicher Badebekleidung gibt die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen in einer Muster-Haus- und Badeordnung vor. "Jeder Bad-Betreiber kann sein Hausrecht ausüben und durch den geschlossenen Nutzungsvertrag stimmt der Gast der jeweiligen Haus- und Badeordnung zu. Diese ist in jedem Bad im Eingangsbereich einsehbar", so Ulrich. Zudem sei der Wunsch, oben ohne oder gar nackt schwimmen zu gehen, noch nie an ihn herangetragen worden. Vielleicht ändert sich das ja künftig.

Gespannt wird das Test-Angebot verfolgt

Auch in Rottweil wird mit Argusaugen verfolgt, wie sich das Test-Angebot im niedersächsischen Göttingen entwickelt, das vorerst von Mai bis August gilt. "Es wird sich zeigen, welche Erfahrungen dort gemacht werden", sagt Ulrich. Abzuwarten bleibt nun, ob die Entwicklungen Wellen schlagen oder wieder verebben. In dieser Saison, so der derzeitige Stand, bleiben die Brüste in Rottweil jedenfalls bedeckt.